Wie oft Pferd bewegen zum Muskelaufbau?

8 Antworten

Über den Zeitpunkt wann man beginnen sollte scheiden sich die Geister.

Ich persönlich bin kein Fan davon, ein Pferd "verwildern" zu lassen bis es 3/4-jährig ist und es dann auf einmal in ein paar Wochen vom rohen Pferd zum Reitpferd auszubilden.

Meine Pferde beginnen im Prinzip schon nach dem Absetzen mit der "Grundausbildung", d.h. wir machen neben dem normalen Fohlen ABC auch schon etwas Führtraining, Spaziergänge, Übungen aus dem Gelassenheitstraining, Verladen, usw. Natürlich immer nur einige wenige Minuten, trotzdem finde ich dass man so schon einen wichtigen Grundstein für später legt.

Ab dem Alter von 2 fange ich dann an längere Spaziergänge einzubauen, sie als Handpferd mit ins Gelände zu nehmen und die Bodenarbeit zu intensivieren. Dabei geht es allerdings noch gar nicht ums longieren, sondern mehr um Basics der Bodenarbeit sowie erste Seitengänge an der Hand, Trail in Hand usw. Meine Jungpferde dürfen dann auch mit 2 schon mal mit aufs Turnier und gehen in die in-Hand Prüfungen.

Ab 2,5 - 3-jährig (je nach Reife des Pferdes) beginne ich dann auch schon langsam damit, sie mit Longiergurt / Pad / Sattel / Gebiss vertraut zu machen und sie anzulongieren, wobei man hier dazu sagen muss dass ich meine Jungpferde prinzipiell nur ganze Bahn longiere. Außerdem kommen dann Basics wie das stehen bleiben und einparken an der Aufstieghilfe und das "abhärten" in Form von raschelnden Gegenständen am Sattel usw. dazu.

All das hat mit Muskelaufbau an sich noch gar nichts zu tun, da geht es nur um Vertrauen zum Menschen und Gewöhnung an sämtliche Umweltreize. Insgesamt "arbeite" ich die Pferde in dem Alter auch nur 2 oder maximal 3x in der Woche, den Rest der zeit stehen die mit ihren Kumpels im Offenstall. Auch die Bodenarbeits-Einheiten halte ich mit ca. 10 min relativ kurz. Länger kann sich ein Jungpferd sowieso nicht konzentrieren. Spaziergänge dürfen natürlich deutlich länger dauern, da kann es schon sein dass wir auch mal 2h unterwegs sind.

Ab 3 - 3,5 fange ich dann mit der Gewöhnung ans Reitergewicht an (aufsteigen/absteigen, anhalten, geführtes Reiten im Schritt und - je nach Pferd - auch schon ein paar Schritte Trab und Galopp an der Longe). Sobald meine Pferde das kennen gehen sie dann zum Profi in Ausbildung. Denn da beginnt für mich ein ganz wichtiger Punkt: Nämlich die "richtige" Ausbildung als Reitpferd, und die traue ich mir selbst einfach auch nach 20 Jahren Reit- und Jungpferdeerfahrung noch nicht zu.

Wenn sie zurück kommen gehen meine Pferde dann nochmal für ein paar Monate auf die Wiese. Erst danach beginnt für mich persönlich die Phase, in der ich mir Gedanken um gezielten Muskelaufbau mache und - gemeinsam mit meinen Trainern - einen Trainingsplan entwerfe um das Pferd auf die erste gerittene Turniersaison vorzubereiten.

Allerdings gibt es - wie schon gesagt - dazu zig verschiedene Meinung und Vorgehensweisen. Für mich persönlich gehört vor dem 3. Lebensjahr kein Reiter auf ein Pferd. Je nach Rasse und Entwicklungsstand ist es auch durchaus möglich, dass ein Pferd noch ein paar Monate oder auch mal ein Jahr länger braucht bis es in der Lage ist einen Reiter zu tragen. Da muss man einfach individuell entscheiden und darf sich nicht zu sehr auf ein Schema festlegen.

Wann man beginnt ist immer Sache des Besitzers, des Tieres und des "Verwendungszwecks". Habe ich jetzt ein sehr reifes, gut gewachsenes Dressurpferd hier, mit dem ich Wettkämpfe gehen möchte, werde ich früher und anders anfangen, als bei einem jungen, nicht wirklich ausgereiftem Freizeitpferd, hinter dem keinerlei Zeit- oder Leistungswunsch steht.

