Wie diskutiert man gut?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt verschieden Formen der Diskussion mit verschiedenen Zielen und verschiedenen Eigengesetzen. "Diskussion" nennen kann ich z.B. eine Debatte. eine Erörterung, einen Diskurs.

Eine Debatte ist eine Diskussion zwischen zwei oder mehreren Personen, die in zumindest einer Frage gegensätzliche Auffassungen haben, in der es darum geht, ein Publikum von der Richtigkeit der eigenen Auffassung zu überzeugen und die häufig mit einer Abstimmung endet. Wenn das der Fall ist, ist oft ein Hauptziel, in der Abstimmung zu siegen, ein anderes Ziel ist es, z.B. Wähler für sich zu gewinnen. Ein Diskussionsbeitrag gilt als "gut", wenn er nützlich ist, dies Ziel zu erreichen. Dem ist es förderlich, wenn er nicht nur Sachkunde zeigt oder vortäuscht, sondern auch unterhaltsam genug, dass man ihm zuhört.

Eine Erörterung liegt vor, wenn man nicht mit jemandem diskutiert, sondern wenn man ein Thema diskutiert. Erörterungen werden geübt in schriftlichen Kursarbeiten der geisteswissenschaftlichen Fächer an Schulen. Eine gute Erörterung einer Entscheidungsfrage muss in angemessener Zahl Argumente für beide Seiten enthalten; am geschicktesten ist es dabei, mit dem stärksten Argument gegen die eigene Entscheidung anzufangen und mit dem stärksten Argument dafür aufzuhören. Dazwischen können die Argumente im Block oder dialektisch angeordnet sein. Am Ende soll eine Entscheidung stehen, die aufgrund der angeführten Argumente plausibel ist.

Zu einem (wissenschaftlichen) Diskurs gehören sinnvollerweise mindestens drei Personen (tres faciant colloqium). Sein typischer Aufbau ist der dialektische Dreischritt über These, Antithese, Synthese: Die erste Person stellt eine These auf und begründet sie, die zweite stellt die Gegenthese auf und begründet sie, die dritte versucht, aus beiden zusammen eine Synthese zu formulieren, die die Ausgangsthese des nächsten Dreischritts ist. Ziel dies Vorgangs ist die Erkenntnis; die Diskussion ist dann gut, wenn sie zum Fortschritt auf dies Ziel beiträgt.

Aber was ist, wenn es sich eben um zwei und nur zwei Personen handelt, wenn das Zeil eines Erkenntnisfortschritts zwar vorhanden, aber keineswegs das einzige ist, wenn es zugleich auch darum geht, die Beziehung zu erhalten und zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen, die für beide tragbar ist ? Dann ist es vor allem wichtig, auch diese Ziele im Auge zu haben und sich vor allem bewusst zu sein, das man keine Debatte führt. Es gibt kein Publikum, das hinterher entscheidet, wer die oder der Bessere war.

Was BumBamBim geschrieben hat, ist gar nicht schlecht: Wissen und Menschenkenntnis. Vor allem ist es gut, seinen (Diskussions-) partner so gut zu kennen, dass man erahnt, worauf man sich vielleicht einigen könnte, und was andererseits für sie/ihn ein NoGo ist. Man muss nicht immer in allem einig sein, auch nicht in einer Beziehung. Auch in ihr ist ein gerütteltes Maß an Toleranz notwendig. Aber man muss auch sagen dürfen, wenn man anderer Meinung ist. Und eine gemeinsame Entscheidung fordert von beiden halt Kompromissfähigkeit, wenn es die Möglichkeit eines Kompromisses gibt. Wenn nicht, dann war's das, da hilft dann keine Diskussion, auch keine gute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ottavio  21.10.2019, 15:43

Danke für den Stern, ich habe mich sehr gefreut!

0

Ehrlich? Indem man auch ein guter Verliere sein kann und sich die Argumente der Gegenseite beherzigt. Ansonsten ruhig und sachlich bleiben.

Oder meinst du, wie man eine Diskussion auf alle Fälle "gewinnt"? Dann wenn man seine Lügen selbst glaubt.

Denke immer einen Schritt weiter. Wenn du etwas sagst, solltest du dir schon immer alle Möglichkeiten ausmalen, was der andere darauf kontert. So kannst du dir den nächsten Schritt überlegen.

Indem du dich in der Diskussionsmaterie gut auskennst. Nicht nur allgemein- auch hintergrundwissen zulegst.

die argumente deines gegenübers erahnen kannst bevor er sie dir an den kopf geworfen hat.

(dazu eben Menschenkenntis und "Wissen")

Und das nachplappern von irgendwas was du mal gehört hast, jedoch nicht nachgeprüft ob es überhaupt stimmt, bleiben lässt.

Die 5 Grundsätze der Propaganda, auch Scheinargumente sind unerlässlich. Kenne dein Thema in und auswendig! Viel Glück!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrelanges Studium, Hobby und Parteiarbeit