Wer (seit Jahrhunderten umstritten) schrieb das berühmte ROLANDSLIED - und wie lautet TATSÄCHLICH dessen erste Zeile?
Diese Frage richtet sich wirklich NUR an wahre Experten und nicht an solche, die sich irrtümlich für solche halten und auf spekulativen Wegen mit "Quellen" aus vierter, fünfter Hand herumeiern.
Die Weltliteratur ist voller sogenannter (!) Urschriften, von denen mindestens ein Drittel gefälscht sein dürfte. Als Beispiele nenne ich nur die Bibel (Na ja, kein wissenschaftliches Werk, sondern ein Glaubens-Sammelsurium aus verschiedenen Jahrhunderten, von verschiedenen UNBEKANNTEN Verfassern, in verschiedenen Sprachen, aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammend, immer wieder verfälscht, da dem Zeitgeist angepasst, mit verschiedenen (!!) Urschriften - also abgehakt), nicht minder die "Apokryphen" (Ich denke nur an Henoch, Hesekiel, Judith, Tobias.......) (Ja, ja, die Qumran-Rollen...), an Homers "Ilias" und "Odyssee", an das weltberühmte Nibelungen-Lied, dessen Verfasser leider unbekannt sind, an Sir Monmouth's Werk (King Arthur), an Sir Malory's Enzyklopädie (ebenfalls King Arthur) und und und.....
Allein drei Bücher habe ich, die sich mit der Komplexität / Realität / Lügengeschichte (???) der URSCHRIFT des erhabenen, phantastischen ROLANDLIEDES auseinander setzen.
Hat jemand ein ähnlich interessantes bis "verrücktes" Hobby und weiß Bescheid ?.
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1 Antwort
Ich denke, bei Texten die älter als tausend Jahre sind, ist generell Vorsicht geboten. Wer konnte damals schon schreiben? Und wurde nicht gerade Volksgut/Liedgut vor allem mündlich (Audio) weitergegeben? Zeitgeist, Fähigkeiten, Sprachschatz, Wortwahl, Absichten ... wer was aufschrieb, und im Falle des Rolandliedes besonders, bezog sich selbst auf viele Quellen. Man schrieb was, verwarf es, vollendete es nicht, wurde falsch verstanden und später im Geiste einer anderen Zeit, anderen Umständen neu interpretiert. Mehr und mehr Nuancen wurden geändert - das Prinzip Stille Post, ein zutiefst menschliches Prinzip nach dem Motto der Kommunikationslehre: "Manchmal versteht man sich zufällig"
Was bleibt von damals übrig? Wie können wir heute über "Wahrheiten" sicher sein?
Wir schaffen es ja nicht mal in der Gegenwart. Ein Missverständnis jagt das andere, ein Fake ersetzt den anderen, Meinungen statt Wahrheiten...
Geschichte ist, je weiter sie zurückreicht, eine Vermutungsstöberei.
Und siehe Deine Frage selbst hier: Das Gute Frage Forum ist für Deinen geliebten Wunsch ganz sicher die absolut falsche Adresse. Eigentlich: Du müsstest selbst durch Europa reisen, zu den Quellen, und über Jahrzehnte hinweg ein eigenes Quellenbild entschlüsseln.
Der ausserordentlich krimihafte Fall der "Zweiten Mona Lisa" hat ja gezeigt, wie lebensfüllend so eine Recherche ist ...
Selten in 16 Jahren bei "Gute Frage" eine SO hervorragende, wohl durchdachte, überlegte, im positiven Sinne zweifelnde Antwort gelesen.
Ich danke dir !!