Wie kann man Wissen von Meinung unterscheiden?

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Hallo, eine interessante Frage.

Um Wissen von Meinung zu unterscheiden gibt es eigentlich nur einen Weg...

sich mit dem Thema, bzw einer Aussage sachlich auseinanderzusetzen und diese anhand aller vorhandenen Informationen und Fakten unvoreingenommen prüfen, um den tatsächlichen Sachverhalt herauszufinden.

Wissen ist dann das Ergebnis von auf Wahrheit beruhender Information.

Im Idealfall baut eine Meinung auf fundiertem Wissen auf.

Doch ist zu bedenken, das Meinungen auch "gemacht" werden. Was bedeutet, das Meinungsbildung von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird...

Ein Grund mehr, nicht alles ungeprüft zu glauben, bzw. zu übernehmen, sondern selbst durch Prüfung festzustellen was ... überdenkenswert, glaubwürdig oder unglaubwürdig ist.

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GLG

Moegylein  24.04.2024, 16:47

Sehr schöne Erklärung liebe LS.....LG sendet Dir Moegylein 🙂

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Letztlich gar nicht.

Wissen ist etwas, was wir durch Beobachtung und Überprüfung gewinnen können. Wenn wir dann unsere Erkenntnisse mit anderen teilen und sie auffordern, sie zu überprüfen, können wir unser Wissen erhärten.

Das Problem ist nun aber, dass bereits die Beobachtungen, die wir angestellt haben, schwer beeinflusst ist von unserer Weltansicht und somit von unserer Meinung, die wir über die Welt haben.

Es gibt Studien, die nachweisen, dass das Wissen über das Verhalten von Tieren hauptsächlich davon abhängt, welche gesellschaftlichen Meinungen gerade vorherherrschen.

So wurde in früheren Zeiten fast ausschliesslich die Rangkämpfe und das Dominanzverhalten von Männchen beobachtet, weil wir eine patriarchale Gesellschaft hatten, in der man der Ansicht war, dass der Mann die Gesellschaft entscheidend prägt und gestaltet.

Somit untersuchte man auch tierische Gemeinschaften fast ausschliesslich unter diesem Aspekt.

Heute versucht man, in tierischem Verhalten Nachweise für homo-, bi- pan- und transsexuelles Verhalten zu finden, weil wir der Meinung sind, dass diese Verhaltensweisen natürlich sind, somit in der Natur vorkommen müssten.

Es gibt allerdings zahllose Denkfehler darin (ich zeige das der Einfachheit halber nur am Beispiel der Homosexualität auf):

  • Es wird meist nicht unterschieden zwischen homosexuellem Verhalten (sexuelle Handlungen zwischen Gleichgeschlechtlichen) und Homosexualität als einzig mögliche Lebensweise (sexuelle Präferenz eines Einzelwesens)
  • Es wird vernachlässigt, dass selbst, wenn der Mensch das einzige Wesen auf der Welt wäre, bei dem es Homosexualität gibt, das absolut kein Beweis wäre, dass es nicht natürlich ist (Beispiel: Das Seepferdchen ist das einzige Tier, bei dem das Männchen schwanger wird; ist das deswegen unnatürlich?!)
  • Es gibt keine vernünftige Definition von "natürlich" und "unnatürlich"; diese Unterscheidung basiert lediglich auf Meinungen von Menschen

Somit ist sämtliche Forschung, die wir betreiben, um zu Wissen zu gelangen, immer auf Meinung aufgebaut. Dies gilt nicht nur für die Auswahl der Themen, die wir untersuchen, sondern natürlich auch für die Interpretation der Beobachtungen.

Das einzige Wissen, das wir also feststellen können ist, dass wir nichts wissen. Und nicht mal dessen können wir uns mit absoluter Gewissheit sicher sein...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wissen bezieht sich auf gute, gesicherte Studien und Quellen und deren Verknüpfung. Meinung bezieht sich auf subjektive Lebenserfahrungen, Hörensagen, Vorurteile und diverse Studien und Medienartikel, die vielleicht oder vielleicht auch nicht, gut ausgeführt sind und der Wahrheit entsprechen. Bei Wissen kann man sich meistens auf ganz konkrete Personen und Autoren beziehen, Meinung hingegen ist eher ein selbst definiertes persönliches Bild, das auf einer Vielzahl von guten und schlechten Quellen beruht.

Das bedeutet nicht zwingend, dass Wissen immer besser ist als eine Meinung, denn der entscheidende Nachteil ist, dass alles was nicht erforscht werden kann oder wo die finanziellen Mittel für Forschung fehlen, auch nicht in gesichertem Wissen enthalten ist. Eine Meinung kann für das alltägliche Leben also oft relevanter sein als gesichertes Wissen. Ein gutes Beispiel hierfür war die Coronakrise, wo die Berücksichtigung psychologischer Folgen des Lockdowns nur als Meinung existierte, in der Forschung jedoch in dem kurzen Zeitraum kaum Berücksichtigung fand.

In dem man Wissen als das definiert, was mit hoher Wahrscheinlichkeit als wahr gilt, weil es wissenschaftlich nachprüfbar ist. Und dennoch sind wissenschaftliche Theorien keine absoluten Wahrheiten, denn Wissenschaft kann sich einer Wahrheit durch Falsifikation der Theorien immer nur annähern. Das menschliche Bewusstsein macht hingegen kein Unterschied zwischen wissen/glauben/meinen, den in allen Modis wird eine Annahme für die Wahrheit gehalten, und zur Wahrheit erklärt.

Wissen sind die Fakten, die richtig, aber auch falsch sein können, Meinung ist die Schlussfolgerung daraus.

"Wissen = richtig, Meinung = falsch" trifft es nictt.