Welches Teleskop für Anfänger?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo!

Also im allgemeinen empfiehlt man als erstes Teleskop ein Dobson-Teleskop.

Gründe:
-Relativ preiswert bzw. bekommt man sehr viel für sein Geld.
- Allroundgerät (vor allem Anfänger wissen meist nicht, ob sie nun lieber die Sonne, den Mond, Planeten, oder Deep Sky Objekte (=Sternhaufen, Nebel, Galaxien) beobachten wollen. Viele anderen Teleskope, vor allem Linsenteleskope, sind da meist nur auf einen Bereich ausgerichtet)
- Einfache intuitive Bedienung (gerade parallaktisch montierte Teleskope sind oft recht kompliziert in der Nutzung)
- Sehr lichtstark - daher liefern sie ein helles Bild, was Anfängern zu Gute kommt
- Gut aufrüstbar

Somit ist ein Dobson-Teleskop für Anfänger eigentlich ideal.

Zwei Nachteile dieser Bauart sollte man aber noch bedenken:
a, Sie sind relativ groß
b, Sie sind relativ schwer
Somit sind Dobson-Teleskope keine Geräte, die man gerne täglich über weite Strecken (z.B. hinaus aufs Feld oder viele Treppenstufen aus dem Keller aufs Dach) tragen will.

Wenn das nicht nötig ist, aber uneingeschränkt zu empfehlen!

Zu deinen Links:

Das erste Gerät sitzt auf einer EQ3-Montierung - das ist eine parallaktische Montierung - würde ich einer Anfängerin auf keinen Fall antun! Um die einzustellen muss man sich schon gut mit den Himmelskoordinaten auskennen (Deklination & Rektaszension). Außerdem muss sie vor dem Gebrauch immer auf den Polarstern ausgerichtet werden. Also ein klares: Nicht empfehlenswert für eine Anfängerin!

Das zweite ist ein klassischer Dobson und auch der Hersteller "Skywatcher" ist empfehlenswert.

Bei Dobson-Teleskopen ist die wichtigste Kenngröße der Durchmesser des Rohres. Bei dem von dir verlinkten sind es 254mm, also rund 25cm. Je größer der Durchmesser umso mehr Licht sammelt das Teleskop und umso lichtschwächere Objekte kann man sehen. Das ist vor allem wichtig, wenn man Nebel und Galaxien beobachten will, da diese sehr lichtschwach sind.

Außerdem beträgt die maximal sinnvolle Vergrößerung eines Teleskops immer das Doppelte des Rohrdurchmessers (danach wird das Bild nur noch unscharf). Somit kann man mit einem 60mm durchmessenden Teleskop maximal 120fach vergrößern, mit einem 250mm Durchmessenden maximal 500fach, usw.

Gerade für das Beobachten von Planeten ist eine Vergrößerung von von 300-500fach schon super.

Zur Nachführung:

Die von dir verlinkten Teleskope haben keine Nachführung und man muss das Teleskop ständig mit der Hand bewegen, damit das beobachtete Objekt in der Sichtfeldmitte bleibt. Das lernt man aber recht schnell und geht dann auch recht gut.

Aber von Skywatcher gibt es auch Dobson-Teleskope die automatisch nachführen (nennt sich GoTo).

Schau einfach mal, alle die „GoTo“ dabei stehen haben, führen automatisch nach:
https://teleskop-austria.at/index.php?liste=6#m

Ihr müsst aber bedenken, dass man mit GoTo viel mehr Arbeit hat, da man das Teleskop a, immer an eine Stromquelle anschließen muss, da di Nachführung über Motoren läuft und b, man ein Gerät mit GoTo immer vorher, ähnlich einer parallaktischen Montierung einrichten muss. Daher würde ich beim ersten Teleskop davon abraten!

Das mit dem händisch mitbewegen hat man schnell heraußen und man kann (gerade bei den Skywatcher Dobsons) das GoTo-System jederzeit nachrüsten. (https://teleskop-austria.at/SWD250upg_SkyWatcher-250-1200-GOTO-Dobson-upgrade-kit-Rockerbox#m)

Zur Frage: Was sieht man damit:

Hier mal zwei Vergleich für Teleskope unterschiedlicher Größe:

https://i.stack.imgur.com/i4myK.png

https://www.forumastronomiczne.pl/applications/core/interface/imageproxy/imageproxy.php?img=http%3A%2F%2Fspacemandan.net%2Fastronomy%2FDeep_Space%2FGlobular_Clusters%2FThrough_A_Telescope-med.jpg&key=07e46d71ad2d3aa0332f954ff06668ef1556b9c0a910acb29d64104b928acc4a

Und hier ein paar Videos von Planeten und Mond mit Dobson-Teleskopen von etwa 250mmDurchmesser: https://www.youtube.com/watch?v=T6p3aIBDR9c https://www.youtube.com/watch?v=_3jOHxx6ngQ https://www.youtube.com/watch?v=T_2sOBISBHc

 

Zu guter Letzt:

Vergesst nicht, dass es mit dem Teleskop selbst nicht getan ist!

