Wieso hat der Berliner Senat Pädophile unterstützt?


13.09.2021, 01:28

Gibt unzählige Berichte und Zeitzeugen.

3 Antworten

Es war nicht "der Berliner Senat". Es gab nie eine Entscheidung der Senats, dass Kinder an Pädophile vermittelt werden sollen.

Kentler war damals Leiter der Abteilung Sozialpädagogik des Pädagogischen Zentrums Berlin. Das Projekt startet wohl 1969.

In der Studie „Die Unterstützung pädosexueller bzw. päderastischer Interessen durch die Berliner Senatsverwaltung“ von 2015 wird eine Aussage Kentlers aus dem 1979 erschienenen Sammelband „Sexualität. Materialien zur Sexualforschung“ zitiert:

Nach unseren Vorstellungen kann Heranwachsenden nichts Schädlicheres geschehen, als in eine sexuelle Beziehung zu einem Erwachsenen verwickelt zu werden. Daß trotz zahlreicher Untersuchungen bisher nie die erwarteten schädlichen Folgen bei Kindern oder Jugendlichen festzustellen waren, vermag unsere feste Abwehrhaltung nicht zu erschüttern, und damit wird verhindert, dass womöglich positive Folgen auch nur gedanklich erwogen werden können, ganz zu schweigen davon, dass die längst vorhandenen guten praktischen Erfahrungen wissenschaftlicher Erforschung zugänglich gemacht würden.

Der Beginn des Projekts wurde von Kentler in der Zeitschrift konkret aus dem Jahr 1980 geschildert:

Vor 11 Jahren – ich lebte damals in Berlin in einer Wohngruppe – wurde mir der 13jährige Ulrich gebracht, weil man hoffte, ich würde ihn aufnehmen. Ein Zimmer wäre frei gewesen – aber ich gestehe, dass ich den Jungen nur kurze Zeit ertragen konnte. Er was schwer schwachsinnig. Er redete unkonzentriert, ganz seinen Assoziationen folgend, daher. Er wich einem nicht von der Seite und benahm sich unbeholfen, läppisch. Ulrich war seit seinem vierten Lebensjahr in verschiedenen Heimen gewesen. Vor vier Monaten war er abgehauen, und nin war er ‚auf Trebe‘ (er trieb sich alleine auf sich gestellt herum). Sein Stammplatz war der Bahnhof Zoo. Er „arbeitete“ als Stricher, teils, weil er dadurch Essen, oft auch ein Bett bekam, teils aber auch, weil es ihm Spaß machte, „Männer aufzureißen“ („Da fühl‘ ick mich ma so überlejen“, sagte er). Die Heimerziehung hatte es nicht geschafft, ihm Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Er konnte nicht einmal die Uhr lesen. Dafür, dass er schon so lange unterwegs war, sah er erstaunlich gepflegt aus, und er war gut und sauber angezogen.
Was sollte ich mit dem Jungen machen? Ich kam darauf, ihn zu fragen, wo er am liebsten hingehen würde, ob er jemand kenne, bei dem er gern wohnen würde. Zu meiner Überraschung fing er sofort an, von „Mutter Winter“ zu schwärmen. Herr Winter war Hausmeister in einem großen Wohnblock. Die Jungen vom Bahnhof Zoo kannten ihn alle. Er hatte immer ein bißchen Essen für sie, man konnte bei ihm rumsitzen, während einem seine Maschine die Wäsche wusch, und auch zum Schlafen konnte man zu ihm kommen, sogar dann, wenn man keine Lust hatte, mit ihm zusammen in deinem Bett „zu schlafen“. Ich sagte mir: Wenn die Stricher diesen Mann „Mutter“ nennen, kann er nicht schlecht sein.
Mutter Winter war bereit, Ulrich aufzunehmen. Das Jugendamt richtete bei ihm eine Pflegestelle ein, so dass er für Ulrich Pflegegeld bekommen konnte. Ich besuchte die beiden zweimal die Woche, um die Probleme zu besprechen, die zwischen ihnen entstanden. Ulrich war vier Jahre bei Herrn Winter. Er zog aus, weil er angefangen hatte, sich für Mädchen zu interessieren, und das konnte Herr Winter nicht tolerieren. Aber bis dahin hatte Ulrich Riesen-Fortschritte gemacht. Er konnte – wenn auch nur sehr fehlerhaft – schreiben, er las einfache Texte, beispielsweise Comics, er konnte die Uhr lesen, und er achtete beim Einkaufen darauf, dass das Wechselgeld stimmte.
Seit fünf Jahren arbeitet Ulrich als Hilfsarbeiter in derselben Stelle, und er ist wegen seiner Zuverlässigkeit sehr beliebt. Seit zwei Jahren ist er fest mit einem Mädchen befreundet. Sie „Schwiegereltern“ mögen ihn, und Ulrich ist auch gern bei ihnen. Wenn ich Ulrich heute besuche, sitze ich keinem Schwachsinnigen gegenüber, sondern einem Kerl, der sein Leben selbstbewusst und selbstständig führt. Ich kann diese Geschichte heute berichten, weil die Straftaten, die alle Beteiligten begingen, inzwischen verjährt sind. Ulrich und ich haben Glück gehabt. Ulrichs Vorteil war, dass er gut aussah und dass ihm Sex Spaß machte; so konnte er pädophil eingestellten Männern, die sich um ihn kümmerten, etwas zurückgeben. Wir haben Glück gehabt mit Herrn Winter. Aber sicher haben meine regelmäßigen Besuche positiv gewirkt. Denn Beziehungen zwischen Erwachsenen und Heranwachsenden leiden häufig darunter, dass sie sich tarnen und verbergen müssen. Ich war ein Außenstehender, vertrat kontrollierte Öffentlichkeit und war als eine Instanz akzeptiert, vor der Herr Winter bereit war, sich zu verantworten.
Ehe ich mich an diesen Beitrag machte, habe ich gelesen, was heutzutage von Wissenschaftlern über Pädophilie geschrieben wird. Ich stehe dazu in einem Widerspruch. Ich will die Pädophilie nicht austreiben, sondern ich frage: Welche Schäden fügen wir uns, vor allem den Kindern und Jugendlichen, zu, wenn wie eine Sexualisierung der Beziehungen zwischen den Generationen unter allen Umständen zu verhindern versuchen.

