Welches Metrum hat dieses Gedicht von Bas Böttcher?

2 Antworten

Dass Slam Poeten nicht auf Metrik achten, ist leider ein sehr dummes - aber weit verbreitetes - Vorurteil.Hier muss man jeden Slammer individuell betrachten.

Bas Böttcher verwendet massenhaft metrische Figuren und spielt in seinem Gedicht "Das Raster" sogar mit einer Art Anti-Metrik.

Zum Stück 'Dran glauben':Die Zeilen 14 - 17 bespielsweise: "Zum Reichtum gibt’s Schätze / Zum Brechen Gesetze / Zur Unschuld die Leugnung / Zum Glück gibt's die Täuschung" sind im Daktylus gehalten, wobei sich der Rhytmus über die Zeilensprünge hinweg entwickelt.

Diese 4-Zeilen Passage hat einen 8 hebigen Daktylus mit einer Silbe Auftakt und weiblicher Kadenz.

Das gleiche Versmaß haben auch die folgenden Zeilen 3 - 6: "Zur Show [...] Täuschung" 25 - 28: "Zur Wahre [...] Täuschung"und 36 - 39: "Zur Liebe [...] Täuschung"Allerdings stecken in den Zeilen 3 - 6 sowie 25 - 28 mit "Kitsch" bzw. "Blondieren" zwei metrische Unsauberkeiten.

In der wiederkehrenden Passage "Dran glauben! / Kram kaufen! / Augen schließen! / Den Schwindel genießen!" tauchen verschiedene Metren auf.

Die ersten beiden Zeilen sind Daktylen, die dritte Zeile ist ein kurzer zweihebiger Trochäus, der sich in der vierten Zeile zum zweihebigen Daktylus mit Auftakt und weiblicher Kanzenz steigert.

Das Ganze ergibt beim Vortrag eine eingängige rhythmische Komposition und verstärkt den Inhalt der wiederholten Passage.

Hat kein einheitliches Metrum über alle Verse hinweg, das ist Slam-Poetry. Die achten normalerweise auf solche handwerklichen Sachen nicht.