Bei Hebephilie und Ephebophilie handelt es sich meiner Einschätzung nach nicht um Krankheiten.
Die These, dass es sich um die evolutionär beste Zeit handelt, um Babys zu machen, muss man näher beleuchten.
In Hinblick auf Ephebophilie geht das Argument fehl. Ephebophilie bezeichnet die homosexuelle Neigung zu postpubertären Jungen. Aus homosexuellen Handlungen entstehen keine Babys.
Anders verhält es sich bei Parthenophilie, der (heterosexuellen) Anziehung zu pubertären / postpubertären Mädchen.
Studien zur "besten Zeit", um Baby zu bekommen sind mir nicht bekannt. Dagegen spricht für mich, dass es für die Geburt besser sein könnte, wenn der Körper bereits voll ausgewachsen ist. Das ist aber ein auf das Individuum bezogen, nicht auf die Art. Wenn es um die evolutionär beste Zeit geht, stellen sich andere Fragen. Da geht es um den Fortpflanzungserfolg insgesamt.
In geschichtlicher und vorgeschichtlicher Zeit war die Lebenserwartung deutlich niedriger als in der Neuzeit. Man hatte also potentiell viel weniger Zeit, um Kinder zu bekommen und sie großzuziehen. Mit 30 Kinder zu bekommen und zu sterben, wenn sie 10 Jahre alt sind, wäre kaum eine erfolgreiche Fortpflanzungsstrategie.
Früh Kinder zu bekommen scheint sinnvoll, wenn es darum geht viele Nachkommen zu bekommen (in die Zeit der Fruchtbarkeit passen so mehr Schwangerschaften) und erst recht, wenn man bedenkt, dass die Zeit der Aufzucht der Kinder bei Menschen sehr, sehr lange dauert.
Das individuelle Risiko steigt mit frühen Schwangerschaften, auch für das Kind. Einer der Gründe für die geringe durchschnittliche Lebenserwartung in geschichtlicher und vorgeschichtlicher Zeit ist die enorme Kindersterblichkeit.
Schaut man in die Gegenwart, dann sind Ländern mit objektiv erfolgreicher Fortpflanzungsstrategie jene, bei denen die Frauen 4 oder 5 oder mehr Kinder bekommen (vor allem in Entwicklungsländern, vor allem Afrika). In diesen Ländern fangen Frauen auch sehr früh mit dem Kinderkriegen an. Es sind aber auch die ärmsten Länder in denen die Menschen das härtete Leben haben.
Auch in diesen Ländern nimmt die Anzahl der Kinder pro Frau rapide ab. Es wirkt dort ein Prozess, den wir auch aus der Vergangenheit der heutigen Industrieländern kennen. Meine Großmutter stammt z.B. aus einer Familie mit über 10 Kindern, von denen einige auch früh gestorben sind. Armut, fehlende Bildung, schlechte medizinische Versorgung, schlechte Sicherungssysteme im Alter führen dazu, dass mehr Kinder geboren werden. Es gibt "Ersatzkinder" (für verstorbene Kinder) und "Vorratskinder" als Sicherheit, weil man ja weiß, dass einige der Kinder sterben könnten, und es gibt Kinder, die als Absicherung für den Lebensabend gezeugt werden, weil es üblich ist, dass die Alten irgendwann von den Jungen versorgt werden.
Reichtum, bessere Bildung, bessere medizinische Versorgung, funktionierende Rentensysteme sorgen dafür, dass weniger Kinder geboren werden. Es wird in doppelter Hinsicht mehr Zeit in die Aufzucht der Kinder investiert: einerseits weil man mehr Zeit pro Kind hat, wenn man 1 oder 2 Kinder statt 5 oder 6 hat, andererseits wird die Zeit des Kümmerns ausgedehnt. Früher gingen 14-jährige in die Lehre und fingen an, ihren Lebensunterhalt (mit)zubestreiten. Heute werden 24 oder auch mal 28-jährige noch im Studium von den Eltern unterstützt.
Die verlängerte Unterstützung geht auch einher mit einer Verlängerung der Unselbstständigkeit, die die Gefahr einer (partiellen) Entrechtung mit sich bringt.
Nur weil es evolutionär (unter den geschichtlichen Bedingungen der Evolution) sinnvoll war, früh Kinder zu bekommen, ist es kulturell unter neuzeitlichen Bedingungen noch lange nicht wünschenswert. Allerdings öffnet sich damit ein Spalt zwischen evolutionär angelegten individuellen Bedürfnissen und kulturellen Forderungen.
Der Wunsch nach Sexualität entsteht evolutionär bedingt mit der Geschlechtsreife, bzw. in Vorbereitung darauf bereits etwas früher. Fast geschlechtsreife und geschlechtsreife Kinder und Jugendliche (subadulte Menschen) haben ein eigenes Interesse an Sexualität. Zugleich gibt es auch Erwachsene (adulte Menschen), die sexuell auf ein subadultes Körperschema reagieren.
Dieses Problemfeld bedarf der Aufmerksamkeit und konstruktiver Lösungsansätze.
Aktuell dominiert ein destruktiver Lösungsansatz: die Tabuisierung. Er funktioniert zwar auf gesellschaftlicher Ebene, fügt von der Tabuisierung betroffenen Individuen aber erhebliches, vermeidbares Leid zu.