Wieso fliegen 50% der Informatikstudenten aus dem Studium?

5 Antworten

Hi asdsadsda

ich habe zwar nicht Informatik studiert aber meine Ausbildung war BWL mit Wirtschaftsinformatik als Schwerpunkt. Heute bin ich u. A. Ausbilder für Fachinformatiker.

Nur ein paar Erfahrungen:

  • wenn jemand einfach interessiert ist und keine vorgefasste Meinung hat, was er lernen will - sehr guter Startpunkt.
  • in dem Moment (hatte auch solche AzuBis zur Probe hier), in dem jemand kommt, der mir erzählt, dass das, was wir machen und lehren unter seinem Level ist und er keine Lust darauf hat - das ist ein No-Go. Das wird nie was. Du kannst dir nicht raussuchen, was du lernen musst (bis auf Spezialisierungen). Du brauchst imer das volle Programm.
  • vorher genau mal die Lehrpläne anschauen. Da geht es nicht nur darum wie man Gaming-PCs zusammenbaut oder irgendeinen Game-Server aufsetzt. Vielmehr geht es bis ins Detail, wie die ganzen Geschichten funktionieren, wie die Logik (z. B. Programmierung, Datenbanken, Betriebssysteme, Netzwerke usw.) funktioniert. Sobald eine Idee dabei ist: "Das interessiert mich nicht" - gleich vergessen.
  • bei jedem Studium muss man sich (gerade bei den etwas langatmigeren Themen) permanent immer wieder anstacheln - wer das nicht kann, hat verloren. Das zeigt sich gerade bei den Zwischenprüfungen - ja, auch die muss man bestehen, egal, ob einen das Fach interessiert.
  • Nur eine Zahl aus der Erinnerung (lange her): mit mir haben ca. 850 Leute angefangen zu studieren; das Vordiplom (von früher) haben etwa 150 geschafft. Von denen haben insgesamt 85 Leute das Studium erfolgreich abgeschlossen. also sind nur 10% übriggeblieben.

ich habe zwar Mathe studiert, aber bei uns haben auch nur ca. 20% das Studium erfolgreich abgeschlossen. Die anderen wurden alle Zwangsexmatrikuliert, weil sie die Prüfungen nicht bestanden haben. Meiner Meinung nach waren die Gründe hierfür:

  • Mathe ist ein extrem harter und arbeitsintensiver Studiengang
  • zu wenig für das Studium getan
  • falsche Einstellung: bei uns saßen im ersten Semester noch Studenten, die Mathe nur wegen der guten Berufschancen studieren wollten, Mathe aber in der Schule nie mochten
  • nicht auf Verständnis gelernt

Denke in Informatik ist es ähnlich


asdsadsda 
Fragesteller
 06.09.2022, 19:12

Danke für die Antwort, das macht Sinn. Darf ich fragen, was deine Motivation für das Studium war? Wie lange hast du dir darüber Gedanken gemacht, bis du den Schluss gefasst hast es zu machen?

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73MissMaple  06.09.2022, 19:17
@asdsadsda

mich hat Mathe schon während der Schulzeit immer interessiert. Die Art des Denkens bzw. Problemlösens hat mich immer begeistert. Ich denke diese Begeisterung ist gerade in den MINT-Fächern wichtig, aber natürlich auch in allen anderen Studiengängen

Ich finde es auch schön, dass man mit Mathe so viel machen kann und bei der Berufswahl nicht eingeschränkt ist. Bei mir war es ein ziemlich spontaner Entschluss, wusste als ich das Studium angefangen habe auch noch nicht, was ich später einmal machen möchte. Jetzt arbeite ich in der Softwareentwicklung.

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Ich behaupte Mal, dass es so sein muss:

  1. Studienabbruch kann auch Umorientierung in ein anderes Fach sein. Teilweise ein sehr ähnliches Fach.
  2. Studium ist keine Schule. Hier ist man eigenverantwortlich und dazu gehört Disziplin und Selbstorganisation dazu. Nicht jeder hat Lust darauf und bricht daher das Studium ab.
  3. Studium ist sehr theoretisch. Schule ist dagegen quasi praxisnah. Die Theorie ist aber ein guter Unterbau, um weiteres Wissen darauf aufzubauen. Nicht schön oder motivierend beim lernen, aber durchaus wichtig.
  4. Nicht jeder Kandidaten ist geeignet. In deiner Klasse sind doch immer Chaoten, die es irgendwie nicht drauf haben. Gerade bei Gruppenarbeit wird das deutlich. So ist es auch im Studium. (Bitte nicht daraus schließen, dass man mit schlechten Noten nicht Studieren kann und anders herum. Ein Stück weit werden die Karten im Studium neu gemischt.)

Langfristig merkt man schnell, dass es einfach nicht alle schaffen können. Die wenigsten werden aber herausgeprüft, sondern entscheiden sich, dass das aktuelle Studium nichts für sie ist. Und spätestens in den späteren Semestern merkt man, dass Gruppenarbeiten auf einmal echt nett sein können, weil sich jeder anstrengt.

Von da aus: Wenn man dich für sein Studium interessiert und die Priorität entsprechend setzt, ist man ganz bestimmt keiner von den 50% Abbrechern. Cognitive sind die meisten zum Studium eigentlich grundsätzlich fähig, zumindest nach meiner Einschätzung.

Weil im Informatikstudium analytisches Denken gefragt ist und nicht so sehr das Auswendiglernen wie z. B. in BWL. Kommt noch hinzu, dass man im Informatikstudium dies sehr vertieft mit sehr komplexen Themen. Und dann ist da noch Mathe. Das ist im Informatikstudium kein Vergleich mit Mathe-LK. Da heißt es dann nicht mehr so häufig "Berechnen Sie...", sondern "Zeigen Sie..." und das bricht den meisten das Genick

Die Mathematik in MINT-Fächern ist ziemlich gnadenlos, da wird gesiebt. Freiwillig werden nur wenige das Studium abbrechen - vielleicht bei gutem Jobangebot oder gut laufender eigener Firma.

Falsche Erwartungen sind sicher auch so eine Sache: die Lehre an Universitäten ist weitaus theoretischer, als man so gemeinhin denkt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Berufserfahrung als IT-Berater