Die beiden Okulare die bei solchen Teleskopen dabei sind, sind ziemlich mies! Da sollte man schnell mal bessere anschaffen, denn das macht einen gewaltigen Unterschied in der Bildqualität!

Außerdem braucht man für jede Vergrößerungsstufe ein eigenes Okular.

Die Vergrößerung berechnet man, indem man die Brennweite des Teleskops durch die Brennweite des Okulars dividiert. (Ein Teleskop mit 1200mm Brennweite würde mit einem 25mm Okular also 48fache Vergrößerung bringen, mit einem 10mm Okular 120fach, usw.)

Ein gutes Okular kostet schon mal rund 100 Euro (oder auch mehr) und man sollte zumindest drei Okulare haben. Ein großes, sogenannten Überblicksokular, mit 25 bis 35mm Brennweite (am Besten in 2‘‘ Ausführung – damit ist das Sichtfeld viel größer). Dann eines mit starker Vergrößerung – mit etwa 2 bis 5mm Brennweite und ein drittes, irgendwo dazwischen.

Außerdem braucht man nach und nach auch Filter (die verbessern das Bild oft gewaltig)!

- Will man die Sonne beobachten, braucht man einen Sonnen(folien)filter und einen UV-Block-Filter. (etwa 100 Euro zusammen).
- Für den Mond einen Neutral- oder Mondfilter (etwa 30-50 Euro)
- Für Gasnebel einen Nebelfilter (50-100 Euro)

Da kommt schnell einiges zusammen.

Als Fazit meine Empfehlung: Ein Dobson Teleskop und mindestens ein weiteres Okular für hohe Vergrößerungen (3-5mm Brennweite), zusätzlich zu den mitgelieferten, ist ein idealer Einstieg!

Zu Beginn kann man die beiden miesen Okulare die dabei sind durchaus nutzen, aber die sollten bald mal ersetzt werden. Aber solche neuen Okulare, genau so wie die Filter, kann man ja nach und nach dazukaufen – perfekt als Geburtstagsgeschenke usw.

Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt einfach,
Grüße, Kathi

  

  

michiwien22 
Fragesteller
 17.05.2018, 08:41

Das Dobson hätte den Nachteil, dass man eine ebene und solide Standfläche braucht. Somit kann man nicht einfach auf eine Wiese gehen. Da finde ich ein klassisches Stativ schon besser. In unserem Umfeld kann man den Nachthimmel nicht vom Fenster beobachten. Zumindest nicht den ghanzen.

Wäre das dann nicht ein KO Kriterium für Dobson?

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Biologiekathi  17.05.2018, 12:40
@michiwien22

Also ich hab meine Dobsons immer in der Wiese stehen - alles ohne Probleme.
Die Boxen in denen Dobsons hängen (=Rockerbox) haben in der Regel 3 Standfüße und Dobson-Teleskope müssen ja auch nicht gerade stehen.
Und wenn der Untergrund so schief ist (Hang), dass ein Dobson kippt, dann würde ein Stativ erst recht kippen.

Somit (aus meiner eigene Erfahrung): Dobson in der Wiese oder auf leicht unebenem Boden = kein Problem!

Darf ich fragen von wo du kommst? (Entsprechend  deinem Namen aus Wien?)
Dann ist es zwar zu mir nach OÖ/Sbg. zu weit, aber vielleicht findest du ja jemanden in deiner Nähe, bei dem du vor dem Kauf ein Dobson-Teleskop und eines auf Stativ ausprobieren kannst. Dann siehst du selbst, ob es für dich ein Problem darstellt.

Oder gib in eine Google-Bilder-Suche mal "Dobsonian grass" ein - dann siehst du hunderte Bilder wie diese Teleskope in der Wiese stehen bzw. wie uneben der Boden sein kann, Bsp.: http://www.engineerdir.com/images/thumb/8c62a86b44223f985ef10ee6a895ff44.jpg

Grüße, Kathi 

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michiwien22 
Fragesteller
 17.05.2018, 16:52
@Biologiekathi

Ich bin aus Wien. Ich lass mir aber gerne was zeigen.

Ich habe heute mit jemanden gesprochen, der meinte, es wäre sehr schwierig bis nahezu unmöglich deep sky objekte mit einem Dobson manuell zu finden. Stimmt das wirklich?

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Biologiekathi  17.05.2018, 17:59
@michiwien22

Meiner Meinung nach überhaupt nicht. Natürlich braucht man eine Karte auf der man sieht wo was ist - aber dann ist das ganz einfach (finde ich).

