Wie war eigentlich das Lebensgefühl in den 50er-60er Jahren

5 Antworten

Nach Fischmehl schmeckende Eier, Frischmilch nur auf Kontingentierung, lange Schlangen am "Konsum" vor allem am Wochenende. Es wurde noch bis Samstagmittag gearbeitet (48-Stundenwoche). Feste Ladenschlusszeiten (18:00 Uhr bzw. 18:30). Noch kein Tempo 50 in den Ortschaften, lebensgefährliche Verkehrsführungen und Stassenzustände sowohl für Fussgänger als auch für Autofahrer, aufkommendes Verkehrschaos in den Verkehrsspitzenszeiten. Geschlossene Bahnschranken. Dampfloks, Fabrikschlote, Kohleöfen verpesteten die Umwelt. Der Haussegen hing oft schief, als die totgeglaubten Spätheimkehrer 1956 auf Adenauers Geheiss aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heimkamen und im Ehebett vielleicht einen anderen Kerl vorfanden.Der Unterschied zwischen Stadt und Land war ungemein groß. Es gab damals noch viele Deutsche, die weder schreiben noch lesen konnten und nur Dialekt sprachen. Auch Landsmannschaften trennten sich ab. Dann die Fortführung eines starken "Klassenbewusstseins", hier die Arbeiter und Angestellten, dort die oberen Zehntausend, Adlige etc. (trotz Grundgesetz und Abschaffung der Adelstitel). Und die "Flüchtlingsproblematik". Es gab "böses Blut" wenn plötzlich Zugereiste aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf Lastenausgleichsmitteln ein Eigenheim bauten, was den Alteingesessenen nicht vergönnt war. Und so weiter. Jedenfalls war die Stimmung ziemlich gereizt, vor allem auch in Orten, wo die Soldateska der alliierten Schutzmächte direkt auf die Bevölkerung traf. Einerseits wollten die Leute gerne die Zigaretten und Konsumgüter (Whiskey) von den "Amis" zum Beispiel kaufen, trauen sich aber nicht und schickten die Kinder in die Kneipe vor, wo sich das Militär einquartiert hatte. Fraternisieren war ja auch damals noch verboten. Und so weiter. Das Lohnniveau war in etwa: 150 DM für einen Arbeiter (im Strassenbau), 400 DM für Ingenieure, Lehrer, mittlere Angestellte. Etwas besser standen sich die "Akademiker" mit etwa 1000 DM monatlich. Miete belief sich auf etwa 50 DM für komfortlose 4-Zimmerwohnung in normaler Lage. In der Stadt gab es lange noch Wohnungsbewirtschaftung. Köln zum Beispiel wurde erst 1960 herum zum "schwarzen" Kreis, d. h. die Mietpreisbindung wurde dann aufgehoben. Anstelle der Baukostenzuschüsse traten jetzt die Kautionen.Dabei gab es vorhr einmal "verlorene" BKZs und auf den Mietpreis anrechenbare BKZs. Ohne Baukostenzuschuss (BKZ) war keine Neubauwohnung in der Stadt mit Toilette, Bad, Warmwasser etc. zu haben (bis 5000 DM). Und so weiter. Fazit: So rosig war das damals garnicht, und der Lehrer haute auch noch mit dem Rohrstock zu.

Gute Frage! Man darf das Gefühl damals nicht mit heute vergleichen. Ich habe ,,Eis am Stiel" auch mit Freue gesehen. Die Geschichte war nicht viel wert, sondern die Musik, die Kleidung und was noch mehr an diese Zeit erinnert. Ich bin auch in dieser Zeit aufgewachsen und es gab zwei riesige Unterschiede zur jetztigen Zeit. Erstens: Die Aufbruchsstimmung. Alles wurde nach dem 2.Weltkrieg neu gebaut; es gab Wachstum und im Gegensatz zu was in den anderen Antworten gesagt wurde; kam es mir nicht ,,spiessig" vor. Di Moral ja, aber die Gestaltung der Häuser, der Elektro-Apparate, der Autos usw. war bunt. Auch aus den USA kamen neue Anstösse. In der jetztigen Zeit ist man dagegen etwas ratlos, ziellos und unzufrieden, weil alles mehr, aber nicht besser wird.

Zweitens: Man erreichte selbst etwas. Es ist doch eine viel größere Freude, zum ersten Mal Musik aus dem selbst zusammengelöteten Verstärker zu hören (und was für Musik!!) als die 47ste App auf dem Smartphone herunterzuladen, im Wissen, dass diese nur für Werbung oder Datensammler dient.

,,Rock and Roll" und ,Beat*" sind in dieser Zeit entstanden und waren eine Revolution! Die heutige Pop-Musik baut noch auf diese Errungenschaften fort.

Ich könnte noch vieles schreiben. Diese Zeit war überhaupt nicht ideal, aber wir haben damals noch Ideale gehabt.

die 50er gelten als die zeit des "wirtschaftswunders", also des wiederaufbaus, der vollbeschäftigung und des zunehmenden wohlstandes, die 60er waren gemischt, es gab einen wirtschaftlichen abschwung, aber es war auch die zeit der "kulturrevolution" mit der 68er generation in bezug auf musik, freiheit und abschied vom muff der vergangenheit

Jeder hatte Arbeit - Es war ja auch genug kaputt, was wieder aufgebaut werden musste.

Kuestenflieger  25.07.2019, 17:23

auch mehr als 10 Std wurde noch gern gearbeitet - mehr Stunden mehr lohn .

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