Wo findet man in der Ilias „kurzes, ruhmreiches Leben“?

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Achilleus weiß von seiner Mutter, der Meeresgöttin Thetis, von seiner Schicksalsbestimmung, entweder ein kurzes Leben zu haben, bei dem er großen Ruhm gewinnt, oder ein langes, glanzloses Leben (verwelkender Ruhm) zu führen.

Er wird, wenn er Hektor tötet, bald danach selbst sterben.

Als Achilleus bei seiner Mutter wegen der von Agamemnon erlittenen ungerechten Kränkung um Hilfe bittet, verspricht Thetis Hilfe, klagt aber über ein ihm bevorstehendes kurzes Leben (Homer, Ilias Α - 1. Gesang, Vers 413 – 427, besonders Vers 414 – 419).

Als eine Gesandschaft (Phoinix, Aias, Odysseus und die Herolde Hodios und Eurybates) mit Angeboten Achilleus zur Wiederaufnahme des Kampfes bringen will, weist Achilleus in einer Erwiderung auf die Rede des Odysseus auf seine zwei Schicksalsmöglichkeiten hin (Homer, Ilias Ι - 9. Gesang, Vers 410 – 416), rät aber zur Heimkehr und will nicht kämpfen.

Als sein Freund Patroklos von Hektor getötet worden ist, äußert Achilleus in einem Gespräch mit Thetis seinen Willen, wieder zu kämpfen (Hektor soll mit dem Tod büßen), auch wenn dies für ihn ein frühes Lebensende bedeutet, und sein Verlangen, Ruhm zu gewinnen (Homer, Ilias Σ - 18. Gesang, Vers 78 – 126, besonders Vers 88 – 93, 98 - 100 und Vers 114 – 121; kurzes Leben: Vers 95 – 96 [Thetis weist auf frühes Sterben und ein Lebenende sofort nach Hektor hin, wenn er sich so entscheidet] und Vers 98 - 100 [Achilleus möchte sofort sterben, weil er Patroklos nicht verteidigen konnte]; Ruhm gewinnen: Vers 121).

Als Xanthos, das eine Pferd seines Streitwagens, Achilleus seinen baldigen Tod weissagt (Homer, Ilias Τ - 19. Gesang, Vers 408 – 417), antwortet dieser, das sei ihm bekannt, und bekräftigt seine Entschlossenheit, trotzdem nicht vom Kampf abzulassen (Homer, Ilias Τ - 19. Gesang, Vers 420 – 423).

Homer, Ilias Α - 1. Gesang, Vers 413 - 427

Homer, Ilias : griechisch - deutsch ; mit Urtext, Anhang und Registern. Übertragen von Hans Rupé. 16. Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 29:

„Ihm erwiderte Thetis darauf mit bitteren Tränen:

Wehe mein Kind, was zog ich dich auf, ich elende Mutter!

Möchtest du hier beiden Schiffen doch frei von Tränen und Kränkung

Sitzen, dieweil dein Schicksal dir kurz bemessen, so kurz nur!

Jetzt aber stirbst du bald und mußt noch leiden wie niemand!

Wahrlich, zu düsterem Los gebar ich dich doch im Palaste!

Dies dem Donnerer Zeus zu verkünden, ob er mich höre,

Geh’ ich selbst hinauf zum schneebedeckten Olympos.

Du aber magst indes, bei den schnellen Seglern gelagert,

Zürnen dem Danatervolk, doch des Kriegs enthalte dich gänzlich.

Zeus ist nämlich hinab zum Okeanos zu den Aithiopen

Gestern speisen gegangen, von allen Göttern begleitet.

Aber er kommt am zwölften Tag zurück zum Olympos.

Gleich dann steig’ ich empor zum ehernen Hause Kronions,

Will ihm die Knie umfassen und hoffe, ihn gnädig zu stimmen.“

Homer, Ilias Ι - 9. Gesang, Vers 410 - 416

Homer, Ilias : griechisch - deutsch ; mit Urtext, Anhang und Registern. Übertragen von Hans Rupé. 16. Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 299/301:

„Meine göttliche Mutter, die silberfüßige Thetis,

Sagt, mich führe zum Tod ein zweifach strebendes Schicksal:

Wenn ich hier noch bliebe und weiterkämpfte um Troja,

Hin sei die Heimkehr dann, doch blühe mir ewiger Nachruhm.

