Wie kann man sich den Ablauf in einem Hörsaal in der Universität (Uni) vorstellen?
Hallo,
an die studierenden und ehemals studierten GF-Nutzer/innen:
Wie kann man sich generell den Ablauf in einem Hörsaal von einer Universität (Uni) vorstellen im Gegensatz zu einem normalen Schulunterricht in einem Klassenraum?
10 Antworten
Das kommt darauf an, was für eine Veranstaltung dort abgehalten wird.
Vorlesungen sind klassischer Frontalunterricht, und sind wenig bis gar nicht interaktiv. In der Regel gibt es einen Professor, der im gesamten Semester die Vorlesung hält. In manchen Veranstaltungen sind es auch zwei/drei Profs (jeder macht seinen Abschnitt), ganz selten taucht jede Woche ein neuer Prof auf (bei Grundlagen-Veranstaltungen aber eher unüblich). Oft gibt es am Anfang jeweils einen kurzen Rückblick auf die letzte Vorlesung, dann folgt die Übersicht der heutigen Themen, dann folgt 80-90 Minuten geballtes Wissen. Präsentiert wird an der Tafel oder der Beamer-Leinwand. Wie das Inhaltliche dann aussieht, hängt natürlich vom jeweiligen Modul, Studiengang und dem Professor selbst ab. In den Naturwissenschaften können auch mal Experimente vorkommen, oder auch Filmsequenzen, Abstimmungen, etc. ähnlich wie im Schulunterricht. Fragen können in den Pausen, nach der Vorlesung oder meist auch während der Vorlesung gestellt werden (einfach melden, auch bei 300 Leuten im Saal).
Manche Profs machen bei der Hälfte eine kurze Pause, andere nicht. Bei größeren Veranstaltungen mit hohen Teilnehmerzahlen gibt es idR keine Anwesenheitspflicht (auch weil das keiner kontrollieren möchte). Da interessiert es keinen, wann du kommst, wann du gehst, ob du zuhörst oder Minecraft zockst, oder die Inhalte deiner Brotbox verspeist, etc... solange du dich dabei ruhig und unauffällig verhältst.
In Übungen / Tutorien / Seminaren sieht das ein bisschen anders aus. In diesen Veranstaltungen geht es darum, sich aktiv mit den Theman auseinanderzusetzen, d.h. allein oder gemeinsam Aufgaben zu bearbeiten, Themen zu erarbeiten oder zu diskutieren. Je nach Teilnehmerzahl gibt es meist 1-2 Tutoren (Bachelor-/Masterstudenten oder Doktoranden), die die Veranstaltung leiten und dir deine Fragen beantworten. Bei 20-50 Teilnehmern im Saal hat das am ehesten noch Klassenraum-Atmosphäre. Einen festen Ablauf gibt es jedenfalls bei Übungen nicht. Manchmal wird eine Aufgabe des Übungsblatts an der Tafel vorgeführt. Die restliche Zeit dient einfach nur zum Fragenstellen und (gem)einsamen Arbeiten.
Das kann extrem unterschiedlich sein, je nach Uni, Dozent und Größe des Publikums.
Aber damit dir erstmal die Grundidee einer Vorlesung klar ist: Früher waren Bücher rar und teuer; für Studenten war es unmöglich, sich umfassend mit Fachliteratur zu versorgen. Deshalb haben die Professoren aus ihren eigenen und manchmal fremden Veröffentlichungen vorgelesen, damit die Studenten zuhören/mitschreiben konnten und somit das Wissen aus dieser Literatur zur Verfügung hatten.
Und das ziehen auch heute noch manche Dozenten, gerade in Vorlesungen mit großem Publikum, genau so durch: Der Dozent referiert und das Publikum hört zu. Dem Dozent ist egal, wer im Publikum sitzt, wo derjenige sitzt und was derjenige macht - Hauptsache, er stört nicht. Manche nehmen sich nichtmal am Ende der Vorlesung die Zeit, Fragen zu beantworten.
Aber: Je kleiner das Publikum und je lockerer der Dozent, desto entspannter kann es werden. Dann werden auch Zwischenfragen mitten in der Vorlesung zugelassen. Oder der Dozent interagiert von sich aus mit den Studenten, so wie "was denken Sie...?".
Bei wirklich kleinen Vorlesungen, mit weniger als 10 Studenten, kann es sogar soweit gehen dass die Studenten mit Namen angesprochen werden und dass richtige Diskussionen zwischen Dozent und Student entbrennen.
Ich hatte in meinem Nischenstudiengang sogar einmal den Fall, dass der Dozent die Vorlesung einfach in seinem Büro abgehalten hat... es nahmen eh nur 3-4 Studenten teil und so viele Sitzplätze hatte er dort. Man war per Du und es durfte sich jeder an seiner privaten Kaffeemaschine bedienen.
im Gegensatz zu einem normalen Schulunterricht in einem Klassenraum?
Die Aufgabe eines Lehrers ist, sich um jeden Schüler zu kümmern, damit er möglichst das Klassenziel erreicht. Das ist bei einem Dozenten nicht der Fall.