Im Jahr 1981 berichtete Kentler in einem Arbeitskreis der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag wie folgt:

Vor einiger Zeit habe ich von einem ganz anderen Experiment in Berlin berichtet, am dem ich beteiligt zu sein um 1970 anfing. Ich arbeitete damals mit ehemaligen Fürsorgezöglingen, die an sekundärem Schwachsinn litten. Ich habe schon gesagt, worum es sich da handelt: um einen Schwachsinn, der durch Vernachlässigung in Heimen oder bei schlechten Pflegeeltern entstanden ist. – Sie waren zwischen 13 und 15 Jahre alt. Die meisten konnten nicht lesen und nicht schreiben; die meisten konnten noch nicht einmal die Uhr lesen. Teilweise gelang es, diese Jungen bei Päderasten unterzubringen. Das waren meist sehr einfach strukturierte Leute, vor allem Hausmeister, in einem Falle ein Trödler. Diese Leute haben diese schwachsinnigen Jungen nur deswegen ausgehalten, weil sie eben in sie verliebt, verknallt und vernarrt waren. Wir haben diese Beziehungen sehr intensiv betreut und beraten, also in diesen Fällen die Supervision geleistet. In allen Fällen sind diese Jungen heute fähig, ihren Lebensunterhalt selbstständig zu verdienen, und – auch dies wieder nur nebenbei – kein einziger von ihnen ist homosexuell geworden.

Es gibt andere, spätere Schilderungen Kentlers (die man ebenfalls im Abschlussbericht nachlesen kann), die in Hinblick auf die Zeitdauer, Anzahl und Alter der Jungen und auch die Rolle Kentlers im Projekt abweichen. So war in einer Darstellung im Jahr 1988 von Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren die Rede. Teils stellte sich Kentler als Initiator, teils als lediglich Mitwirkender dar.

