Wer kann erklären, weshalb man vor nichts Angst haben muss?

10 Antworten

Das ist ein ganz dummer Satz. Jeder Mensch hat Angst vor individuell verschiedenen Sachen. Wenn ich eine Schlange sehe in freier Wildbahn, also eher im Süden, schreie ich vor Entsetzen. Wenn ich zur Krebsvorsorge muss, habe ich Angst, denn man könnte ja was finden. Wenn ich zum Zahnarzt muss, habe ich Angst. Wenn ich vor Publikum reden muss, habe ich Angst. Allerdings habe ich gelernt, sie einigermaßen zu kontrollieren - außer meiner Schlangenphobie - und mich von ihr nicht beherrschen zu lassen. Und meine Schlangenphobie kann ich mir "erlauben", da es in meiner Gegend unwahrscheinlich ist, so einem Tier zu begegnen. Und ins Schlangenhaus im Zoo geh ich nicht.

"Du brauchst keine Angst zu haben", ist ein ausgesprochen dummer Satz.

Ich arbeite in einer psych. Beratungsstelle, mache dort auch Therapie. Es kommt nicht selten vor, dass ich aus dem Wartezimmer ein Kind zum ersten Einzelkontakt abholen muss. Ohne Mama. Ich erlebe häufig ein Kind, das mich freundlich und zutraulich anlächelt, wenn ich es zum Spielzimmer abholen will. Ganz "toll" ist es dann aber, wenn die Mutter dem Kind hinterherruft: "Du musst keine Angst haben." Aus. das zuvor freundliche Gesicht des Kindes verzerrt sich zur ängstliche Fratze und es denkt sich ohne Zweifel: "Mich erwartet das schiere Grauen, denn sonst würde meine Mutter keinen Anlass haben, mir das nachzurufen." Um das Kind dann wieder zu überzeugen, dass es nicht gefoltert wird, ist eine Heidenarbeit.

Am liebsten würde ich also diesen Satz verbieten lassen. "Du brauchst keine Angst zu haben" heißt nämlich: "Du hast allen Grund, Angst zu haben!"

Angst ist erst mal ein Überlebensmechanismus. Gerade männliche Jugendliche verunglücken nicht selten schwer, weil sie eben keine Angst haben, obwohl sie die haben sollten.

Natürlich gibt es Ängste, die einem am zufriedenen Leben hindern. Angst, etwas falsch zu machen, Angst abgelehnt zu werden, Angst, sich zu blamieren, etc..etc...etc...
Dagegen hilft dann eine Therapie. Die Angst verschwindet nicht unbedingt auf Nimmerwiedersehen, aber man lernt, sie zu kontrollieren und sich nicht von der Angst beherrschen und sein Leben ruinieren zu lassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Aengste sind wichtig und schuetzen uns vor Gefahren. Nur ueberzogene Aengste sind Quatsch, da wir uns nur von ihnen einschraenken lassen.

Du solltest den Satz also eher so verstehen:

Es gibt nichts ueber das du dir unnoetig den Kopf zerbrechen sollst, aber es gibt Dinge vor denen du Respekt haben solltest.

Du brauchst keine Angst vor gar nichts zu haben, dennoch haben die meisten Angst vor mind. einer Sache.

Angst ändert nichts - keine Angst übrigens auch nicht.

Athina333  13.11.2019, 15:35

Eine doppelte Verneinung im Satz führt zu einer Bejahung. Hier sagt also jemand das Gegenteil aus von dem, was er sagen wollte.

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phiLue  13.11.2019, 15:37
@Athina333

*Du brauchst keine Angst vor etwas zu haben

Hast vollkommen recht, hoffe es wurde trotzdem klar was ich meine. 😂

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Athina333  13.11.2019, 15:39
@phiLue

natürlich, habe es auch nicht böse gemeint!LG.

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Die typischen Phobien und Ängste sind irrational, das heißt, die Dinge, vor denen man Angst hat, stellen keine reale Bedrohung dar....

Natürliche "Angst" (eher Vorbehalt) ist nicht zu verwechseln mit "überflüssiger Angst". Letztere kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B. schlechte Erfahrung in individuellen Bereichen, die zu negativen Verhaltensmustern führen, die man mit oder sogar ohne fremde Hilfe (Therapie) korrigieren kann, um hier keine Angst mehr zu verspüren. Auch können organische, behandlungsbedürftige Krankheiten vorliegen.

Wer natürliche Angst hat, z. B. vor bissigen Hunden u.a., würde dagegen einen großen Fehler machen, wenn er dieser Gefahr nicht auswiche, auch wenn er selbst bisher noch nie von einem gefährlichen Tier angegriffen wurde.