Wie soll ich das Leben verstehen?
hey,
eine Frage die ich mir in letzter Zeit sehr oft stelle ist: wie kann ich leben?
Ich denke sehr viel über unserer gesamtgesellschaftliches System, unsere Traditionen, den Lauf des Lebens und generell um Ziele die man erreichen will nach.
Langsam merke ich, wie mich das ständige hinterfragen immer mehr Lust am Leben verlieren lässt.
was braucht der Mensch?
wie kann er sein Potential nutzen, wenn es ihm die Gesellschaft nicht ermöglicht?
wieso habe ich die Illusion, machen zu können, was ich will doch trotzdem kann ich es nicht machen?
warum akzeptieren so viele Menschen die Standards und Traditionen der Gesellschaft und führen sie weiter, ohne sie zu hinterfragen?
wenn wir doch mal ehrlich sind, warum arbeiten so viele, kriegen Kinder und kaufen sich dann eine Immobilie? Wieso gehen so viele menschen genau den gleichen Weg, wenn wir doch alle so unterschiedlich sind? Weil es ihnen so erklärt wird, so ist das Leben, so muss man sich nicht selbst finden. So ist das Leben einfach. Wie mit einer Bauanleitung.
was macht es für einen unterschied, wenn ich heute etwas esse, was mir schmeckt? Ich könnte das auch etwas essen was mir nicht schmeckt. Am Ende des Tages ist dieses Gefühl doch sowieso schon vergangen… was ist, wenn ich so über alles im Leben nachdenke? Und wie höre ich damit auf?
ich wünschte ich wäre auch wie viele andere, würde Schule fertig machen, studieren und dann einen Job und eine familie haben. Aber dieser Weg kommt mir nicht richtig vor, erfüllt er wirklich alles, was ich im Leben erfahren will? Werde ich dann glücklich sterben mit dem Gedanken, mein Leben gut gelebt zu haben? Was macht es für einen unterschied wenn ich mein leben durch Entscheiden genieße oder mein Leben mit Vorgaben von anderen lebe, am Ende des Tages bin ich von beidem erschöpft, positiv oder negativ.
es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen aber ich hoffe man kann verstehen, worauf ich hinaus will.
wie finde ich das, was mich am Leben hält, wenn alles, was mir einen Sinn geben sollte, mir so banal vorkommt?
bin ich die einzige, die sich über sowas Gedanken macht? Wann habt ihr euch über sowas Gedanken gemacht?
1 Antwort
Gerade denke ich, dass du typisch pubertär das Leben mit dessen Inhalten als Zustand betrachtest. Auch die ständigen Begriffen von Leuten wie "tatsächlich" oder "am Ende des Tages" zeigen mir deren Unverständnis, dass eigentlich alles tatsächlich ist, auch das Gelogene, dass auch die Nacht zum Leben dazugehört, auch wenn dabei viele kein Geld verdienen. Es sind also überflüssige bis unsinnige Worte, die man niemals verwenden sollte.
Das Leben ist ein Fortschreiten, ein Erleben von Anstrengungen, um Erfolge zu erreichen, um Misserfolge zu ver- und überstehen, ein Fühlen, Denken, Wollen und Handeln mit Gewinnen und Verlusten, mit Glück, Freude, Liebe und Überraschungen, aber auch Angst, Wut/Ärger, Trauer, Scham/Schuld, Ekel und Hass.
Aus Liebe zu sich selbst muss man seinen Schul- und Ausbildungsweg bestreiten, muss man Berufstätigkeiten erlernen und ausüben, um seine Talente und Träume zu verwirklichen und zugleich damit seinen Unterhalt zu verdienen. (Ich selbst bin ein Träumer, ein für viele Leute schwieriger Mann, weil ich ihnen nicht sofort folge oder ihre unlauteren Absichten aufdecke, habe zwei Berufsausbildungen plus UNI-Studium, bin schon seit meiner Jugend selbstständiger Unternehmer plus Angestellter, seit 2013 nur noch selbstständig, derzeit 63 Jahre alt, war 12 Jahre verheiratet mit einer Angestellten ohne Kind, bin nun 18 Jahre liiert mit 27-jährigem Stiefsohn, werde nie aufhören zu "arbeiten", also etwas zu tun, womit man auch Geld verdient - wie meine Frau, hat auch ein eigenes Unternehmen.)
Gehe also immer kleine Schritte im Leben deiner Träume mit deinen eigenen Streckenzielen. Wachse an den Erfolgen UND Misserfolgen. Verbinde dich mit anderen gleichgesinnten Menschen (Es gibt viel zu viele Familien, in denen sich die Mitglieder nicht ausstehen können.). Das Leben ist sehr lang, man lernt tausende Menschen kennen, genauer, wenn man möchte, massenhaft psychisch Kranke - Masochisten und Sadisten, Depressive und Hochstapler - , auch beruflich Nichtswisser und Nichtskönner, egomane Betrüger und feindlich gesinnte Neider, in verschiedenen Rollen, verschiedenen Beziehungen zu einem selbst, das hilft einem, sich selbst zu hinterfragen, sich selbst zu entdecken, seiner selbst zu bemächtigen und seine eigenen Abzweigungen auf dem Lebensweg bewusst zu gehen. Das Leben ist nur kurz im Rückblick, weil man so viel vergessen muss, man erlebte einfach viel zu viel. Das Wichtigste ist immer die Liebe zu sich selbst und nur damit zu einem oder mehreren anderen Menschen. Das ist auch das Schwierigste im Leben, weil Liebe nicht eifersüchtige Besitzergreifung, sondern immer und immer wieder vertrauensvolle Hingabe, Kompromissbereitschaft und Loslassen bedeutet. Nur das bleibt und ist menschenwürdig, macht glücklich und überlebt alles - sogar über den Tod hinaus!
Viele Ideen und viel Mut und Kraft für deinen weiteren Weg!
Ich meine nicht nur die Zeit der Pubertät, die Zeit der Jugend, des Aufbaus des langen Lebens, der zu vielen komplexen Fragen, ohne einfache Antworten ertragen zu können, sondern eben auch die damit verbundenen starken hormonellen Schwankungen (vgl. Schwangerschaft, Pille, Östrogenhemmung bei Brust-Ca, Testosteronhemmung bei Prostata-Ca, Hormongaben bei Schilddrüsenunterfunktion usw. usw..), d.h. man ist ´mal für alle Welt, ´mal gegen sie, man fühlt mehr als man denkt, man ist ´mal bei sich, ´mal neben sich, ´mal überwältigt einen die Zukunftssorge, will plötzlich alles, einfach alles wissen und zur Sicherheit planen, ´mal lebt man zu leichtsinnig und trotzig in den Tag hinein, man sieht plötzlich den beruhigenden Wald vor zahllosen unbekannten, erschreckenden Bäumen nicht mehr.
Ja, klar dass ich mir jetzt in der Pubertät so viele Gedanken darüber mache. Danke für Antwort!