Der Dozent kennt deinen Namen nicht. Es ist ihm auch scheißegal, ob du zur Vorlesung kommst oder nicht, und wenn ja wo du sitzt und was du in diesen 90 min machst. Er hält seine Vorlesung, heutzutage eher in Form eines Referats mit Powerpoint-Präsentation, und der Student macht daraus was er will.
Der Dozent wird dich nicht fragen, ob du genug lernst, ob du die Vorlesungen nachbereitest, ob du ein ordentliches Skript führst... das ist alles deine Sache. Du bist erwachsen, du lernst selbst. Oder eben nicht, auch deine Sache.
Am Ende des Semesters kommen soundsoviele Studenten zur Modulprüfung; jeder schreibt seine Matrikelnummer oben auf die Klausur und der Dozent trägt hinterher für jede Matrikelnummer eine Note ins System ein. Wenn einer nicht bestanden hat, ist das halt so - dessen Problem. Wenn er deshalb jetzt aus dem Studium geschmissen wird... auch dessen Problem.
Der größte Unterschied ist, dass eigentlich keine oder kaum Interaktion zwischen dem Dozenten und den Studierenden stattfindet. Außer, man geht nach der Vorlesung nach vorne und spricht ihn direkt an. Meistens kann man während der Vorlesung auch Fragen stellen, aber das ist schnell sehr störend und kommt deshalb auch nicht ganz so häufig vor.
hier ist aber die Rede von Uni. Vielleicht gibt es da auch kleine Studiengänge, mir ist aber sowas im Bachelor nicht bekannt.
Gibt es sehr wohl.
Gehe mal z.B. in den Physik- oder Mathe- Bachelor an einer kleinen Uni mit 5000 Studenten... Da sitzen dann vielleicht 20 oder 30 Erstis in der Vorlesung.
okay, das kann gut sein. :) Trotzdem ist das eher nicht der Regelfall.
Manche Hörsäle (z.B. der Audimax) sind viel größer, wie ein Kino. Der Dozent spaziert nicht herum sondern steht vorn auf der Bühne, dem Podium. Es wird nicht herumgealbert, sondern es herrscht höchste Konzentration. Deswegen stört es sehr, wenn eine Komilitonin zu spät hereinplatzt, und sie wird mit Catcalling-Pfiffen bestraft (ui-uiuu) damit sie in Zukunft pünktlich kommt. Liegt die Uni in fußläufiger Entfernung zum Hauptbahnhof verirren sich im Winter manchmal auch obdachlose Penner ganz hinten in den Hörsaal um sich zu wärmen, und wenn sie alkoholbedingte Geräusche machen müssen sie leider rausgeschmissen werden. Wenn einmal der Dozent selber zu spät kommt, wird auch er (unter Gelächter) mit Catcalling-Pfiffen begrüßt, egal was für ein alter Knacker er ist. Kommt man selber einmal zu spät, zu "Höhere Mathematik I für Ingenieure" um Punkt 8:15, dann fühlt sich das so an: Man hat sich mitten in der Nacht aus dem Bett gequält, ist zur U-Bahn gehetzt, aber es hat nicht gereicht. Man öffnet einen Spalt die Tür zum Hörsaal, man sieht im fahlen Neonlicht Menschenmassen, vorn auf der Leinwand völlig unverständliches Zeug, und ein mausgraues Männchen krächzt ins Mikrofon: "Satz von Bolzano-Weierstraß...". Da denkt man nur: Oh Gott! Wär ich doch bloß im Bett geblieben! Generell gliedert sich das Auditorium in zweierlei: Die einen denken mit und versuchen das präsentierte sofort zu verstehen. Sie wissen, wo sie danach den Inhalt nochmal nachlesen können. Die anderen tun so als sei es das erste und letztemal in ihrem Leben, wo sie diesen Inhalt mitbekommen, und versuchen verzweifelt mitzuschreiben. Sie bewegen sich wie ein körnerpickendes Huhn: glotz-kritzelkritzel-glotz-kritzelkritzel... Nach der Vorlesung haben sie alles ganz genau aufgeschrieben, aber nichts verstanden.
Ich gehe mal davon aus, dass Du den Ablauf einer Vorlesung meinst.
Bei uns ist das meistens so: Der Dozent kommt in den Hörsaal bereitet sich kurz vor, beantwortet noch ggf. Fragen im Privatgespräch und fängt dann die richtige Vorlesung an. Kurze Begrüßung, gefolgt von einem kleinen Teaser, was in der Vorlesung kommen wird. Dann wird hauptsächlich die Präsentation, die per Beamer an die Wand geworfen wird, abarbeitet und ggf. Fragen zwischendurch beantwortet.
Es ist auf jeden Fall deutlich weniger interaktiv und der Dozent zieht sein Ding durch. Dementsprechend kann es teilweise auch etwas langweilig werden.
Schöne Grüße :)
Ja genau, ich meine damit eine typische Vorlesung.
Ist eigentlich echt nur, dass der Dozent seine Präsentation abarbeitet, sehr simpel. Und wie gesagt passt Fragen werden beantwortet.
Hängt von der Anzahl der Studienten ab. Spätestens im Hauptstudium bei uns an der FH kannten die meisten Profs. alle Studenten mit Namen.
notting