Wie gehe ich mit inkompetenter Chefin um?
Hallo, ich befinde mich in folgender Situation: Ich bin stellvertretende Leitung in einem vereinsgeführten Kleinbetrieb im Pflegebereich mit klarer Hierarchie. Es gibt ganz oben den Vereinsvorstand, dann in absteigender Stellung meine Chefin, mich, die regulären Angestellten, den Azubi und Praktikanten. Meine Chefin ist nach außen hin total herzlich, mitfühlend und offen. Auch ich dachte zu Beginn sie wäre so wie sie sich gibt, doch nun arbeiten wir seit 3 Jahren zusammen und inzwischen empfinde ich sie nicht nur als sehr inkompetent/unprofessionell, sondern auch als wahnsinnig manipulativ. Solange alles nach ihrer Nase geht, ist die Stimmung wunderbar. Wird sie jedoch kritisiert oder klappt etwas nicht so wie sie es möchte, tickt sie aus, weint o.ä.
Es gibt so viele Dinge, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll… Ein paar Punkte fallen einfach unter „unfähig“ würde ich sagen. Sowas wie:
- Sie macht ständig Fehler in Rechnungen/Aufstellungen von Zahlen usw.
- Sie schreibt Rechnungen teils gar nicht, weil sie sagt sie habe zu viel zu tun
- Sie vergisst auf wichtige Mails zu antworten oder schiebt die wochenlang hinaus
- Sie liest nur die Hälfte von Mails und verpasst dann wichtige Fragen/Infos
- Sie ist unendlich langsam im Beantworten von Mails oder Telefonaten
- Sie führt teils keine Bücher / fälscht die Bücher oder denkt sich was dazu, weil sie im Nachhinein nicht mehr weiß was für Zahlen genau hinein gehören
- Sie ist für die Arbeits- und Ausbildungsverträge verantwortlich, hat aber schon mehrfach so lange damit gewartet, dass Azubis freigestellt werden mussten, weil sie schwarz angefangen haben und nicht versichert waren.
Dann gibt es aber auch Dinge, die noch eine weitere Komponente haben, die das Team betreffen. Hier schiebt sie die Schuld oft auf die Mitarbeiter.
- Sie kann angeblich ihre Arbeit nicht schaffen, weil sie die Arbeit der Mitarbeiter machen muss. Diese seien nicht fähig nach ihrem Standard zu arbeiten. Der Grund für die schlechte Arbeit sei mangelnde Kontrolle (das wäre aber ihre Aufgabe), und mangelnder Überblick über die Patienten (ebenfalls ihre Aufgabe).
- Sie bezeichnet die Angestellten mir gegenüber als dumm, faul, „hinterfotzig“ usw. Gleichzeitig tut sie aber vornerum als würde sie jeden mögen.
- Sie führt keine Mitarbeitergespräche ohne mich. Das ist schwierig, weil sie meine Arbeitszeit immer so mit Aufgaben füllt, dass dann nie Zeit für Mitarbeitergespräche übrig bleibt. Hat zur Folge, dass Angstellte teils schon gekündigt wurden, weil sie ein Jahr lang kein Gespräch geführt hat bis das Verhalten des Ex-Mitarbeiters so aus dem Ruder lief, dass es nicht mehr aushaltbar war (ohne dass er es wusste).
- Sie gibt keine klaren Anweisungen, sondern macht ganz komische Aktionen. Beispiel: Eine Mitarbeiterin und unser Azubi haben sich im Büro aufhalten und gequtascht. Sie hat versucht Mails zu beantworten und war genervt von den beiden. Anstatt ihnen Aufgaben zuzuteilen, schrieb sie mir via WhatsApp sie brauche Hilfe (hat nicht spezifiziert wobei). Ich bin also nach vorn gekommen, nur damit sie dann sagen kann „Wir haben was zu besprechen!“, obwohl es gar nichts gab. Das war ihre Masche, damit die beiden ihr Büro von sich aus verlassen. Sie grinst mich dann nur an und sagt ganz unverblümt, dass die sie genervt haben und sie gar nichts von mir wollte.
Und schließlich noch das Oberthema „Doppelstandards“…
- Durch die Wochenendschichten ist nicht jeder immer da. Wenn sie keinen Dienst hatte und ihr niemand ein Update per WhatsApp geschickt hat, beschwert sie sich. Gleichzeitig haben wir ein Übergabebuch, dass alle außer ihr benutzen. Wenn wir etwas nachfragen, weil es dort nicht drin steht, wird sie patzig und sagt sie habe nach Feierabend keine Lust mehr da rein zu schreiben. Das dauere zu lange.
- Wenn Einkäufe gemacht werden müssen, sagt sie anderen, dass es reicht wenn einer fährt. Wenn ich dann aber eine Fahrt zugeteilt bekomme, schließt sie sich an und fährt mit. Habe dann gesagt, dass ich keine Hilfe brauche, aber sie meinte sie will einfach mal raus kommen und die müssen ja wohl auch ohne sie klar kommen. Und das obwohl sie nur Tage zuvor einen riesen Aufriss gemacht hat, dass ohne sie nichts läuft.
Ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich echt nicht weiß was ich machen soll. Ich bin jetzt 12 Jahre in dem Betrieb und würde gerne dort bleiben. Die Arbeit ist wichtig, sinnvoll und erfüllend für mich, aber die Situation mit meiner Chefin macht mich wahnsinnig. Bei dem Vereinsvorstand habe ich es bereits angesprochen, aber da es über 3 Jahre gedauert hat überhaupt eine Leitung zu finden, möchten sie ihr nicht kündigen. Seit sie da ist hält es aber kein Angestellter länger als 1 Jahr bei uns aus, außer mir.. ich hänge leider schon zu sehr an dem Betrieb.