Kentler war sich der aufgrund des Zeitgeistes gestiegenen Brisanz wohl bewusst und hat unzulässigerweise die „Wahrheit“ über einzelne Details situativ ein wenig angepasst, was die Glaubwürdigkeit im Detail schmälert. Die Schilderungen aus den Jahren 1980 und 1981 sind allerdings die zeitlich nächsten und für Kentler im Rückblick ‚peinlichsten‘, also wohl auch die zuverlässigsten Berichte zu den Vorkommnissen.

Aktenkundig ist zu dem Modellversuch fast nichts (siehe Abschlussbericht S. 75 ff). Man geht von drei teilnehmenden Jungen an dem Projekt aus. Keiner davon war im Zusammenhang mit der Untersuchung des Kentler-Projekts für den Bericht gesprächsbereit.

Es gab lediglich einen Kontakt zu einem Bekannten von Ulrich, mit der Hörensagen-Aussage: „Das Projekt habe ihm dabei geholfen, für sich selbst ein Stück materielle und soziale Sicherheit zu schaffen, die ihn auch ein Stück zufriedener mit sich selbst hat werden lassen und ihm geholfen hat, kriminelles Verhalten und Drogenkonsum abzulegen und weder seine Beziehungen zu zerstören, noch seine Frau zu schlagen. Aber er ist trotzdem ein leidender Mensch geblieben.“ (siehe Seite 78 des Berichts)

Bei den anderen beiden Jungen soll es laut Hörensagen weniger gut ausgegangen sein. Sie sollen aus dem schädlichen Milieu der Stricher, Drogenabhängigen, Kleinkriminellen und Gewalttätigen, dem Umfeld der „Kinder vom Bahnhof Zoo“, „nicht rausgekommen“ sein.

Meine Bewertung

Ich denke, dass es sich bei Kentler um eine charismatische Persönlichkeit handelte, die überzeugen und begeistern konnte. Er hatte eine verantwortliche Position, hatte einen guten Leumund, galt als hervorragender und fortschrittlicher Pädagoge. Er lieferte plausibel klingende Begründungen in einer Zeit, die offen für neue Ideen war, in der man progressiv sein wollte und er schien Erfolge präsentieren zu können.

Es gab aber nie einen Beschluss des Berliner Senats im Sinne: "wir genehmigen ein Programm, mit dem Jungen an Pädophile / Päderasten vermittelt werden". Die Vorgänge spielten sich nicht auf Parlamentsebene oder Regierungsebene ab, sondern auf Verwaltungsebene. Dort war Kentler gut vernetzt und wusste zu überzeugen.

Für mich stellt es sich so dar, dass die Aufsicht versagt hat. Wer, was, wann wusste ist aber nicht mehr rekonstruierbar. Ich vermute, dass da auch ganz gezielt Akten vernichtet und Spuren beseitigt wurden. Allerdings vermute ich auch, dass die Leute, die bei der Aufsicht versagt haben, keine bösen Motive hatten, sondern eingewickelt oder eingelullt wurden.

Mit anderen Worten: ich gehe von menschlichem Versagen aus, das dann aber vermutlich in illegaler Weise vertuscht wurde.

klimaschutz01  13.09.2021, 15:30

Danke für diese ausführliche Antwort!

Ich habe (trotzdem) ein paar Rückfragen:

Kentler hat ja in einem von dir zitierten Text geschrieben:

Ich habe schon gesagt, worum es sich da handelt: um einen Schwachsinn, der durch Vernachlässigung in Heimen oder bei schlechten Pflegeeltern entstanden ist. – Sie waren zwischen 13 und 15 Jahre alt. Die meisten konnten nicht lesen und nicht schreiben; die meisten konnten noch nicht einmal die Uhr lesen. 

(Fettdruck von mir selbst.)

Heißt das, dass alle Kinder bzw. Jugendliche so alt waren? Denn wenn ja, hatte das mit Pädophilie ja herzlich wenig zu tun.

Ulrichs Vorteil war, dass er gut aussah und dass ihm Sex Spaß machte; so konnte er pädophil eingestellten Männern, die sich um ihn kümmerten, etwas zurückgeben.

