Wie geht ihr mit Autismus um?

Saf1i  03.12.2023, 10:34

Was ist das?

VeraVibes 
Fragesteller
 03.12.2023, 10:42

Eine geistige Behinderung. Kann man schwer erklären aber Autisten fallen oft auch alltägliche Dinge sehr schwer. Viele Reize überschütten, zB Lautstärke, Augenkontakt…

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

(Ich antworte als Autistin auch mal.)

Ich muss dich bezüglich deiner Antwort auf die Nachfrage korrigieren. Autismus ist keine geistige Behinderung, sondern eine neurologische Behinderung bzw. eine neurologische Entwicklungsstörung. Allerdings kann eine geistige Behinderung als Komorbidität auftreten.

Okay, nun zur eigentlichen Frage.

Ich wurde circa drei Monate vor meinem 10. Geburtstag diagnostiziert. Meine Mutter suchte fast 7 Jahre lang nach einer Diagnose für mich. Sie wusste nicht genau, was es war, aber sie wusste, ich bin definitiv anders. Sie sah auch ihr früheres Ich in mir wieder. Na ja, Ende vom Lied war: Ich bekam die Diagnose und 4 Jahre später bekam sie ihre ebenfalls.

Leider kann ich mich nur noch sehr schwer und bruchstückchenhaft an meine Kindheit/frühe Jugend erinnern, doch ich weiß noch genau, dass mir das sehr peinlich war. Ich wollte normal sein und habe mich dafür gehasst, dass ich das nicht sein konnte. Habe mich wie ein defektes Alien gefühlt. Niemand durfte in meiner Nähe über das Thema sprechen. Ich war wirklich von internalized ableism betroffen. Ich wollte nicht behindert sein, weil ich das Wort mit etwas Negativem assoziiert habe. Auch hatte ich es früher im beleidigenden Kontext benutzt, was ich heute nicht mehr tun würde. Mich verletzt es selber sehr, wenn Leute das tun - Und das passiert leider echt häufig.

Meine Mutter hatte mich nie anders behandelt. Sie akzeptierte meinen Autismus. Sie war die einzige, die mich irgendwie verstand - wenn auch erst nur unterbewusst - und die sich um mich kümmerte. Allen anderen war ich zu viel und sie würden meiner Mutter die Schuld dafür geben, dass ich "so" bin.

Irgendwann dann tolerierte ich meinen Autismus meistens. Ich beschäftigte mich nicht mit ihm, aber na ja, das hab ich halt - Was soll's. Und als ich erwachsen wurde (auf dem Papier, wohlgemerkt), fing ich doch an, mich mehr darüber zu informieren. Bis Autismus zu meinem Spezialinteresse wurde. Und jetzt bin ich hier. Ich könnte Romane über mein Wissen über und meine Erfahrungen mit Autismus schreiben. Nur doof, dass ich - würde ich jetzt damit anfangen - bis 22 Uhr nichts anderes gegessen hätte als "Happy Cola Sauer" von Haribo (Ich hab die Tüte echt hier liegen).

Meistens kann ich meinen Autismus tolerieren oder sogar akzeptieren. In dunklen Momenten - die zum Glück relativ selten sind - kommen aber doch noch niederschmetternde Gedanken in mir hoch.

Meiner Mutter war es sogesehen "egal" was ich hatte. Sie wollte einfach nur Antworten haben, damit sie von da aus weitersehen konnte, wie sie am besten mit mir umgehen könnte. Wir waren schon früh ein eingespieltes Team. Ich war (und bin) durch und durch ein Mamakind. Das Gute war, dass meine Mutter schon vor meiner Diagnose niemand war, der stur nach irgendwelchen Regeln lebte. Damit meine ich, dass sie mich nicht auf Biegen und Brechen so erziehen wollte, wie es für den Großteil unserer Gesellschaft als "normal" angesehen wird. Sie konnte sich relativ schnell an meine Besonderheiten anpassen - Und ich war wohlgemerkt ihr erstes (und einziges) Kind.

Mein Bruder ist Autist, seit dem er geboren wurde.

Ja, das hat Autismus so an sich. Autismus ist immer angeboren. Diagnostiziert wird man nur oftmals erst Jahre oder gar Jahrzehnte später.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
VeraVibes 
Fragesteller
 03.12.2023, 18:01

Danke, dass du mich da korrigiert hast und danke für deine „Geschichte“. Das mit dem „seitdem er geboren ist“, hätte ich wirklich deutlicher ausdrücken sollen, denn anders ist es ja nicht. Ich selbst kenne mich obwohl ich manchmal Bücher über / sogar von Autisten lese, trotzdem immer noch nicht sehr gut damit aus. Und das ganze in eine kurze Antwort für was Autismus ist zu kriegen, machte es noch schwieriger zu erklären. Nochmal Danke für deine Antwort.

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Akzeptanz.

Und die Nähe/Distanz, Kommunikationsart, Mangel an Augenkontakt, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, Essgewohnheiten und repetetive Verhaltensweisen, wie auch den Spektrum an unterschiedlich fallenden Verhaltensweisen respektieren.

Wenn du einen Autisten kennst, kennst du einen Autisten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durch das Dasein als Mensch

Ich denke, wenn man jemand besser kennt, wenn es ein Familienmitglied ist oder ein Freund( der auch zur Familie gehört), lernt man damit umzugehen, oder man wächst damit hinein. Ich finde es gut, wenn ihr damit locker umgeht.😀.

Habe mir mal einpaar Dokus über Autismus angeschaut und es hat mir wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Menschen sind, aber eines bleibt, die Sehnsucht nach Liebe und geliebt werden, so wie man ist. Also würde ich mein autistisches Geschwister, wenn ich eines hätte, so lieben, wie es ist und auch damit locker umgehen😀..

Ich denke einige von uns Menschen haben ihre angeborenen Eigenheiten, die auf Andere befremdlich wirken könnten, wenn man sich nicht richtig kennt....

🐈🌝

Mein Cousin ist Autist. Wir behandeln ihn eben nach seinen Bedürfnissen. Es wird da kein großes Fass auf gemacht. Er ist wie er ist.

Ich mag Autisten sogar (habe selbst eine Neigung dazu). Sie zetteln etwas an, sind sich aber nicht dessen bewusst, dabei etwas falsch zu machen :)