Wie war das Leben in den 70ern?

12 Antworten

Als Kind hatte ich mehr Freiheiten, wurde nicht ständig per Handy kontrolliert, durfte draußen spielen, bis die ersten Laternen angingen. Wir hatten viel mehr Bewegung, weil es noch keine Spielkonsolen gab und nur drei TV-Programme, zu Freunden ging man, um persönlich zu fragen, ob man zusammen etwas machen möchte, und fragte nicht per SMS oder WA.

Die Arbeit der Lehrer, Polizisten, Feuerwehrmänner und Ärzte genoss eine gewisse Wertschätzung und man fühlte sich sicher.

Meistens reichte es, wenn der Vater arbeitete, weil sein Gehalt/Lohn reichte, um die ganze Familie zu ernähren. Die Mutter blieb die ersten Jahre zu Hause, oder arbeitete halbtags. An der Regierung war die SPD. Es war undenkbar, dass jemand voll arbeitet und davon seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann und aufstocken muss.

Es gab keine Fake-News, bzw. wurden sie nicht ungefiltert massenhaft übers Internet verbreitet.

Berlin West war noch klein und übersichtlich. Um in das übrige Bundesgebiet zu gelangen, musste man durch die DDR fahren.

Fremdenfeindlichkeit lauerte nicht an jeder Ecke.

Die Geschäfte schlossen in der Woche um 18 Uhr, am Wochenende um 13 Uhr. Nicht nur die Verkäufer kamen irgendwann endlich zur Ruhe.

Irgendwie drehten sich die Uhren langsamer, es war nicht so hektisch.

VyerniTa  17.10.2022, 19:33

Da kommt glatt Wehmut auf bei dem, was du so aufzählst

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GutWetter  17.10.2022, 20:10
@VyerniTa

Das war so. Es herrschte aber auch der kalte Krieg - nur als Kind hat mich das nicht interessiert. Es gab bestimmt noch andere Punkte, die nicht so rosig waren. Aber unterm Strich war das Leben einfacher. Vielleicht, weil es nicht so viele, zu viele, Möglichkeiten gab wie heute.

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Das war das Jahrzehnt meiner Kindheit, daher sind meine Erinnerungen auch nicht so ganz objektiv. Ich musste mich ja um nichts kümmern, hab viel mit meinen Freunden gespielt, ferngesehen (auch wenn es nur 3 Programme mit sehr eingeschränkten Sendezeiten gab), wir waren aber generell viel draußen, sind Rollschuhe gelaufen, haben Fangen, Himmel und Hölle oder Gummitwist gespielt, sind auf Bäumen herumgeklettert oder waren auf dem Spielplatz, es wurde irgendwie nie langweilig.

Die Jahreszeiten haben wir als Kinder sehr intensiv wahrgenommen. Die Winter konnten für uns nicht kalt und schneereich genug sein, und die Sommer waren auch erst dann so richtig toll, wenn die Erwachsenen über die unerträgliche Hitze gestöhnt haben. In jenen heißen Sommern kam auch immer der Eiswagen vorbeigefahren, blieb alle paar Straßen stehen und hat mit einer Glocke geklingelt. Dann liefen wir schnell nach Hause, fragten unsere Eltern nach 50 Pfennig und holten uns davon eine Waffel mit zwei Kugeln Eis.

Disco-Musik war ziemlich angesagt. Meine erste LP war von ABBA, daran kann ich mich noch gut erinnern. 1977 kam ich in die Schule, meine Eltern kauften den ersten Farbfernseher (die es natürlich schon länger gab, aber wir hatten bis dahin noch einen in schwarz-weiß), und so nach und nach ging das Jahrzehnt zu Ende. Es war für mich ein tolles Jahrzehnt, das ich nicht missen möchte.

VyerniTa  17.10.2022, 20:22

Bei uns gab es auch einen Eierwagen. Meine Mutter hat da oft gekauft. Der hat immer gebimmelt, wenn er da war.

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OutOfNowhere776  17.10.2022, 20:37
@VyerniTa

An einen Eierwagen kann ich mich jetzt nicht erinnern (was aber nichts heißen muss). Ich weiß nur noch, dass wir, zumindest so bis etwa Mitte der 70er, die Milch ab und zu noch mit der Kanne vom Bauern geholt haben. Zwar nicht oft, meistens kam sie dann doch eher aus dem Supermarktregel auf den Tisch, aber manche bei uns im Ort haben das regelmäßig so gemacht.

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Telefone hingen an einem Kabel und hatten eine Wählscheibe, für Anrufe von unterwegs gab es Telefonzellen, Computer spielten im Alltag keine Rolle (es gab zwar schon welche, aber die wurden in Unternehmen und Behörden eingesetzt), Geldautomaten und Kartenzahlung waren noch nicht weit verbreitet, Bargeld holte man sich während der Kassenstunden mit einem Auszahlungsschein oder Scheck bei der Bank am Schalter, mit der innerdeutschen Grenze hatte man sich überwiegend abgefunden, Fernsehprogramm gab es für drei Stunden über Mittag und ab 16 Uhr bis gegen Mitternacht.

Es gab aber auch noch in kleineren Orten Lebensmittelgeschäfte, Banken, Postämter und Gastwirtschaften, auch in Kleinstädten noch Kinos, viel mehr Tankstellen, und für spezielle Besorgungen fuhr man dann ein paar Mal im Jahr in die nächste größere Stadt.

PS: Montags bis freitags war spätestens um 18:30 Uhr Ladenschluss, samstags um 14 Uhr, am ersten Samstag im Monat und an den Adventssamstagen durften die Geschäfte bis 18 Uhr öffnen, was aber auch nur in größeren Städten genutzt wurde.

blumenFee47  17.10.2022, 19:27

Es hätte uns doch an nichts gefehlt finde ich..

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Nicht viel anders als heute. Nur die digitale Technik war noch nicht so entwickelt, dass eine breite Masse darüber verfügen konnte. So hatte man mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge ;-)

Die Autos waren etwas kleiner.

Das Wasser der meisten Flüsse war viel verschmutzter.

Autofreier Sonntag , zweimal 1973 wegen Ölkrise.

Sie Schüler im Gymnasium waren nicht so verbissen und wollten nicht alle Einser-Abi. So hatte man viel mehr Freiheit zum Lesen und sich persönlich und geistig zu entwickeln.

Haschisch und Marihuana kam in Mode (seit Ende der 60er Jahre), wurde aber nur selten von Menschen unter 18 genommen.

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