Mein eigenes Pferd wird demnächst 2 Jahre alt. Er sieht aus wie eine Kreuzung aus Kakerlake, Esel, Giraffe, Zebra und Meerschweinchen. An Muskelaufbau oder Longieren brauch ich noch gar nicht zu denken. Muskeln baut er selber auf im Offenstall mit Hügeln auf dem Paddock (riesige Laufflächen), beim Spielen und Toben und regeneriert sich dann auch selbst beim Spielen.

Ab und an lasse ich ihn frei auf dem Platz laufen um zu sehen, ob alles okay ist (mal ne Schramme oder so ist ja normal) und dabei sehe ich auch, wie unausbalanciert er noch ist. Das wird noch dauern, daher:

Start der "Vorschule" für den Bub ist mit 3 angesetzt.

Übungen zum Muskelaufbau gehen Hand in Hand mit Regeneration, geistigem Wachstum, Ausgeglichenheit, Balance, Verarbeitung. Heißt: nicht nur körperlich, sondern auch geistig fordern und fördern, aber auch die Zeit lassen, die Eindrücke zu verarbeiten und einen Lerneffekt daraus zu ziehen.

Das dauert dann halt länger, bringt aber ein mitdenkendes und mitarbeitendes Pferd dabei raus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse
mich würde einfach mal interessieren wie man bei jungen Pferden anfängt Muskeln aufzubauen. 

ab dem zweiten oder dritten lebenstag sollte man in der regel damit anfangen.

dann kann das fohlen mit der mutterstute auf eine möglichst grosse weide. ab einem alter von etwa 14 tagen tollen die fohlen abwechselnd herum und schlafen.

weiter geht es nach dem absetzen der fohlen.

stutfohlen gewinnen zu nächst an gewicht und grösse, hengstfohlen bauen zuerst muskeln auf.

stuten sind in der regel etwa 1-2 jahre früher "fertig" als wallache.

der hauptteil dessen, ob später schnell und effizient oder nur langsam muskeln aufgebaut werden und zur späteren robustheit von bändern und sehnen wird auf der aufzuchtweide gelegt, lange bevor die pferde überhaupt vom menschen gearbeitet werden.

je mehr anreiz zur bewegung auf der aufzuchtweide vorhanden ist (entsprechendes gelände und weitere aufzuchtpferde), desto besser aufgebaut gehen die pferde ins training.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

In jungen Jahren stellt man es am besten auf eine riesige Jungpferdekoppel. Dort bekommen die Pferde über ein Jahr kaum einen Menschen zu sehen, und trainieren sich selbst auf natürliche Weise. Etwa mit 3-4 Jahren (manche Rassen erst mit 5) beginnt man mit Longieren und Gewöhnung ans Reitergewicht. Dann stellt man das Pferd optimalerweise noch mal eine Saison auf die Koppel, um anschließend ernsthaft mit der Arbeit zu beginnen. Dabei natürlich das einzelne Tier ansehen - wächst es noch, ist es vom Kopf her „fertig“ zum lernen…?

Zu Beginn arbeitet man 2-3 mal in der Woche, und steigert es dann allmählich. Mit etwa 7 wäre dann täglich ok.

Da hat jeder seine eigene Philosophie.

Man muss gucken wie sich das Pferd körperlich und geistig entwickelt. Ab 3 ist so der Standard.

Ich kenne es so, dass man Dreijährige ab ca. Januar anlongiert und auch nicht soo lange vom Boden aus arbeitet, damit die nicht so viel Kraft und Ausdauer bekommen. Dann wird es nämlich schwieriger sie anzureiten. Man nutzt also quasi aus, dass sie noch nicht so trainiert sind. Im Frühjahr ist das Pferd dann angeritten und kommt erstmal wieder auf die Weide um weiter zu wachsen und zu reifen. Es kann das Gelernte verarbeiten. Im Herbst geht dann die Grundausbildung los. 4jährig geht es dann zu den ersten Turnieren.

Wie oft man ein Jungpferd reitet ist gar nicht soo wichtig. Am Besten sollte eine Trainingseinheit jedoch deutlich kürzer sein als bei Erwachsenen Pferden. Das Jungpferd darf also ruhig täglich gearbeitet werden aber eben erstmal nur 15-20min. Am Anfang vielleicht sogar nur 5-10min. Die können sich einfach noch nicht länger konzentrieren.

Natürlich darf man Jungpferde körperlich nicht überfordern solange sie noch wachsen (bis ca.7jährig) aber wir Menschen fangen ja auch nicht erst mit Sport an wenn wir 18 sind. Also Wachstum/Entwicklung und Arbeit müssen sich nicht ausschließen.

