Wieso haben Videokonferenzen eine hohe Verzögerung?
Z.B wenn ich im Fernsehen Videokonferenzen sehe dann ist die Verzögerung immer recht groß was zu Problemen führt aber geht das nicht dass man das auf 0,1 sek reduziert?
4 Antworten
Das sind Verbindungen die sozusagen "um die Halbe Welt" gehen.
Theoretisch würde ein Signal das Lichtgeschwindigkeit hätte ungefähr 7× pro Sekunde um die ganze Erde laufen können.
In der Praxis gibt es aber ganz viele Faktoren die das langsamer machen.
Kupferkabel erreichen nur ⅔ bis ⅘ der Lichtgeschwindigkeit, Glasfasern haben etwa 70% der Lichtgeschwindigkeit.
Dann wird das Signal auch niemals eine Entfernung die der Luftlinie auf einer Landkarte entspricht zurück legen. Das Signal läuft über Satellit, also 1× hoch in den Himmel und zurück und auch auf dem Landweg liegen die Leitungen nicht perfekt gerade in Luftlinie sondern folgen bestimmten Wegen so dass das Signal stark im Zick-Zack eine viel größere Strecke bewältigen muss.
Das konnte man damals als fernsehen noch rein analog war beobachten. Da gab es als Videospiele noch "exotisch" waren zu bestimmten Zeiten Spielsendungen wo man dann ein Videospiel per Tastentelefon steuern konnte. Da merkte man an einer vermeintlichen Unfähigkeit sofort wenn der Zuschauer Sat-Fernsehen oder Kabel (läuft auch über Satellit) hatte. Nur wer terrestrisches Fernsehen hatte wo die Signale relativ direkt per Mikrowellenrelaisstationen in die Region übertragen wurden, der konnte dann recht leicht gewinnen.
Das hatte ich damals gerne beobachtet. WDR aus dem nahegelegenen Köln per Dachantenne empfangebn und daneben noch mal WDR per Satellit. Die Verzögerung war deutlich über 3 Sekunden da das Signal per Satellit nicht nur zum Weltraum und zurück musste sondern auch noch eine lange Reise von Köln nach Betsdorf zur ASTRA Uplink Station zurücklegen musste.
Und dann ist da die Sache mit Digital. Richtiges Live Fernsehen gibt es seit der digitalisierung nicht mehr.
Digitalfernsehen lebt von Kompression. Dabei werden zwischendurch mal vollständige Bilder übertragen und danach nur noch Änderungen zwischen den Bildern um Datenbrandbreite zu sparen. Bevor der Encoder anfangen kann was zu übertragen, muss der sehr viele Bilder zwischenspeichern und analysieren um heraus zu finden wie man die am besten komprimiert, also entweder möglichst wenig Daten erzeugt (streaming per Internet) oder möglichst viel Qualität mit der gegebenen festen Datenverbindung (DVB Fernsehen) übertragen kann. Bevor das Bild also komprimiert werden kann, müssen ein paar Sekunden Vorlauf analysiert werden.
Bei MPEG-2 (DVD und Fernsehen mit Standard Auflösung)kann die decodierung sofort erfolgen, hier bekommt man nur ein Bild an Verzögerung, also 1/25 Sekunde. Bei H264 (HD Fernsehen, Bluray) braucht man einige Bilder an Information bevor der Decodierungsprozess starten kann, das macht dann mehr als eine halbe Sekunde Verzögerung beim Endgerät. Noch schlimmer ist der H265 der bei Streamingdiensten verwendet wird. Hier sind etwa 5 Sekunden Verzögerung im Decodierungsprozess nicht unüblich, je nach Komnpressionsgrad.
Das nächste Problem ist wenn die Übertragung "hakt", also Datenpakete auf der Reise durch das Internet mal kurz hängen bleiben. Schaut man einen Film, kann im Hintergrund mehr heruntergeladen werden und ein Puffer mit dem Film gefüllt werden der dann einige Sekunden oder sogar Minuten durchhält auch wenn die Verbindung unterbrochen ist.
Das geht bei Videokonferenzen nicht, denn da ist de Film ja nicht fertig und Daten können nicht im Voraus gesendet werden. Also baut man hier noch mal eine Verzögerung ein damit bei kurzen Aussetzern die Personen in der Konferenz nicht immer wieder kurz einfrieren. Ein oder zwei weitere Sekunden Verzögerung stören weniger als Ruckeln und Aussetzer bei Video und Audio.
Weil Codecs und Transportwege Latenzen haben und nein, die lassen sich nicht eleminieren.
Nein, das ist nicht möglich. Da spielen viele verschiedene Komponenten zusammen.
Da wäre einmal der Ping. Das ist die sogenannte Reaktionszeit, die dein Gerät und das Internet braucht, um ein Datenpaket zu senden und zu empfangen. Zwischen dem Ping liegt der Server, zu dem das Datenpaket gelangen soll und eine Antwort vom Server gesendet wird auf das Datenpaket.
Dann spielt deine Internetverbindung selbst eine wesentliche Rolle. Wenn du nicht nah genug am Router dran bist oder aber dein Netz überlastet ist, kann es ebenfalls zu erheblichen Verzögerungen kommen, die die Qualität des Anrufes beeinträchtigen.
Auch das Endgerät selbst (Smartphone, Laptop, Tablet, PC...) spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn bspw. dein Smartphone "nur" den 2,4 Ghz Modus unterstützt, dein Router aber theoretisch WiFi 6 unterstützt, dann begrenzt dein Endgerät die Leistung automatisch, da es "nur" für diese Leistung der Internetgeschwindigkeit ausgelegt ist.
Es gibt noch weitere Faktoren, aber das sind mal die Größten.
Bild und Ton müssen erstmal aufgenommen werden, dann komprimiert über Internet verschickt, und dann im Studio wieder dekomprimiert werden. Da passiert deutlich mehr als man so denkt.