Wie aussagekräftig sind Militärausgaben?

2 Antworten

Von Experte stufix2000 bestätigt

Schon, aber nicht eins zu eins. Bei den USA geht der größte Teil des Gelds weniger in Kampfkraft als in die Taschen der Rüstungskonzerne. Diese haben zur Gewinnmaximierung die Methode namens "create a problem - sell the solution" entwickelt.

Also zunächst einen künstlichen Bedarf an fantastischen Hightech-Waffensystemen schaffen, in der Regel, indem sie ihre Polit-Marionetten einen Bedrohungs-Popanz aufbauen lassen wie etwa damals bei der angeblichen "Raketenlücke" (missile gap).

Dann entwickeln die Konzerne diese Systeme zu rettungslos überhöhten Kosten, bauen aber entweder gezielt Fehler und Schwachstellen ein oder die vorher in Aussicht gestellten Fähigkeiten waren halt von vornherein komplett unrealistisch, so dass die Systeme dem Wunschdenken weit hinterher hinken wie etwa bei den angeblichen Abfang-Raketen für ballistische Sprengköpfe. Wenn du dich da für die Feinheiten interessierst, empfehle ich nebenbei die Autobiographie "Shame: Confessions of the Father of the Neutron Bomb" von Samuel T. Cohen. Gibt es gratis im Internet, ist von Wikipedia aus verlinkt.

Jedenfalls müssen sie dann über Jahre oder Jahrzehnte nachbessern (google mal Osprey) und dabei können sie den Steuerzahler dann noch mal wesentlich kräftiger abmelken als bei der ursprünglichen Entwicklung (sunk cost fallacy, "gutes Geld dem schlechten hinterher werfen".) In etwa so wie die Bahn das hier in Deutschland macht, Stuttgart 21, oder der Hauptstadtflughafen.

https://www.youtube.com/watch?v=IzYDgR2thEQ

Natürlich passiert das auch hierzulande nicht nur bei zivilen Vorhaben, sondern gerade auch bei Rüstungsgütern, Starfighter, Tornado, Eurofighter, Airbus A400N und so weiter und so fort, jede einzelne Beschaffungsorgie der Bundeswehr seit Jahrzehnten.

https://delong.typepad.com/egregious_moderation/2009/04/the-war-nerd-this-is-how-the-carriers-will-die-updated-version------gary-brecher.html

Sogar schleimige Hersteller von Online-Computerspielen haben das bewährte Verfahren inzwischen übernommen. Gamer von Ubisoft bis Wargaming können ein Lied davon singen.

Und auf diese Weise geben die USA halt seit etlichen Jahrzehnten jedes Jahr mehr Geld für Rüstung aus als die nächsten sieben bis siebzehn Länder zusammen, ohne dass sie militärisch siebzehn Mal so stark wären. (Sie sind militärisch sehr viel stärker, aber nicht um diesen Faktor.)

Und natürlich sind die meisten dieser Länder die engsten Verbündeten der USA, die halbe NATO ist in der Liste, von daher sollte man meinen, dass mehr von diesen Steuerzahlern da mal Frage Nummer eins stellen würden. Aber die sind halt viel zu beschäftigt mit ihren Alltagsproblemen und werden ansonsten vom modernen Überwachungsstaat gezielt bespaßt, um sie von derlei Reflexionen abzulenken.

https://pando.com/2015/09/24/war-nerd-why-f-35-albanian-mushroom/

https://pando.com/2014/12/18/the-war-nerd-more-proof-the-us-defense-industry-has-nothing-to-do-with-defending-america/

Das alles setzt natürlich ein ausgefeiltes System politischer Korruption voraus, um den Kreislauf im Gange zu halten. Hilfreich ist dabei, dass die einzelnen Abgeordneten kein Interesse haben, dass irgendwelche Waffenhersteller in ihren Wahlkreisen auf einmal tausende von Arbeitern feuern und die Arbeitslosigkeit explodiert. Deswegen gibt es niemals echte Abrüstung und Rüstungskonversion. Schönstes Beispiel, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hätte man im Grunde keine neuen atomaren Rakten-U-Boote mehr benötigt. Aber die Columbia-Klasse wurde für ein Heidengeld trotzdem entwickelt. Von den idiotischen Flugzeugträgern gar nicht erst zu reden.

Den Plebs auf der Straße gilt es zugleich einzureden, dass das alles schon seine Ordnung hat, obwohl selbiger Pöbel zum großen Teil nicht mal krankenversichert ist, oder wenn doch, über seine Arbeitsstelle (und damit in einem Leibeigenschaftsverhältnis zu seinem (Haupt-)Arbeitgeber steht) und sich nur mit drei Jobs gleichzeitig notdürftig überWasser halten kann. Zugleich sind die Schulen seiner Kinder rettungslos vergammelt und die im Vergleich zu Deutschland völlig unterbezahlten Lehrer müssen den Schülern vom eigenen Gehalt auch noch Bleistifte und dergleichen kaufen. Und natürlich rekrutiert der "Forever War" das nötige Kanonenfutter zum Verheizen am Flughafen von Kabul ebenfalls aus den unterprivilegierten Schichten. Glaub mal ja nicht, dass irgendwelche Kinder der Superreichen da ihren Allerwertesten hinhalten. Die sind viel zu beschäftigt mit Champagnerduschen und verschwenderischen Sexorgien.

https://www.youtube.com/watch?v=aaTQMLXd_cU

Damit das klappt, ist es hilfreich, einerseits billige Lösungen anzupreisen und andererseits Rassismus und andere Vorurteile zu nutzen. Auf die Weise hat der Pöbel zugleich ein nützliches Feindbild im eigenen Lande ("liberals") und selbst der absolute Abschaum hat noch jemand anderes, auf den er herabschauen kann ("Minderheiten", "Einwanderer"). Wie damals zu Zeiten von Sklaverei und später Rassentrennung, da hat sich substanziell rein gar nichts geändert, seit 300 Jahren die gleichen Mechanismen. Mindestens.

Und das Ganze nennt man dann den militärisch-industriellen Komplex, der schon Präsident Eisenhower zum Ende seiner Amtszeit schlaflose Nächte verursachte.

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 - (USA, Krieg, Militär)  - (USA, Krieg, Militär)  - (USA, Krieg, Militär)  - (USA, Krieg, Militär)
Bedeutet ein höheres Militär-Budget gleich eine stärkere Armee?

In gewissen Maßen, materiell betrachtet, sicherlich.
Aber die Art der Kriegsführung, die Kompetenz der Soldaten, das taktische Geschick des Kommandos, und der technische Entwicklungsstand spielen eben auch eine große Rolle.