Wie findet Ihr es, wenn jemand etwa 3 Mon. nach dem Tod des Partners wieder mit jemandem fest zusammen zieht?
Ich kenne mittlerweile mehrere Leute die innerhalb von 3 Monaten mit jemandem zusammengezogen sind, den sie gezielt über das Internet gesucht und gefunden haben.
Wie ist Euere Meinung zu diesem Thema?
18 Antworten

Hallo zusammen... ich antworte hier mal als betroffene "neue" Partnerin.
Viele Antworten sagen das, was ich auch denke: es kommt immer darauf an und es liegt an dem Menschen selbst, wann die Zeit für eine neue Beziehung gekommen ist. Aber als neuer Partner muss man sich auch im klaren darüber sein, dass es einen grossen Unterschied zu einer Beziehung nach einer Trennung gibt gegenüber einer neuen Beziehung nach dem Tod eines geliebten Menschen. Das eine ist eine Entscheidung, die man selbst trifft, das andere wird einem genommen.
In meinem Fall war mein Partner der neue Lebensgefährte seiner Freundin für über 6 Jahre, nachdem sie durch Tod ihren Mann verloren hat (sie sind einige Monate nach seinem Tod zusammen gekommen), bevor sie letztes Jahr selbst verstorben ist. Ihre 2 Kinder sind nicht seine "biologischen" Kinder, er ist auch nicht ihr Vormund, jedoch eine Art bester Freund für sie. Die Kinder sind zwischen Teenie und Volljährigkeit. Beide sind nunVollwaise.
Ich war übrigens zu dem Zeitpunkt als wir uns kennen lernten schwanger und habe kurz später mein Kind verloren. Er hat meine Trauer verstanden, ich seine oder besser: ich versuche sie zu verstehen, nachzufühlen. Wir sind auf der einen Seite für den anderen da, wenn wir trauern, und doch leben wir beide endlich wieder – blicken in eine Zukunft die vorher zerbrochen schien.
Für mich war und ist es absolut "normal", dass ich von mir aus immer hinter der Familie zurück stecke, aber als Ansprechpartnerin da bin- aber nur wenn ich gefragt werde. Ja, das ist manchmal schwer, aber es gehört dazu. Ich hatte zu Anfang auch eine gewisse Angst vor dieser Beziehung – ich wusste nicht ob es „richtig“ sein kann – ob wir eine Chance haben, wie ich akzeptiert werde.
Ein verstorbener geliebter Mensch wird immer ein Teil des Partners sein, für den man sich entschieden hat.
Besonders schwer ist es immer zu Anlässen wie Geburtstag, Weihnachten,... ich stelle dazu nie Forderungen. Ich freue mich nur, dass ich von ihrer Familie bislang akzeptiert wurde und mag die Kinder wirklich gerne. Wenn eine neue Partnerin dies nicht akzeptiert - dann versteht sie nicht, wie weh ein solcher Verlust tut. Es ist auch nicht leicht – für keine der betroffenen Seiten – der Familie zu sagen, dass es einen neuen Menschen in dem Leben gibt. Das ist eine wirkliche Herausforderung – das wie und wann. Doch ich muss sagen, dass ich im nachhinein froh bin, dass wir auch diesen Schritt gut gemeistert haben und das es so gut gelaufen ist.
Für mich käme es nie in Frage, dort zu übernachten - das ist der Bereich, der ihrer Familie gehört. Das ist für mich eine Grenze, die ich aus respekt nicht überschreiten werde. Wenn, kommt er zu mir. Ich bin wenn „nur zu Besuch“ und fahre am Abend wieder.
Und ja, es tut mir auch manchmal weh, dass ich ihn zur Zeit noch nicht täglich sehen kann – aber auch das gehört einfach dazu. Vielleicht lässt das manchmal ein Gefühl von Zweifel aufkommen - aber das wäre verkehrt. Es gibt keine Zeit, die Trauer braucht. Der eine macht nach Wochen weiter und schaut in die Zukunft, andere brauchen Monate, Jahre... Es kommt in meinen Augen viel mehr darauf an, dass man die Kompromisse akzeptiert, zuhört, über Gefühle reden kann – uns es ist wichtig, zuzuhören und zu reden. Wir haben z.B. schon oft zusammen auf der Couch gesessen und geweint. Ein Gefühl welches immer wieder in mir aufkommt ist zum Beispiel, dass es unfair ist, dass ich wieder lieben "darf", weil den beiden ihr Glück verwehrt blieb.
Ich weiss, dass er sie geliebt hat und sie wird immer ein Teil von ihm sein. Das ist auch gut so. Es gibt für mich kein "Konkurrenzdenken". Ich kann und will niemanden ersetzen, nur ein neuer Partner sein.
Aber der Aufbau einer neuen Beziehung erfordert von beiden Partnern viel Kraft und Respekt vor den Gefühlen des anderen und der Familie. Im Grunde ist es die berühmte Frage nach dem „richtig“ und „falsch“ – aber die kann keiner abschliessend beantworten. Es gibt nur die Möglichkeit, seinen eigenen, individuellen Weg zu finden.

