Wer hilft Bergsteigern, wenn die sich nicht mehr runtertrauen & wie?

5 Antworten

Andere Bergsteiger:innen. Kameradenrettung ist ein sehr wichtiges Prinzip im Ehrenkodex der Bergsteiger. Ethisch korrekte Bergsteiger verzichten notfalls auf den Gipfel, wenn sie die ersten sind, die an einen in Not geratenen anderen Bergsteiger treffen. Mir ist es schon mehrmals passiert, dass ich privat jemanden ans Seil genommen habe, weil derjenige bspw. in einem Klettersteig blockiert war.

Oft jedoch braucht man für eine Rettung speziell ausgebildete Leute und zusätzliche Ausrüstung, die man normalerweise nicht mit an den Berg nimmt. Dafür gibt es Bergrettungsorganisationen wie in Österreich die Bergrettung oder in Deutschland die Bergwacht. Dort engagieren sich die Rettungskräfte, üblicherweise selbst gute Alpinisten, ehrenamtlich, um in Not geratene Bergsteiger zu retten. Je nach Gelände, Tageszeit und Wetter macht man das entweder bodengebunden, d.h. zu Fuß oder im Winter mit den Ski, oder luftgebunden mit dem Helikopter.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv in der DRK Bergwacht und viele Bergtouren

In Österreich ist das die Bergrettung. Bei Unfällen ist zum Teil auch die Alpinpolizei im Einsatz.

Je nach Fall werden die Personen zu Fuß runterbegleitet (unterstützt, gesichert, ...) oder mittels Helikopter geborgen.

Viele dieser Einsätze wären vermeidbar, wenn Personen sich selbst sowie ihr Können und Wissen nicht maßlos überschätzen würden.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich klettere und wandere in meiner Freizeit viel

Avicenna89  29.07.2024, 17:42

Man muss sein Können und Wissen nicht gleich maßlos überschätzen, um in Not zu geraten. Als Bergsteiger dürfen wir uns niemals am Ende einer Tour auf die Schulter klopfen und von uns behaupten, wir hätten uns nicht überschätzt. Wir machen prinzipiell bei jeder Tour Fehler, die aber meist in ihrer Gesamtheit keinen Notfall auslösen. Die meisten Bergunfälle passieren nicht wegen schlechter Ausrüstung oder Vorbereitung sondern einfach, weil Leuten in den Bergen hin und wieder was passiert.

Mariiaaca  29.07.2024, 18:08
@Avicenna89

Natürlich kann man auch ohne sich selbst zu überschätzen einen guten Grund haben, warum man die Bergrettung braucht. Unfälle passieren, keine Frage. Und das kann auch einfach nur Pech sein.

Gleichzeitig steigt die Zahl jener Einsätze, welche aufgrund von Selbstüberschätzung erfolgen. Und das sollte eigentlich bis zu einem gewissen Grad zu verhindern sein, nicht?

Ich erinnere mich an eine Seilschaft, welche wir bei einer Klettertour, für welche man normalerweise vielleicht 1,5 Stunden benötigt, noch nach einigen Stunden mitten in der Wand gesehen haben. Bereits am Einstieg haben sie mit den Seilen gekämpft und sind nicht weitergekommen. All das im Sommer auf über 2500m - Stichwort: Gefahr Wärmegewitter.

Und das war nur eines von vielen Beispielen, die ich spontan nennen kann, wie man es nicht machen sollte. Ganz zu schweigen von dem, was ich von mir bekannten Personen bei der Bergrettung gehört habe oder regelmäßig hier in Österreich in den Nachrichten lese.

Avicenna89  29.07.2024, 18:45
@Mariiaaca

... und ich als langjähriger Bergretter bei der DRK Bergwacht behaupte auf die von dir geteilte Schlagzeile hin, dass 100 Prozent der Touren falsch geplant sind.

Genau das meine ich, wenn ich sage, dass in den Bergen immer etwas passiert. Deine Seilschaft in der 1,5 Stunden Tour ist doch das beste Beispiel. Vielleicht ist diese Seilschaft die Tour schon 100 mal geklettert und wären sogar in der Lage, sie unter einer Stunde zu klettern. Aber aus irgendeinem Grund hatten sie dieses Mal tausend Krangel im Seil. Dem hätte man vorbeugen können, wenn man zu Hause vor der Tour das Seil nochmal durchgezogen hätte (und zumindest der eine Spezl den anderen dann gebeten hätte, ein anderes Seil mitzubringen) - steht in jedem Beipackzettel, wenn man einen Karabiner kauft. Macht aber kaum jemand in der Realität - und begeht damit einen Fehler in der Tourenplanung.

Mariiaaca  29.07.2024, 19:31
@Avicenna89

Die Seilschaft hatte keine Krangeln im Seil, sondern ist in einer leichten, aber alpinen Tour (2-3) klettertechnisch kaum vorwärts gekommen und hat die Seile komplett verwurschtelt. Das hat mir nach unterirdisch aufgeschossen ausgesehen und anschließend auf den Boden geworfen - ein Fehler, den man gleich am Einstieg korrigieren sollte, wenn man eine Tour mit 650 Klettermetern geht. Versteh mich nicht falsch: Den Fehler das Seil nicht ordentlich aufzulegen habe ich natürlich auch schon gemacht. Nur ist mir das anschließend nicht mehr so oft passiert ;)

Anschließend ewig herumgetan mit dem sichern, sodass es immer später wurde - was irgendwann gewittertechnisch gefährlich wird, an diesem Tag jedenfalls.

Zudem hat die Kommunikation zwischen den Leuten alles andere als routiniert gewirkt. Mein erster Eindruck war "wir machen unsere erste alpine Tour" - genauso haben sie sich zumindest verhalten. Natürlich fängt jeder einmal an, nur gilt es einzuschätzen, wie man anfängt und ob man sich (und andere) dabei gefährden könnte.

Selbstverständlich passieren jedem Fehler und selbstverständlich haben wir alle einmal bei Null angefangen. Das bestreite ich ja nicht. Nur finde ich es erschreckend, wie viele eigentlich vermeidbare Einsätze - welche u.U. auch gefährlich für die Bergrettung werden können - es in den Bergen gibt.

Eines meiner "Highlights" ist ja dieser Fall - zum Glück passiert sowas nicht regelmäßig:

https://www.derstandard.at/story/2000136374484/99-schueler-und-acht-lehrer-im-kleinwalsertal-aus-bergnot-gerettet

Hier die zugehörige Routenbeschreibung:

https://www.hikr.org/tour/post110309.html

Ich glaube jeder, der ein bisserl Ahnung vom Bergsteigen hat kann sich sehr gut vorstellen, wie diese Beschreibung der Feierabendrunde zu interpretieren ist.

Es gibt aber Leute, die den Kontext einer solchen Beschreibung nicht kennen, sie dann wörtlich nehmen und einfach losmarschieren. In diesem Fall mit Schülern, in anderen Fällen im Kleinen.

So oder so: Schön, dass mehr Menschen diese Leidenschaft entdecken. Dennoch muss man aufpassen, was man sich zutraut und was (noch) nicht. Denn das kann äußerst schnell unnötig gefährlich werden.

Natürlich die Alpinrettung wenn die per Notruf verständigt wird. Ist das grob fahrlässig kann es auch sein, dass dir die Kosten in Rechnung gestellt werden.

Da kommt die Bergwacht zum Einsatz. Entweder geleitet sie die Leute beim Abstieg, oder holt sie per Heli ab.

für gewöhnlich die Bergwacht.

Aternativ hilft auch ein tritt oder die Ansage wer Hunger hat kommt schon runter