Habt ihr eine Idee, wie man mit sowas am besten umgehen kann?
Direkt ansprechen habe ich schon oft probiert, aber dann muss ich mir anhören ich würde ihr in den Rücken fallen. Vielleicht hat hier ja jemand Ideen…
4 Antworten
Bist du die einzige die das so sieht? wenn nicht dann sprich sie nochmal an und sag deine Meinung. Entweder sie siehts ein oder du wirst gekündigt ode ähnliches. Aber du hast nichts zu verlieren. Warum solltest du bei so einer chefin arbeiten? findest einen neuen Job der besser bezahlt wird und wo die Chefin auch netter ist. So oder so wird das eine Erleichterung
Und Homeoffice? Außerdem kannst du perfekt zuhause dein eigenes business starten. Du musst nur wollen.
Ich arbeite vor Ort an Patienten, da ist nichts mit Homeoffice. Leider :(
EIGENTLICH hättest du dich sofort auf ihre Stelle bewerben sollen, als sie sagten, sie wollen sie nicht kündigen, weil kaum ein Ersatz für sie zu finden ist!
Aber Träumereien bei Seite: Ober sticht Unter - entweder, du schluckst es, wie es ist, oder du kündigst (und bewirbst dich dann auf ihre Stelle)
Habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, aber der Verein kann mir nicht zahlen was ich dafür verlangen würde. Sie haben mich tatsächlich schon damals vor ihrer Einstellung versucht anzuwerben, aber so große Verantwortung übernehmen für ein Gehalt, von dem ich kaum meine Lebenshaltungskosten bestreiten kann, ist einfach unrealistisch für mich. Aktuell mache ich zwar quasi dei Arbeit meiner Chefin mit, aber dafür stehe ich nicht in der Verantwortung, wenn was nicht klappt. Das ist viel wert.
nun, dann wird deine Chefin das lebende Bsp für den Spruch bleiben: if you pay peanuts, you get monkeys!
Den Spruch kannte ich noch nicht, ist aber wirklich sehr treffend. Leider
Das ist schon sehr konkret, was du beschreibst -
aber glaubst du wirklich, am späten Heiligabend ist der richtige Zeitpunkt für eine solche komplexe Fragestellung?
Da würde ich doch zu einem erneuten Versuch (bzw. Wiedereinstellung) zu einem geeigneteren Zeitpunkt raten!
Ansonsten: Dir 'Schöne Weihnachten!' .
Danke für deine Antwort und dir auch schöne Weihnachten! Das ganze musste einfach raus, weil ich gerade von der Arbeit gekommen bin, wo es heute mal wieder eskaliert ist. Vielleicht stelle ich die Frage nochmal später ein, wenn‘s sich ergibt und ich bis dahin noch nicht zu einem Konsens gekommen bin.
Wenn es um wichtige Zahlen geht, wie Buchungen und Arbeitszeiten, hört die Toleranz auf. Bei Kontrollen durch Dritte muss sich die Geschäftsführung sich dann sehr unbequeme Fragen, nach Schwarzarbeit und Steuerbetrug gefallen lassen. Wenn die Chefin da substanzielle Fehler macht, dann gefährdet sie ihren Job. Zugegeben ich kenne trotz deiner ausführlichen Erläuterungen die Interna nicht.
Also hier gehts eben nicht anders als die Geschäftsführung zu informieren.
Buchungen und Rechnungen werden zum Glück vom Kassenwart kontrolliert und korrigiert, so dass die Fehler behoben werden (müssen). Ist aber natürlich auch wieder alles doppelte Arbeit. Bezüglich gefälschter Bücher geht‘s nicht um Gelder, sondern eher so Sachen wie Fahrtenbücher, Bestandszahlen usw.
schlimmer noch: Vereine im Gesundheitsbereich finanzieren sich sehr oft aus öffentlichen Geldern - wenn da Unregelmäßigkeiten zum Vorschein kommen, ist die Kacke RICHTIG am Dampfen: wenn die dei Mittel streichen, isses von jetzt auf gleich vorbei mit dem Verein!
Ich denke es sehen auch andere so, aber ich habe bisher noch nicht direkt gefragt. Egal wie unprofessionell sie ist, möchte ich nicht hinter dem Rücken eines Vorgesetzten mit mir Unterstellten über sie abziehen. Alle denken/wissen, dass ich ihre rechte Hand bin (das betont sie immer extrem doll, vermutlich um meinen guten Ruf für sich zu benutzen). Wenn ich also einfach auf eine angebrachte Art und Weise frage, ob sie mit ihr zufrieden sind, nicken alle ab.
Angesprochen habe ich es schon zig Mal, jedes Mal gibt‘s einen riesen Streit, weil sie sagt ich würde sie hintergehen oder ihr in den Rücken fallen. Kündigen kann sie mich nicht, weil ich ihr in so ziemlich jeder Angelegenheit den Hintern rette und sie das genau weiß.
In unserer Branche gibt es hier leider nichts in der Gegen. Und umziehen ist wegen meiner Familie in naher Zukunft keine Option. Davon abgesehen würde sie den Laden an die Wand fahren, wenn ich weg wäre :( Ich weiß das klingt evtl. eingebildet, aber es ist leider wirklich so.