Aber kehr’ ich zurück zum teuren Lande der Väter.

Dann verwelke mein herrlicher Ruhm, doch lang sei des Lebens

Dauer, und nicht so bald ereile das Los mich des Todes.“

Homer, Ilias Σ - 18. Gesang, Vers 78 – 126

Homer, Ilias : griechisch - deutsch ; mit Urtext, Anhang und Registern. Übertragen von Hans Rupé. 16. Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 627/629:

„Seufzend aus tiefer Brust, versetzte der schnelle Achilleus:

Ja, das hat der Olympier alles vollendet.

Aber was nützt mir dies, da jetzt mein geliebter Gefährte

Patroklos fiel, den ich höher geachtet als alle Gefährten,

Ganz wie mein eigenes Haupt; ich hab’ ihn verloren und Hektor,

Der ihn getötet, entriß ihm die riesigen, wunderbar schönen

Waffen; die schenkten die Götter als ehrende Gaben dem Peleus

Jenes Tags, da sie dich dem sterblichen Mann vermählten.

Könntest du nur noch dort mit unsterblichen Schwestern des Wassers

Wohnen, und hätte sich Peleus ein sterbliches Weib doch genommen!

So aber muß dein Gemüt unendliche Trauer beschweren

Wegen des schwindenden Sohns, denn nie empfängst du ihn wieder,

Niemals kehrt er nach Haus, weil selbst mein Herz mir verbietet,

Lebend unter den Männern zu sein, solange nicht Hektor

Stirbt, daß er endlich durch meinen Speer sein Leben verliere

Und des Patroklos Raub, des Menoitiossohnes mir büße.

Ihm erwiderte Thetis darauf mit weinendem Auge:

Frühe schon mußt du mir sterben, mein Kind; so redest du selber.

Gleich nach Hektor alsbald ist dir das Ende beschieden.

Voller Zorn versetzte darauf der schnelle Achilleus:

Käme der Tod doch gleich, da ich dem gefallenen Freunde

Nicht zu helfen vermochte, der gar so ferne der Heimat

Sinken mußte und meiner entbehren als Wahrers der Rache.

Jetzt aber kehre ich nimmer zurück zum Lande der Väter,

weder Patroklos bracht' ich das Licht noch den andern Freuden

allen, so viele erlagen bereits dem göttlichen Hektor

Sondern ich sitz' an den Schiffen, umsonst die Erde belastend,

Ich, ein Mann, wie keiner der erzgeschirmten Achaier,

Stark in der Schlacht, im Rate dagegen sind andere besser.

Möchte der Streit nur unter Göttern und Menschen vergehen

Und der Zorn, der den Weisesten selnst zum Bösen erbittert,

Der, viel süßer als mild heruntergleitender Honig,

Bald in den Herzen der Männer erwächst, wie dampfendes Feuer

So hat mich nun erzürnt der Herrscher des Volks Agamemnon.

Lassen wir aber Geschehenes ruhen, so sehr es uns kränkte,

Zähmen wir nur das Herz in der Brust, dem Zwange gehorsam. —

Jetzt aber eil' ich, den Mörder des liebsten Hauptes zu treffen,

Hektor, und dann empfange ich selber mein Los, wenn es immer

Zeus zu vollenden beschließt und die andern unsterblichen Götter.

Nicht einmal des Herakles Kraft entging dem Verhängnis,

Welcher der Liebling doch war des herrschenden Zeus, des Kroniden,

Sondern ihn zwang das Geschick und der Grimm der schrecklichen Here.

So auch ich: wenn eben ein gleiches Geschick mir beschieden,

Lieg' ich getötet; doch jetzt verlangt es mich Ruhm zu gewinnen.

