Wie würdet ihr das beurteilen?

2 Antworten

Erstmal die Sache mit der Ordentlichkeit und dem Vertrauen außen vor gelassen: in eine unbekannte Gastfamilie gesteckt zu werden ist insofern sowieso besser, als dass gerade dieses Unbekannte, an das man sich als Austauschschüler im Großen und Ganzen anpassen muss, ein wichtiger Faktor ist, warum Schüleraustausch zur persönlichen Weiterentwicklung der Schüler und letztendlich auch zur Authentizität beiträgt. Nimm mal als Gedankenexperiment an, deine Eltern würden mit dir einfach in die USA ziehen. Du wärst dann zwar physisch in den USA, würdest zu Hause aber ziemlich exakt dasselbe deutsche Leben führen wie jetzt hier in Deutschland auch, weil du und auch deine Eltern keinen Grund hättet, irgendetwas anders zu machen als wie ihr es schon immer gemacht habt. Verglichen damit, wenn du in eine dir völlig unbekannte Familie kommst, die mit einiger Wahrscheinlichkeit keinerlei Bezug zu Deutschland hat, dort werdet ihr euch deshalb erst einmal kennenlernen müssen („Ihr macht das so und so?! Nee, also wir machen das immer so und so…!“), und dann wird es in bestimmten sensiblen Themen vielleicht auch mehr oder weniger kritisches Hinterfragen geben, eventuell wird es auch Unverständnis und Auseinandersetzung geben. Im allerschlechtesten Fall sind es diese Streitigkeiten, die dann zu einem Gastfamilienwechsel oder ganz Abbruch führen, aber in den immer meisten Fällen findet eben (und zwar sogar von beiden Seiten! Allerdings mehr von Seiten der Austauschschüler) eine gewisse Anpassung statt. Und das ist dann der Moment, wo nach der Rückkehr auch Außenstehenden auffällt: „Mensch, der Austauschschüler hat sich im Ausland aber weiterentwickelt!“

Bei Verwandten oder Bekannten, die man schon kennt, ist das dann so ein Mittelding zwischen diesen beiden Extremen.

Und nun dazu, worum es konkret geht:

meine Mutter hat angefangen davon zu reden, dass es ihr peinlich wäre mich zu Leuten zu schicken die sie (meine Eltern) kennen, weil mein Zimmer immer so unordentlich ist

Es ist auffällig, dass sie das erst jetzt auf den Tisch gepackt hat, obwohl ihr ja schon seit einiger Zeit mit diesem Thema befasst zu sein scheint. Meine Vermutung: es geht eben doch um das Geld. Deine Eltern könnten es aufbringen, aber sie würden es gerne sparen.

Das klingt so banal, aber es ist wirklich ein Thema für sie

Ich bin nun seit einigen Jahren hier auf gutefrage zum Thema Schüleraustausch unterwegs, und mir ist aufgefallen, wie erstaunlich häufig das Thema Ordentlichkeit ein sehr unbanales, sondern im Gegenteil sehr großes Thema ist, meistens allerdings umgekehrt. Wie häufig ich hier schon Fragen von Austauschschülern beantwortet habe, die über einen Gastfamilienwechsel oder Abbruch nachdenken, weil ihre Gastfamilie so unsauber ist, deren Haus so vollgestellt ist etc… Deshalb habe ich schon vor einiger Zeit aufgehört, dieses Thema zu unterschätzen. Wenn Ordnung ein Thema ist, das Auatauschschüler darüber nachdenken lässt, ihr Austauschjahr abzubrechen, dann wundert es mich überhaupt nicht, wenn Ordnung ein Thema ist, das Eltern von Austauschschülern darüber nachdenken lässt, das Jahr gar nicht erst beginnen zu lassen.

dass ich als GAST natürlich mich anders verhalten würde

Ich verstehe, was du meinst, aber trotzdem stellt sich erstens die Frage, warum es nicht möglich ist, das im Voraus zu beweisen, und zweitens wirst du dich eben nicht ein Jahr lang wie ein Gast fühlen (wollen). Du wirst dich auch in diesem Jahr wohlfühlen wollen in deiner Privatsphäre. Aus eigener Erfahrung und aus Erfahrung als Betreuerin für Austauschschüler: etwaige glühende Bekundungen, man wird im Austauschjahr dieses und jenes ganz ganz anders machen als bisher, enden zu 75 % darin, dass man früher oder später doch in alte Muster zurückverfällt. Ich denke allerdings andererseits nicht, dass deine Unordnung so schlimm ist, dass es überhaupt deswegen Probleme geben wird.

Sie meinten sie hätten kein Vertrauen in mich, das enttäuscht mich.

Das eigene Kind für ein Jahr in ein anderes Land zu lassen, ist an sich erstmal schon ein riesiger Vertrauensbeweis, um den dich viele, deren Eltern ein Austauschjahr eben nicht erlauben, beneiden. Außerdem könnte man diesen Spieß auch umdrehen: wie enttäuschend muss es für deine Eltern sein, dass du dir für jemand anderes Mühe geben würdest, aber für sie nicht ;)

Also lange Antwort, kurzes Fazit: Ich an deiner Stelle würde die Platzierung in einer anderen Familie machen, das Geld und die Diskussion mit den Eltern sparen, und zur allergrößten Not dafür ein Jahr bei der vegetarischen Ernährung das eine oder andere Auge zudrücken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich war ein Jahr als Schülerin in Japan

Ich denke es ist völlig uninteressant was deine Eltern dazu denken .

Wichtig ist , dass du dich in der neuen Gastfamilie an die Regeln hälst und das muss man auch soviel ich weiss vorher unterschreiben. Hält man sich nicht daran, kann man nach Hause fahren und das Auslandsjahr ist zu ende.

Ganz einfach . Und tausende von Euros würden wir auch nicht bezahlen.

Du bist ein Gast , sonst könntest du auch im Hotel wohnen und die Reise selber bezahlen.

Carlo3322 
Fragesteller
 26.02.2024, 21:10

darum geht es nicht.

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