Ich finde, es gibt hier keine eindeutige Regel und man sollte sich hüten, jemand hier zu be- oder zu verurteilen. Auch Kinder haben hier kein Recht dazu - wobei solche Reaktionen natürlich normal sind und man von Kindern nicht verlangen kann, dass sie den zurückgebliebenen Elternteil hier verstehen. Es geht hier nicht um das schnelle "Ersetzen" des gestorbenen Partners, sondern um das eigenen Unvermögen, allein mit der Situation fertig zu werden.Niemand, der dies noch nicht erlebt hat, kann das nachvollziehen. Es kommt, wie demosthenes sagte, darauf an, ob es ein "erwarteter" oder nicht so krasser Todesfall für den Zurückgebliebenen war oder ob es ihn völlig aus der Bahn geworfen hat. Dementsprechend braucht die Trauerzeit und die Zeit des Absschließens länger. Nichts desto trotz (und das sage ich, weil ich hier eigene Erfahrung habe) macht man nach einem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen viele "verrückte" Dinge, um alles zu verarbeiten. Das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist aber auch, dass ein neuer Partner niemals eine wirkliche Chance hat, so lange das "Alte" noch nicht abgeschlossen ist. Hier wird der neue Partner dann tatsächlich "gebraucht", um nicht allein zu sein oder mit jemand reden zu können, aber es geht nicht um den Partner selbst. Früher oder später wird es daran scheitern. Echt Trauer braucht ihre Verarbeitungszeit - also sollte sich hier vor allem ein neuer Partner nicht allzuviele Illusionen machen. Es ist sehr schwer soetwas zu verarbeiten und braucht in der Regel mehr Zeit als 3 Monate.

> man sollte sich hüten, jemand hier zu be- oder zu verurteilen.
Danke! Kann ich das bitte nochmal in Zeitlupe und etwas lauter haben, für solf1? ;-)
SCNR

Es wäre grundfalsch, sich in seiner Trauer zurückzuziehen und die Einsamkeit zu suchen. der Verstorbene kommt dadurch nicht mehr zurück.
Den Kontakt zu anderen Menschen suchen bzw. halten ist der bessere, die Trauer zu verabeiten. Also auch die Entscheidung, wieder einen Menschen in sein Leben zu lassen, der (fast) ständig bei einem und für einen da ist.

Vielleicht bestand die Beziehung ja schon lange nur noch auf dem Papier, weil der jetzt Überlebende sich nicht trennen konnte oder Angst davor hatte oder weil er glaubte, das dem Anderen nicht antun zu können?
Worüber sollte er denn jetzt nach dem Tode noch trauern?
Hier wäre es dann doch höchste Zeit gewesen, sich einen neuen Partner zu suchen.


@solf1:
Was war denn daran wirr?
Ich kenne einige "alte" Paare, die zwar aus Gewohnheit noch zusammenleben oder weil keiner sich traut, die Konsequenzen zu ziehen, die sich aber eigentlich von ganzem Herzen hassen.
Wenn hier einer stirbt, dann ist das doch für den Überlebenden eine Erleichterung - oder nicht?

Es geht dabei ja auch um Angehörige, sprich Kinder ! Ich finde es respektlos.. nach so kurzer Zeit ! Solf

@solf1:
Soll ein Mensch in höherem Alter darauf verzichten, SEIN Leben zu führen aus Rücksicht auf die vielleicht schon erwachsenen Kinder?

Diese Frage muß wohl jeder für sich entscheiden. Ich weiß nur ich könnte es nicht. Ich habe meinen lieben Mann im vergangenem November verloren, ich möchte nicht alleine sein aber nur der Gedanke, es würde sich jemand Anderes in sein Bett legen oder in seinem geliebten Garten wuseln, buh, könnte ich nicht mit umgehen. Ich weiß nicht wie lange ich brauchen werde aber ich kann mir zur Zeit vorstellen, dass es nicht unter ein Jahr sein wird. Von schwarzer Kleidung halte ich auch nichts, denn ich trage die Trauer in meinem Herzen und in meinen Kopf. Mein Mann bat mich sogar, kein Schwarz zu seiner Beerdigung zu tragen, er sagte: Schwarz steht Dir nicht, Kleines. Ohje. jetzt kommen schon wieder die Tränen.....

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und tolle Freunde an deiner Seite, damit du diese traurige, schwere Zeit besser überstehen kannst!

Mein Beileid, und alle Kraft, die Du brauchen kannst! Es gibt immer ein Morgen, das hab ich auch erfahren...
HÄ???