Wie kann ich auf dem guten Weg bleiben?
Immer wenn ich gerade auf einem guten Weg bin und sich mein Leben gerade zum besseren wendet, kommt dieser eine kurze Gedanke und ich werde schwach. Diese Gedanken sind so verführerisch und stark, dass es schwer ist ihnen zu wiedersehen. Wie kann ich meinen Stolz behalten und weiter durchziehen auch wenn es gegen meine Triebe geht?
Kannst Du konkretisieren, was Du damit meinst "auch wenn es gegen meine Triebe geht"
z.B. Suchtverhalten, Sexualität, etc?
Das würde das Beantworten Deiner Frage sehr erleichtern.
Ja, so Handysucht und Masturbation. Diese ganzen schlechten Gewohnheiten halt
3 Antworten
Du bist nicht allein mit diesem inneren Konflikt.
Viele Menschen kennen das: Sie spüren, dass sie auf einem guten Weg sind – mehr Klarheit, mehr Energie, vielleicht ein Gefühl von „Ich bin wieder bei mir“ – und zack, kommt dieser kleine, scheinbar harmlose Impuls. Und ehe man sich versieht, ist man wieder drin: im Scrollen, im Konsumieren, in alten Mustern.
Warum das passiert?Nicht, weil Du zu schwach bist.
Sondern weil diese Gewohnheiten oft verknüpft sind mit einem inneren Bedürfnis, das gar nichts mit dem konkreten Verhalten zu tun hat:
- Handy: Ablenkung, um innere Leere oder Anspannung nicht zu fühlen.
- Masturbation: Kurzzeitige Selbstberuhigung oder Trost, wenn Nähe fehlt.
- Serien, Essen, Reels, Pornos – alles schnelle Dopaminquellen, wenn das Leben sich gerade zu langsam oder zu unbequem anfühlt.
1. Verstehen statt bekämpfen.
Mach das „schlechte Verhalten“ nicht zum Feind, sondern frag Dich ehrlich:
Was genau will ich in dem Moment eigentlich vermeiden oder betäuben?
Oft liegt der Schlüssel nicht im Verhalten, sondern in der Emotion davor.
2. Nicht perfektionistisch werden.
Du wirst schwach – ja. Und? Du hast es gemerkt. Du hinterfragst es. Du stehst wieder auf.
Der Rückschritt ist nicht das Problem – entscheidend ist, dass Du zurückkommst.
3. Fokussiere Dich nicht nur auf „Widerstehen“, sondern auf „Gestalten“
Du willst nicht nur aufhören mit etwas – Du willst für etwas leben: Klarheit, Würde, Fokus, Selbstachtung.
Mach Dir bewusst, was für ein Mensch Du sein willst. Schreib es auf. Lies es jeden Tag. Stärke Deinen inneren Kompass.
4. Bau ein Notfall-Ritual für den Moment der Versuchung.
Z. B.:
- 10 bewusste Atemzüge
- 3 Minuten Augen zu, Musik an, Bewegung
- Kurze Erinnerung: „Was würde mein zukünftiges Ich jetzt tun?“
Es geht nicht um Härte gegen Dich selbst – sondern um Loyalität zu dem Teil in Dir, der wirklich wachsen will.
Du bist schon auf dem Weg.
Und jedes Mal, wenn Du bewusst entscheidest – auch wenn’s schwer ist –, stärkst Du genau diesen Teil in Dir.
Nicht durch Kampf, sondern durch Klarheit.
Herzliche Grüße
Ralf
In kleinen Schritten, durch Regelmäßigkeit, Etablierung neuer Gewohnheiten (so, dass die zur Norm werden und du nicht mehr darüber nachdenken musst) und mit Toleranz von Rückschritten. Also, wenn du einmal wieder in die alte Gewohnheit gefallen bist, ist das keine Schande.
Ebenso durch Festlegung des Zielverhaltens: Wie möchtest du leben, wenn du die neuen Gewohnheiten komplett verinnerlicht hast?
Dabei kann es hilfreich sein, Alternativen zu überlegen und sich vorzustellen. Statt am Handy zu hängen lese ich ein Buch oder gehe einem Hobby nach oder lerne etwas etc. Statt zu mastubieren, treiben ich Sport.
Dabei ist die Frage, ob du zunächst ein "gesundes" Verhalten anstrebst oder erst mal ein idealisiertes, das du später langsam lockerst. Also: Eine Weile gar kein Handy über das absolut Notwendige hinaus, um dann, wenn man sich das Handy komplett abgewöhnt hat, diese Regel wieder etwas zu lockern oder sofort einen gemäßigten Handykonsum?
Beides hat etwas für sich.
Oft hilft einem anfangs die ganz strenge Regel. Wenn man das Verhalten ein paar Wochen komplett lassen konnte, fällt es ggf. leichtert, es in moderater Form wieder aufzunehmen - man muss aber wissen, wie man dann mit der moderaten Form umgeht. Was macht man mit der Zeit? Was macht man alternativ? Weiß man wirklich, warum man das moderate Verhalten anstrebt, was einen am übermäßigen Verhalten Verhalten gestört hat?
Hier wurden ja jetzt schon einige ganz praktische Tipps geteilt, die dir vielleicht auch schon weiterhelfen können. Gewohnheiten zu ändern braucht Zeit und Ausdauer, oftmals liegen hinter diesen Gewohnheiten auch Muster und Zusammenhänge, die es schwierig machen, auf dem Weg den du anstrebst zu bleiben.
Diese Zusammenhänge zu reflektieren kann auch hilfreich sein, um mehr Orientierung und damit auch Kontrolle über die Situation zu bekommen. In welchen Momenten gelingt es dir bisher schon diese Gewohnheiten zu überwinden? In welchen gerätst du wieder in alte Muster?
Wenn diese Gewohnheiten für dich viel Leidensdruck bedeuten, oder du merkst, dass du da alleine nicht raus kommst, kannst du dir auch Unterstützung holen.
Auf www.suchtberatung.digital kannst du dich kostenlos und anonym zu deiner Handy- und Pornonutzung beraten lassen. Auch Sucht- oder Jugendberatungsstellen vor Ort beraten dich kostenlos, anonym und vertraulich.
Wenn du dazu Fragen hast, oder mal mit jemandem reden willst oder Unterstützung suchst, kannst du dich auch gerne bei mir melden. Ich bin von der Jugendberatung Düsseldorf und biete online Beratung an, professionell, kostenlos und anonym. Mehr Infos zu mir und zum Projekt findest du auch in meinem Profil oder auf www.die-jugendberatung.de
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