Solche Karten gibt es kostenlos im Internet, oder gesammelt z.B. in solchen Büchern: https://www.amazon.de/Deep-Sky-Reiseatlas-Feiler/dp/3938469714/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1526572231&sr=1-2&keywords=deep+sky

Oder du schaust dir den aktuellen Sternenhimmel mit dem kostenlosen Programm Stellarium an und suchst dir da deine Deep Sky Objekte raus:
http://stellarium.org/de/ (Da kann man, oben rechts, auch simulieren, wie das dann im eigenen Teleskop mit dem jeweiligen Okular aussehen wird - ist oft sehr hilfreich!)

Meiner Erfahrung nach haben 90% der Menschen damit kein Problem die Deep Sky Objekte mit einem Dobson zu finden - diese Teleskope sind nicht umsonst bei Deep Sky Beobachtern so beliebt!
Und wenn man doch Probleme damit hat, klebt man zusätzlich einen Leuchtpunksucher auf den Dobson (also sowas: https://www.baader-planetarium.com/de/zubehoer/teleskop-zubehoer/sucher-und-zubehoer/sky-surfer-iii-led-leuchtpunktsucher.html ) Mit diesem stellt man dann ganz leicht ungefähr den Ort ein, wo das Objekt ist. Dann sieht man durch den Sucher (dort sollte das Objekt dann meist schon zu sehen sein) und stellt nochmal so nach, dass es mittig ist und dann durchs Okular schauen und fertig.

Ich finde es leichter und besser als ewig in irgendwelchen Menüs und Listen im Controller des GoTo-Systems das Objekt suchen zu müssen, damit das Teleskop am Ende automatisch dort hin fährt (was auch nicht immer funktioniert).

Alles nur meine Meinung - am besten wäre es echt, wenn du und deine Tochter euch das vorher live bei jemandem anseht, die ein Teleskop haben.
Ich würde mal im Astronomieforum.at schauen - da sind viele Wiener die euch sicher gerne helfen! 
Einfach in der Mitgliederliste nachsehen - dort stehen alle die gerne mit anderen Beobachten oder Anfängern helfen - sind auch viele Wiener dabei: http://www.astronomieforum.at/viewtopic.php?p=96772#p96772

Grüße, Kathi 

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Vom preislichen würde ich Dobson sagen. Wenn man Deep Sky Objekte beobachten will, dann braucht man schon eine Öffnung von 20 cm und eine Brennweite so hoch wie möglich. Wenn man ein Teleskop mit einer Brennweite von 2000 mm hat und ein 5 mm Okular, dann beträgt die Vergrößerung 400. Besonders bei Planeten und Galaxien ist das von Vorteil.

Du solltest aber auch wissen, die Galaxien und Nebel erscheinen beim Beobachten im Teleskop meist blass und eher farblos. Sie sind nicht so zu sehen, wie man sie von den Hubblebildern kennen. Denn diese Bilder wurden mit speziellen Filtern und Langzeitbelichtung aufgenommen.

Ich würde zu einer Sternwarte gehen und mit da näher beraten lassen. Denn die wo Teleskope verkaufen, die wollen nur ihr Zeug verkaufen und bieten definitiv eine weniger umfangreiche Beratung als Sternwarte, dass habe ich auch selbst festgestellt.

Die relativ erschwinglichen Teleskope muss man zunächst nach dem Polstern ausrichten, bevor man loslegen kann. Besonders bei Goto Steuerungen ist das wichtig. Ansonsten weiß das Teleskop nicht wo es steht. Hier muss man aber noch unterscheiden, denn es gibt Teleskope mit Goto ohne GPS und mit GPS. Ohne GPS, so wie ich eines habe da weiß das Teleskop nicht wo es steht, selbst wenn es auf den Polstern ausgerichtet wurde, man muss vieles vorher noch einstellen, was ich kompliziert finde und mich selbst deshalb nach einem anderen Modell mit GPS umsehen werde.

Bei den Celestron CPC Modellen muss man es nicht vorher auf den Polstern ausrichten. Das hat den Vorteil, wenn man später fotografieren will, wo die Ausrichtung auf den Polstern exakt sein muss, entfällt hier.

Meine Erfahrung bis jetzt, in der Preisklasse wird man nur schwer etwas gute finden. Vorallem wenn man keine winzig kleinen Abbildungen von Planeten will.

Wichtig auch noch Finger weg vom Montierungen unter EQ 5, denn diese sind extrem wackelig.

Deshalb vielleicht überlegen, ob man länger spart und dann später ein gutes Modell sich kauft, anstatt dass man sich ein Modell kauft und sich später nur ärgert.

Glück könntest du auf Ebaykleinanzeigen haben. Wenn es in der NÄhe ist, dann kann es auch besichtig werden.

Ich persönlich würd Leuten zu Anfang ein gutes, starkes Fernglas empfehlen.

Damit erkennt man ähnlich viel wie mit einem günstigeren Teleskop und die Handhabung ist idiotensicher. - Zudem ist es deutlich handlicher...

Sollte sich das Interesse an der Astronomie halten/ausbauen, kann man dann immernoch ein gescheites Teleskop holen.

michiwien22 
Fragesteller
 16.05.2018, 11:16

Das Fernglas ghaben wir schon.

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