Unter der Voraussetzungen, dass Ulrich Sex tatsächlich Spaß gemacht hat: Würde das nicht eher dafür sprechen, dass er schon in der Pubertät war, und die Männer somit eher hebephil waren?

Man geht von drei teilnehmenden Jungen an dem Projekt aus.

Inklusive Ulrich?

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Schneeprinz  13.09.2021, 19:21
@klimaschutz01
Heißt das, dass alle Kinder bzw. Jugendliche so alt waren? Denn wenn ja, hatte das mit Pädophilie ja herzlich wenig zu tun.

Soweit es das "Kentler-Experiment" angeht scheint das so zu sein. Da scheint es mir auch nicht um Pädophilie, sondern um homosexuelle Hebephilie zu gehen.

Inklusive Ulrich?

Ja, so verstehe ich es jedenfalls.

ABER ...

Die Welt berichtete über einen anderen Fall, bei dem die Kinder deutlich jünger waren:

Seit sieben Jahren nun ist der verstörende Fall bekannt. Zwei der Opfer, Marco und Sven (Namen geändert, d. Red.), heute 35 und 36 Jahre alt, hatten WELT im vergangenen Jahr ihre Erinnerungen geschildert. Beide waren sechs Jahre alt, als das Jugendamt sie in die Obhut von Fritz H. gab. 14 Jahre lang sollten sie bleiben. Beide wurden sexuell missbraucht, bis sie 13 Jahre alt und somit sexuell uninteressant für H. wurden.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article210701651/Kentler-Experiment-Berliner-Senat-verweigert-Missbrauchsopfern-Verhandlungen-auf-Augenhoehe.html

Dabei handelte es sich nicht um das eigentliche "Kentler-Experiment", es gibt aber personale Zusammenhänge mit Kentler.

Die beiden Jungen waren in der Pfegestelle "Fritz H." Im Bericht der Welt steht: "Der Strafprozess gegen Fritz H. ist abgeschlossen und eingestellt. Die Tat ist verjährt."

Der Fall wurde in einem Gutachten der Uni Hildesheim Ergebnisbericht "Helmut Kentlers Wirken in der Beleriner Kinder- und Jugendhilfe" untersucht. Dieser Fall nimmt dort die Seiten 31 bis 46 ein.

Zu den Betroffenen heisst es:

Im Zuge der ersten Aufarbeitung durch Teresa Nentwig vom Göttinger Institut für Demokratieforschung haben sich zwei Betroffene beim Berliner Senat gemeldet. (...) Bei den beiden Betroffenen, welche sich beim Berliner Senat gemeldet haben, handelt es sich um zwei erwachsene Männer, die in der Pflegestelle Fritz H. gemeinsam aufgewachsen sind. Der Eintritt in die Pflegestelle wird von den beiden Betroffenen im Alter von 6 Jahren auf die Jahre 1989 und 1991 datiert. Einer der beiden Betroffenen ist mit Zustimmung seiner Mutter vom Jugendamt Tempelhof-Schöneberg in der Pflegestelle H. untergebracht worden. Der andere Betroffene wurde als „Findelkind“ aufgefunden und nach einem längeren Krankenhausaufenthalt ebenfalls in der Pflegestelle untergebracht.
Es ist vor allem diesen beiden Betroffenen, ihrem Mut, ihrer Hartnäckigkeit und ihrer Offenheit zu verdanken, dass überhaupt erst in den Blick kommen konnte, dass Helmut Kentlers Wirken weit über das hinaus gegangen ist (auch zeitlich) was er selbst als sein „Experiment“ beschrieben hat. Damit haben diese beiden Betroffenen entscheidende Hinweise geliefert, Kentlers Verflechtungen differenzierter betrachten und aufarbeiten zu können. Aus ihren Erzählungen des Erlebten ist offensichtlich geworden, dass zum einen der Rekurs auf die Diskurse der 1970er Jahre hier keine Bedeutung entfalten kann, und dass es zum anderen hier auch nicht um ehemalige jugendliche Trebegänger4, die mit den Worten Kentlers als „schwachsinnig“ gerahmt werden, geht. Eindrucksvoll berichten die beiden Betroffenen dagegen an vielen Stellen von intransparenten und nicht nachvollziehbaren Verfahren, von massiven Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, von einem starken Einfluss Helmut Kentlers auf die Pflegestelle, von Macht- und Hilflosigkeit, die sie vor allem darüber begründen, dass das zuständige Jugendamt sie in ihrem Leid überhaupt nicht wahrgenommen hat. Schlussendlich wird in ihren Erzählungen das Versagen öffentli-cher Kinder- und Jugendhilfe offenbar. Nachvollziehbar und verständlich ist vor diesem Hintergrund die Forderung der Betroffenen nach Verantwortungsübernahme.

