Wieso fühlen sich 'Höflichkeitsfloskeln' manchmal an wie Lügen mit Zuckerüberzug?

Weil sie es sind.

Aus Höflichkeit nutzen wir täglich kleine Lügen z.B. wenn wir dem unbeliebten Chef einen „Guten Morgen“ wünschen, obwohl wir ihm lieber die Pest an den Hals wünschen würden.

Wenn wir immer völlig ehrlich das sagen würden, was wir denken, würde der soziale Frieden darunter leiden.

Das passiert dann, wenn man genug Lebenserfahrung und Menschenkenntnis hat, um so was richtig einzustufen und zuordnen zu können & wenn man die Person einschätzen kann, die so was zu einem sagt. Ich kann das für mich beanspruchen und merke sehr schnell, wer was von mir will und warum er was sagt ... und dass er eigentlich nur Vorteile von meinen beruflichen Kompetenzen oder meinem Ansehen oder meinem Netzwerk haben will und deswegen "nette Dinge" sagt, die er eigentlich nicht echt meint, um mich zu beeindrucken oder sich einzuschleimen. Klappt bei mir aber halt nicht (mehr) ... vor zehn Jahren hätte das evtl. noch gewirkt.

Echte Komplimente kommen bzw. Höflichkeit im ehrlichen Sinne kommt von Leuten, die es nicht nötig haben, auf gut Wetter und auf gut Freund zu machen - weil sie keinen Vorteil davon hätten, nett zu einem zu sein. Ich erinnere mich gut an eine total nette Ex-Kollegin, die mir gern Komplimente für meine Outfits (meist weißes oder schwarzes Langarmshirt oder dunkelblaues aufgekrempeltes Slimfit-Jeanshemd plus Chino und Sneakers, aber auch mal Anzugschuhe^^) machte - da wusste ich, dass die es ehrlich meint, weil sie nix davon hatte.. sogar als ich mal mit einem Gipsfuß kam. Und es hat echt gut getan ;-)