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterin seit ca.30Jahren
PeppysGirl  17.05.2021, 13:20

Ich kenne es so, dass man Dreijährige ab ca. Januar anlongiert und auch nicht soo lange vom Boden aus arbeitet, damit die nicht so viel Kraft und Ausdauer bekommen. Dann wird es nämlich schwieriger sie anzureiten. 

Das ist doch auch nur der nette Versuch dafür, eine Begründung zu schaffen, warum es legitim sein sollte sich auf ein unzureichend vorbereitetes Pferd zu setzen. Das die Pferde Probleme machen passiert nur dann, wenn sich der Pferd vorher zu wenig Zeit genommen hat um Vertrauen zu schaffen und dem Pferd zu erklären was der Mensch da eigentlich von ihm will.

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SuperB18  17.05.2021, 16:55
@PeppysGirl

Also ist das Pferd nach einem Jahr an der Longe besser vorbereitet und weiß was man von ihm als Reitpferd will? Sicher nicht. Das erste Aufsitzen ist immer ein kleiner Schock. Egal ob 3 oder 12 Monate longiert wird. Keiner sagt, dass man den Dreijährigen einfach von der Wiese holt und sich drauf setzt. Und Vertrauen wird bereits ab dem ersten Tag nach der Geburt aufgebaut.

Es gibt hier meiner Meinung nach kein schwarz-weiß. Und Problempferde entstehen meiner Meinung nach woanders. Nämlich wenn am Beritt gespart wird und sich Lieschen vom Nachbardorf, die schon dreimal nicht vom Pferd gefallen ist, als Pferdeausbilderin versucht.

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PeppysGirl  17.05.2021, 21:29
@SuperB18

Es hat auch niemand davon gesprochen die Pferde vorher ein Jahr lang zu longieren. Siehe meine Antwort oben.

Ich rede lediglich davon, dass ich es Quatsch finde sich auf ein unzureichend vorbereitetes Pferd zu setzen.

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Punkgirl512  17.05.2021, 13:34
Ich kenne es so, dass man Dreijährige ab ca. Januar anlongiert und auch nicht soo lange vom Boden aus arbeitet, damit die nicht so viel Kraft und Ausdauer bekommen. Dann wird es nämlich schwieriger sie anzureiten

Wird es nicht. Im Gegenteil: Die Pferde wehren sich ja zu Recht! Was spricht dagegen, dass ein Pferd Kraft und Ausdauer hat, bevor es angeritten wird? Wäre der Mensch kooperativer, bräuchte sich das Pferd ja nicht wehren. Leider sind genug Menschen einfach zu blöd, die Pferde entsprechend einzuschätzen.

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SuperB18  17.05.2021, 17:03
@Punkgirl512

Weil Jungpferde durchaus auch mal testen ob sie wirklich kooperieren müssen und das obwohl sie ganz dolle vertrauen.

Hier geht es schließlich auch um die Gesundheit des Reiters. Wenn man dem Jungpferd schon ein Jahr lang Kondition antrainiert hat kann das schon mal gefährlich werden. Und wenn ein Pferd in den ersten Reiteinheiten lernt, dass es nur lang genug rennen muss bis es den Reiter loswird na dann Prost Mahlzeit... Da riskiere ich lieber, dass es erstmal aufgrund fehlender Kraft kooperiert/kapituliert und dann lernt, dass das alles nichts schlimmes ist.

Und nur weil man schon ein Jahr mit dem Pferd rumgetüdelt hat heißt das noch lange nicht, dass das erste Aufsitzen für das Pferd etwas völlig normales ist. Das ist trotzdem ein kleiner Schock.

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littlelucy03 
Fragesteller
 17.05.2021, 14:24

meine RL zum Beispiel reitet Dressur und ab und zu VS, sie hat verschiedene Rassen und es ist je nach Rasse unterschiedlich oder nicht?

mit ihren Warmblütern hat sie es genau so gemacht wie du es beschrieben hast, aber mit ihrem Araber zum Beispiel hat sie mit 3 begonnen mit Longieren und mit 4 mit dem Anreiten. Mit ihrer Lusitanostute hat sie das ebenso wie bei dem Araber gemacht

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PeppysGirl  17.05.2021, 21:30
@littlelucy03

Ja, man muss von Rasse zu Rasse und sogar von Pferd zu Pferd entscheiden wann der richtige Zeitpunkt ist um das Pferd zu starten. Der eine ist mit 3 schon körperlich und geistig "fertig" um langsam angeritten zu werden, der andere braucht eben ein paar Monate oder auch mal ein Jahr länger.

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