Wieso gibt es gegen Juden so viele Stereotypen, Stigmatisierungen?

2 Antworten

Der Hass auf Juden hat unter anderem damit angefangen, dass die damalige christliche Kirche gegen die Juden gehetzt hat, weil sie nun zu den wenigen gehörten, die keine Christen waren.

So wurde z.B. behauptet, dass die Juden am Tod von Jesus Schuld gewesen wären ("Juden als Verräter"), einen Pakt mit dem Teufel hatten und alles weitere, was du genannt hast. Wahrscheinlich hat man das einfach behauptet, weil man das Judentum nicht oder falsch verstanden hat und es diffamieren wollte.

In dieser Zeit, in der das war, gab es für Juden ein Berufsverbot, sie durften fast keine Berufe ausüben.

Das änderte sich zur Zeit von Napoleon, als es zur sogenannten Judenemanzipation kam: Christen durften nicht mit Geld arbeiten, da das als schlecht angesehen wurde, weswegen man beschloss, dass Juden diese Jobs ausüben sollten.

Dadurch wurden viele Juden sehr wohlhabend. Ihre christlichen Mitmenschen waren deswegen häufig neidisch und redeten das Judentum weiter schlecht. So verankerte sich der Hass auf die Juden in der Denkweise vieler Menschen.

Mit dem Nationalsozialismus wurde der Judenhass dann auf ein ganz neues Level an Grausamkeit gebracht. Man war da damals nicht sehr kreativ, sondern hat einfach die alten Behauptungen wieder ausgegraben. Durch die Propaganda der damaligen Regierung blieb der Hass erhalten und wurde weiter verstärkt.

Heutzutage sind wir ja zum Glück zu großen Teilen besser aufgeklärt über das Judentum, aber auch heute gibt es leider noch Antisemiten, die den alten Lügen von damals Glauben schenken.

Scheinbar wird man solche alten Denkmuster als Gesellschaft nicht so leicht los.

Man braucht halt einen Sündenbock. Die Juden sind eine kleine Minderheit gewesen und sind es - bis auf Israel - immer noch. Und Ressentiments verschwinden nicht einfach so. In dieser Broschüre (ab S. 9) werden unterschiedliche Arten des Antisemitismus erklärt:

Religiöser Antisemitismus
Die älteste Form stellt der religiöse Antisemitismus dar, der sich auf die jüdische Religion bezieht. Er „entwickelt sich aus der Absolutsetzung der eigenen Auffassung von Religion, die wiederum mit der pauschalisierenden Ablehnung und Diffamierung von allen anderen Glaubensformen verbunden ist.“2 Während im Christentum den Juden vor allem die Tötung Jesu Christi zugeschrieben wurde, bildete im Islam der Vorwurf, dass die Juden den neuen Propheten Muhammad nicht als solchen anerkannten, den Ursprung für die religiöse Diskriminierung.
Sozialer Antisemitismus
Der soziale Antisemitismus hat seinen Ursprung in der gesellschaftlichen Außenseiterrolle der Juden, die sich in Europa seit dem Mittelalter oft auf Handel und Finanzdienstleistungen spezialisierten bzw. spezialisieren mussten. Aus den geschäftlichen Erfolgen einzelner jüdischer Personen und Familien erwuchs später der Mythos der Beherrschung der internationalen Finanzwelt durch die Juden. ∙
Politischer Antisemitismus
Die Basis des politischen Antisemitismus bildet die Idee einer weltumspannenden geheimen Verschwörung des Judentums mit dem Ziel, die Politik sämtlicher Staaten zu kontrollieren und im jüdischen Interesse zu dirigieren. Zur Verwirklichung dieser Pläne werden den Juden oftmals überragende intellektuelle und soziale Fähigkeiten unterstellt, allerdings durchgehend negativ konnotiert.
Rassistischer Antisemitismus
Deutlich jünger als die drei erstgenannten Varianten ist der rassistische Antisemitismus. Seine Vertreter waren seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bemüht, angebliche biologische Defizite einer jüdischen Rasse herauszuarbeiten und deren verderblichen Einfluss auf die jeweils anderen, „höherwertigen“ Menschenrassen nachzuweisen. Der rassistische Antisemitismus bildete die ideologische Grundlage für die Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten.
Sekundärer Antisemitismus
Der sekundäre Antisemitismus ist bestimmt durch den Versuch, das Gedenken an den Holocaust zu diffamieren oder dessen historische Existenz infrage zu stellen. Insbesondere politische Akteure im Nahen und Mittleren Osten versuchen, durch die Leugnung des Holocausts das Existenzrecht des Staates Israel, dessen Gründung im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Völkermord an den europäischen Juden steht, zu bestreiten. ∙
Antizionismus
Antizionismus schließlich zielt auf die vollständige Beseitigung des Staates Israel ab. Dessen Existenz wird zu einem Grundübel der Weltpolitik und zur Gefahr für den Frieden erklärt. Der israelisch-palästinensische Konflikt wird dabei als jüdischer „Vernichtungskrieg“ gegen die Palästinenser dargestellt. Da in Deutschland antisemitische Äußerungen als Volksverhetzung strafrechtlich belangt werden können, argumentieren Verfechter des Antizionismus teilweise damit, dass ihre Propaganda sich ausschließlich gegen den Staat Israel, nicht jedoch gegen das Judentum an sich richte und Antizionismus demzufolge nicht antisemitisch sei. Angesichts der Tatsache, dass Israel der einzige jüdische Staat der Welt ist und dass seine Vernichtung zwangsläufig den Tod und die Vertreibung von Millionen Juden zur Folge hätte, entpuppt sich diese Argumentation jedoch als Kunstgriff, mit der die tatsächliche Stoßrichtung des Antizionismus verschleiert werden soll.3