Wie ist die sprachliche Situation in Südtirol?

5 Antworten

Normalerweise ist es so, dass die Sprache einer ethnischen Minderheit im Rückgang begriffen ist, dass dies in Südtirol nicht so ist lässt sich vielleicht folgendermaßen erklären:

  • Italienisch dominiert nur in Städten, Südtirol ist aber sehr ländlich geprägt
  • Autonomie (Sprachgesetze, wodurch das Deutsche gefördert wird)

der wichtigste Grund ist aber glaub ich:

  • Unterschied in der Sprecherzahl: Deutsch vs. Italienisch: meist ist es so, dass eine Minderheitensprache deutlich weniger Sprecher hat als die jeweilige Staatssprache (z.B. Bretonisch im Vergleich mit Französisch oder Katalanisch im Vergleich zu Spanisch), in Südtirol ist das aber anders. Deutsch hat 100 Millionen Sprecher, Italienisch 67 Millionen. Das heißt: Es gibt mehr Menschen, mit denen man reden könnte, mehr Bücher, mehr Filme und mehr Musik, etc. auf Deutsch. Deutsch ist somit (europaweit gesehen) die nützlichere Sprache, da die Reichweite größer ist.
Woher ich das weiß:Hobby

Tatsächlich haben bei der jüngsten Volkszählung über 70 Prozent der Bevölkerung Deutsch als Muttersprache angegeben, rund 25 Prozent Italienisch und knapp fünf Prozent Ladinisch. Die eingewanderte italienische Bevölkerung konzentriert sich auf die Städte Bozen, Leifers und Meran. In den meisten der 116 Gemeinden Südtirols liegt der Anteil der Italiener unter zehn Prozent. Offizielle Aufschriften (wie z.B. Straßennamen müssen zweisprachig bzw. in den Ladinischen Tälern dreisprachig sein. Privat kann jeder die Sprache verwenden, die ihm zusagt. Grundsätzlich kommt man in Südtirol auh in den wenigen Gemeinden mit italienischer Mehrheit mit der deutschen Sprache gut durch. Problematisch ist es, wenn man mit der Polizei zu tun bekommt, weil die meisten Polizeibeamten nicht Deutsch können oder wollen. Ähnlich ist es in den Krankenhäuser. In Bozen trifft man auf Ärzte, die Deutsch nicht beherrschen oder nicht sprechen wollen, in Meran bereits weniger, in Brixen kaum; in den Krankenhäusern Bruneck, Sterzing, Schlanders und Innichen kommt man mit Deutsch wohl besser durch als mit Italienisch. Der deutsche Sprache wird in Südtirol durch das Gesetz geschützt, aber der Respekt vor Gesetzen ist in Italien bekanntlich nicht sehr hoch entwickelt.

Ich beantworte das alles mal ganz allgemein: Südtirol hat zu Österreich gehört und seit der Abtrennung hat sich nichts an der Identität Südtirols geändert.. trotz zahlreicher Versuche seitens der italienischen Zentralregierung. Man kommt mit Deutsch so gut wie überall in Südtirol durch und ist dort auch Amtssprache. In KH kommst damit auch durch.

Habe bei der Durchfahrt mal einen südtirolischen Radiosender gehört, das ist schon ein heftiger Dialekt, ähnlich wie das Schweizerdeutsch. Wer hochdeutsch gewöhnt ist, kommt da nicht mit wenn jemand diesen Dialekt fließend spricht.


Janis8362  28.04.2020, 22:25

Ist ja auch in der Nähe der Schweiz

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LenaNow  13.02.2020, 19:36

Die können auch hochdeutsch.

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Südtirol war bis 1919 ein Teil von Tirol, also österreichisch und zu 100 % deutschsprachig. Die Siegermächte gaben dann Südtirol gegen den Protest der Südtiroler an Italien. Die italienischen Faschisten begannen eine brutale Italianisierungspolitik: alle Orte, Flüsse, Berge usw. wurden mit italienischen Namen belegt (Bozen > Bolzano, Brixen > Bressanone usw.). Deutsch war in Schulen, Gerichten usw. verboten. Man versetzte italienische Post- und Bahnbeamte gezielt nach Südtirol. Hitler opferte die Südtiroler Mussolini, weil ihm Italien im Weltkrieg wichtiger war als die Südtiroler. Man zwang alle Südtiroler, die deutsch/österreichisch bleiben wollten, nach Deutschland auszuwandern.

Nach 1945 kamen viele zurück. Die Südtiroler kämpften weiterhin um ihre Identität und ihre Sprache, die immer noch diskriminiert wurde. Aktivisten sprengten aus Protest Strommasten in die Luft. Dann endlich gestand Rom Südtirol die Autonomie zu. Seither sind die deutschsprachigen Südtiroler mit ihren etwa 65 % die führende Kraft in ST. ST kann eigene Steuern erheben und verwalten, Deutsch ist überall die Sprache Nr. 1 auch auf Ortstafeln, in den Medien, Schulen usw. In entlegenen Tälern findet man kaum einen Italienischsprechenden. Alle Beamtenstellen usw. müssen zu 65 % mit Deutschsprachigen besetzt werden, auch in Krankenhäusern ist das so. Die Lage hat sich dadurch befriedet.

Mit Deutsch kommst du überall durch; allein in Bozen gibt es seit der Italianisierungspolitik eine italienische Mehrheit, aber die meisten Italiener sprechen Deutsch. Die Sprecherzahl ist tatsächlich fast gleich geblieben; die Südtiroler Identität ist eben stark und lebendig. Sie erleben, dass ihre Region die erfolgreichste in ganz Italien ist. Man will nicht "Italien" werden. Alle 10 Jahre gibt jeder Bewohner an, ob er deutsch-, italienisch- oder ladinischsprachig ist. Entsprechend werden die Posten besetzt.