Wie wird das Handwerk in 10 Jahren aussehen (Mangel an Fachkräfte)?

4 Antworten

Ich sehe das gar nicht so negativ. Die nächsten Jahre bleiben sicherlich schwierig, ich kann mir aber vorstellen, dass da in 10 Jahren bereits wieder eine Entspannung eingetreten ist. Fakt ist in jedem Fall, dass der Arbeitsmarkt durch die fortschreitende Digitalisierung in den nächsten Jahrzehnten nochmal einen gigantischen Umbruch erfährt. Davon sind dann nicht nur das produzierende Gewerbe betroffen, wo alles noch mehr automatisiert wird. Beispielsweise gibt es dann im Supermarkt sicherlich gar keine Kassierer mehr und auch Regale kann man theoretisch automatisiert auffüllen. Aber auch für Juristen oder Verwaltungsfachleute wird es ganz erheblich weniger Stellen geben. Sprich, ab einem bestimmten Zeitraum stehen dem Arbeitsmarkt wieder mehr Menschen zur Verfügung. Wenn zu diesem Zeitpunkt dann auch noch die durchschnittlichen Löhne im Handwerk etwas besser sind wird es dort auch wieder mehr Arbeitskräfte geben. Das Gleiche gilt für Kitas oder Pflegeeinrichtungen. Darüber hinaus macht das Thema Automatisierung auch vor dem Handwerk nicht halt. Ich habe neulich im Fernsehen einen "Malerroboter" gesehen, der tatsächlich schon sehr gut streichen kann.

Ich arbeite in einem Handwerksbetrieb. Da sich für die in Rente gehenden Boomerjahrgänge kaum noch Nachwuchs findet, verkleinern wir uns bereits. Arbeiten wie Kanalhausanschlüsse an Wohnhäusern führen wir gar nicht mehr aus, wir halten uns an lohnendere grössere Projekte aus Industrie und Handel.

Bisher war es meist so, dass der günstigste Anbieter den Auftrag vom Bauherren bekommt. Künftig wird wohl der Auftraggeber die Arbeitsleistung bekommen, der am besten zahlt. Also umgekehrt.

Vielleicht werden wieder "Gastarbeiter" angeworben ? Auch in Ländern wie Griechenland oder der Türkei wird ja handwerklich gearbeitet. Und auch in Bulgarien und Rumänien, die wie Griechenland der EU angehören, sodass die Menschen von dort hierher zum Arbeiten kommen dürfen. Eventuell wird der "Meisterzwang" gelockert. Er ist ja jetzt schon nicht mehr so streng wie früher. Selbstständige Uhrmacher z. B. müssen nicht mehr Meister sein.

Und die Preise für handwerkliche Arbeiten werden steigen. Die Wartezeiten werden sich verlängern.

Es wird deutlich schwieriger, Handwerker zu finden, vor allem zeitnah.

Leider ist es bei einigen verpönt "nur Handwerker" zu sein. Alle wollen ins Management, sich nicht körperlich anstrengen oder schmutzig machen. Das fängt schon im Kleinkindalter an, weil die Kinder sich nicht dreckig machen dürfen.

Oder die Kinder hören immer "Pass gut auf in der Schule, sonst wirst du "nur" z.B. Maler, Tischler, Verkäufer etc.

Vielleicht werden sie die besten Maler, Tischler usw. und verdienen wirklich viel Geld!

Somit sind wir alle schuldig!