Manche der Troer- und tiefgegürteten Dardanerweiber

Soll mir mit beiden Händen alsbald von den blühenden Wangen

Rinnende Tränen trocknen und stöhnend im Jammer vergehen.

Fühlen sie's nur, daß ich lange genug vom Kampfe gerastet!

Halte mich nicht, so sehr du mich liebst, du beredest mich nimmer!“

Homer, Ilias Τ - 19. Gesang, Vers 404 - 424

Homer, Ilias : griechisch - deutsch ; mit Urtext, Anhang und Registern. Übertragen von Hans Rupé. 16. Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 677/679:

„Unter dem Joch aber sprach der fußgeschmeidige Falbe

Xanthos und neigte den Kopf sogleich, daß die wallende Mähne

Niederglitt aus dem Ringe beim Joch und den Boden berührte.

Menschliche Stimme gewährte ihm Here, die glänzende Göttin:

Wohl, wir werden dich jetzt noch retten, du starker Achilleus.

Nahe jedoch ist der Tag des Verderbens, doch sind wir nicht selber

Schuldig, sondern der groβe Gott und das mächtige Schicksal.

Nicht durch unsere Langsamkeit und säumende Trägheit

Konnten die Troer die Rüstung reißen von Patroklos' Schultern,

Sondern der herrlichste Gott, der Sohn der lockigen Leto,

Schlug ihn im vordersten Kampf und schenkte dem Hektor die Ehre.

Wir aber laufen sogar mit dem schnaubenden West um die Wette,

Den sie den schnellsten doch nennen. Allein dein eigenes Schicksal

Läßt dich bald einem Gott und Menschen gewaltsam erliegen.

Also sprach er, und schon verschloß den Mund ihm Erinys.

Voller Empörung entgegnete ihm der schnelle Achilleus:

Falbe, was willst du den Tod mir verkünden, das brauchst du mitnichten.

Selbst schon weiß ich es wohl, mein Los ist, hier zu verderben,

Fern von Vater und Mutter. Und dennoch bin ich entschlossen,

Nicht zu rasten, bevor ich die Troer noch müde gerungen.

Sprach's und lenkte mit Jauchzen voran die stampfenden Rosse.“

In Hom. Il. 9,410 - 416 erzählt Achilleus, dass seine Mutter ihm die beiden Wege offengelegt hat.

"Meine göttliche Mutter, die silberfüßige Thetis,

Sagt, mich führe zum Tod ein zwiefach endendes Schicksal:

Wenn ich allhier verharrend die Stadt der Troer umkämpfe,

Hin sei die Heimkehr dann, doch blühe mir ewiger Nachruhm.

Aber wenn heim ich kehre zum lieben Land der Väter,

Dann sei verwelkt mein Ruhm, doch weithin reiche des Lebens

Dauer, und nicht frühzeitig ans Ziel des Todes gelang ich."

(Aus der Voß-Übersetzung, weil ich die am schnellsten zur Hand hatte)

Das ganze stammt aus der Antwort Achills auf die Gesandtschaft mit Odysseus, die ihn wieder zum Kampf bewegen soll. Im weiteren Verlauf seiner Rede geht er nicht direkt auf diese Wahl ein. Wenn ich mich richtig erinnere sagt er nie ausdrücklich, welche Wahl er getroffen hat, sondern man sieht es an seinen Taten. Denn seine Wahl ist zu bleiben, und das reicht. Patroklos' Tod bringt die Ereignisse ins Rollen, denn Achill will Hektor rächen, und Thetis sagt darauf zu ihm:

"Bald, mein Sohn, verblühet das Leben dir, so wie du redest!

Denn alsbald nach Hektor ist dir dein Ende geordnet!" ( Hom. Il. 18,95 - 96)

Hoffe das hilft dir weiter :)

Ich weiß leider nicht mehr welcher Gesang das ist, sollte aber recht früh sein. Ungefähr da, wo Homer alle Schiffe auf zählt, die nach Troja reisen.

Dort sollte irgendwo das Gespräch zwischen Mutter und Achilles vorkommen.

falls ich mich irre, wird das irgendwo zwischen drin erzählt.