(Fortsetzung folgt)

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Schneeprinz  13.09.2021, 19:28
@klimaschutz01

Zur Pflegestelle heißt es:

Die Pflegestelle Fritz H. wurde im Jahr 1973 eingerichtet und endet im Jahr 2003. Obgleich in der Akte zunächst eine Partnerin von Fritz H. erwähnt wird, ist die Pflegeerlaubnis über den Gesamtverlauf der Akte lediglich auf ihn, als alleinstehenden Mann ausgestellt. Im Verlauf der 30 Jahre wurden insgesamt 10 Kinder/Jugendliche in der Pflegestelle H. untergebracht. 7 der 10 jungen Menschen leben bei Herrn H. mehrere Jahre; 1 Kind/Jugendlicher wird von H. nach 14 Jahren Unterbringung in seinem Haushalt adoptiert und 2 Jugendliche verlassen die Pflegestelle nach kurzer Zeit der Unterbringung. Die jungen Menschen sind zeitweise in der Pflegestelle H. parallel untergebracht, d. h. Herr H. hat im Verlauf der Jahre überwiegend 2 bis 3 Pflegekinder in seinem Haushalt leben. Die Pflegestelle H. fällt zunächst in die Zuständigkeit des Bezirksamtes Kreuzberg. Nach seinem Umzug im Jahr 1984 ist bis zur Beendigung der Pflegestelle das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zuständig. Von Beginn an, ab 1973 versucht Fritz H. sonderpädagogische bzw. heilpädagogische Pflegestelle zu werden. Dieses Ansinnen wird jedoch zu-nächst vom Bezirksamt Kreuzberg abgelehnt. Erst mit dem Zuständigkeitswechsel im Jahr 1984 wird Fritz H. nach dem Absolvieren der Pflegeelternschule als heilpädagogische Pflegestelle von Tempelhof-Schöne-berg anerkannt und belegt. In diesem Zusammenhang werden 2 schwerstmehrfach behinderte Kinder in der Pflegestelle untergebracht.

In den Seiten 31 bis 46 wird das Wort "pädophil" nicht einmal erwähnt.

In Hinblick auf Missbrauch findet sich nur eine Erwähnung, ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft Berlin, datiert auf den 11.1.1980, in dem es heißt:

Sehr geehrter Herr H., das gegen Sie wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs vom (..) eingeleitete Ermittlungsverfahren habe ich eingestellt. Hochachtungsvoll XX (Staatsanwalt).

Kentler trat viermal in Erscheinung:

  • gutachterliche Stellungnahme von Kentler vom 26. September 1979 datiert, die vorgelegt wurde, um den Antrag auf heilpädagogische Pflegestelle zu bekräftigen
  • „Stellungnahme zu den Erziehungsberichten von Herrn Fritz H. vom Oktober 1991“ vom 26.11.1991. Kontext ist der Abbruchs der Therapie eines der Pfle-gekinder
  • "Gutachterliche Stllungnahme" von Kentlers vom 7.01.1992, bei dem es wohl, um einen Konflikt um die Regelungen des Umgangsrechts bzw. des Umgangs der leiblichen Eltern mit ihrem Kind ging, das in der Pflegestelle H. lebte.
  • Brief Kentlers vom 7. April 1992 an den Richter, der den Streit um das Umgangsrecht behandelte.

Offensichtlich Ergriff Kentler dabei jeweils die Partei der Pflegestelle.

Die Pflegestelle gab es allerdings schon 6 Jahre, als Kentler das erste mal in der Akte auftauchte. Das Gutachten enthält nichts, was darauf hindeutet, dass er etwas mit der Einrichtung bzw. der Vermittlung von Kindern dorthin zu tun hatte. Auch Hinweise zur sexuellen Neigung des Fritz H. finden sich nirgends.

Trotzdem wird der Fall als vergleichbare und parallele Praxis zum Kentler-Experiment dargestellt.

An einer Stelle (S. 17) heißt es:

In Kentlers Geschichte kommen lediglich Einzelpersonen vor, die von ihm eingeschätzt und beurteilt werden, damit zeigt sich eine ver-gleichbare Struktur zu seinen Gutachten über die Pflegestelle Fritz H. (vgl. Punkt 3). Zudem suggeriert er mit der Abgeschlossenheit der Erzählung über sein sogenanntes „Experiment“ zugleich die Abgeschlos-senheit des „Experimentes“, während in Wirklichkeit vergleichbare Strukturen bei der Pflegestelle Fritz H. weiter wirkten, was Kentler wusste, da er in diesem Kontext 1979 selbst gegutachtet hatte. Das, was sich in der offenen Erzählung seines „Experimentes“ als „success story“ präsentiert, die in ihrer Schamlosigkeit und dem Eingeständnis einer Straftat verblüffen mag, dient in Wirklichkeit der Verdeckung einer vergleichbaren und zeitlich zur Veröffentlichung parallelen Praxis

In der Zusammenfassung zur Pflegestelle "Fritz H" (S. 46):

Viertens möchten wir daher mit allem Nachdruck betonen – auch wenn Zeitzeug*innen immer wieder erklären, dass Kentlers Wirken im Kontext der damaligen Zeit der 1960er/1970er Jahre zu betrachten ist – dass die Unterbringung von Pflegekindern Ende der 1980er Jahre offensichtlich nicht in diese Argumentation passt bzw. es sich hier eben nicht um jugendliche Trebegänger*innen, was auch nicht zu legitimieren ist, sondern um Kinder gehandelt hat. Realisiert und angestrebt wird damit keine pädagogische Idee der Reform, sondern sexueller Kindesmissbrauch.

Für mich ist nicht erkennbar, warum der Fall "Fritz H" etwas mit dem "Kentler-Experiment" zu tun haben soll, insbesondere weil sich in den Akten und Aussagen nirgends etwas zur sexuellen Neigung des "Fritz H" findet und das andererseits ja gerade der Kern des "Kentler-Experiments" war. Es deutet für mich nichts darauf hin, dass Marco und Sven absichtlich in die Obhut eines Pädophilen gegeben wurden.

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Weil viele Fehler von den Behörden gemacht werden. Es fehlt wohl an Personal.

Diese Fehler wurden und werden auch immer wieder begangen zum Leidwesen des Kindes. Das sieht man auch bei dem ludge Fall und auch bei dem aktuellen Fall aus Münster

Dort wurden zB Aussagen der Kinder zB im ludge Fall sagte ein Mädchen (9) das ejn penis eklig schmeckt. Das würde einfach weggelachelt von dem Jugendamt Mitarbeitern

Bei dem Münster Fall war bekannt, dass der Haupttater wegen Besitzes von kjnderpornografie vorbestraft trotzdem gab es vom Jugendamt keine Probleme als es um dem jungen geht. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Mindestens 50 Männer die den jungen vergewaltigt haben (50 Männer} das musst dir mal vorstellen. Und auch mehrfache Vergewaltigungen des Haupttater.

Es fehlt an Absprache der Jugendämter und an aufklärung en jnd den Schulen.

Wenn sich da nichts ändern, wird es immer wieder zu solchen extremen fallen kommen

Was soll das? Das sind uralte Kamellen. Offenbar mal gezielt vor den anstehenden Wahlen hervorgekramt, um Stimmung gegen die aktuelle politische Konstellation zu machen. Denn ansonsten ist der Verweis auf Vorkommnisse von vor 60 Jahren kaum verständlich.

verreisterNutzer  13.09.2021, 02:26

Uralt aber es gibt noch heute solche Fehler siehe ludge und Münster beide sind erst 1bis 4 Jahre her.

Auch da wurden viele Fehler begangen.

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