Wenn es ein Reimgedicht ist, hilft häufig, hinten anzufangen. Ist der Reim zweisilbig, muss die vorletzte Silbe betont sein, ist er einsilbig, die letzte. Wenn man dann von hinten nach vorne die Silben abwechselnd als Senkung und Hebung markiert und das mal laut liest, könnte es schon hinhauen. Auf jeden Fall fällt möglicherweise stärker auf, wenn was wo nicht passt.
Es gibt ein Barockgedicht von Laurentius von Schnifis mit dem schönen Titel "Clorinda bejammert die abscheuliche Finsternis ihres Herzens". Dort sind in den 10-zeiligen Strophen die Kadenzen des A- und C-Reims "reich" oder "gleitend", siehe http://www.lyrikmond.de/gedichte-thema-4-135.php#1074
Ich kann nur empfehlen, das Formale (Reimschema, Metrum, Kadenzen, Enjambements, Lautstruktur betonter Silben) so intensiv wie möglich zu analysieren. Wenn der Dichter was taugte, dann gehen nämlich formale und Inhalte Aspekte ineinander über. Also über die formale Analyse erschließt du dir auch den Inhalt. Besonders fruchtbar sind leichte Abweichungen vom einmal gesetzten Schema.
Letztlich ist die Deutung was Individuelles, es gibt nicht "die" richtige Deutung. Solange du nah am Text gearbeitet hast, kannst du nicht falsch liegen.
Tipp zum Schluss: Schreib das Gedicht einmal ab. Dadurch zerlegst du es in "Merkeinheiten" und kriegst ein bisschen einen anderen, näheren Zugang. Dabei können Seltsamkeiten auffallen, die beim zigmaligen Lesen irgendwie nicht rauskommen.
Ein Gedicht wird in Versen geschrieben. Verse sind Zeilen, deren Zeilenumbruch der Autor festgelegt hat. Daraus ergibt sich eine andere Leseweise, ein anderer Rhythmus, andere Hervorhebungen als in der Prosa. Weder sind besondere sprachliche Mittel noch Reime erforderlich für ein Gedicht. Etwas anders formuliert ist dies in etwa jene Definition, die von Dieter Lamping vertreten wird, der ein ganzes Buch über die Definition des lyrischen Gedichts geschrieben hat.
Wenn nur die Vokale gleich sind, die Konsonanten aber unterschiedlich, nennt man das Assonanz, siehe auch http://www.lyrikmond.de/lexikon/assonanz.php Dort wird auch Eichendorffs Mondnacht erwähnt.
Ich glaube, du siehst Wald vor Bäumen nicht;-) Das ist ein simpler Refrain, in der Lyrik auch Kehrreim genannt.
Mein Lieblingsverschenkbuch bei Gedichten ist "Zum Reimen schön. Ein Jahr in Gedichten". Ist für jeden was dabei, sowohl leichte Kost wie auch härtere Themen wie Krieg z.B. Das Buch ist nach Monaten gegliedert, so dass man immer mal wieder reingucken kann.
Hier gibt's Dankessprüche: http://www.gruss-an-dich.de/grusskarten-sprueche/grusskarten-sprueche-3.php (in Reimform).
Da ist kein einheitliches Metrum erkennbar. Mal fängt eine Zeile unbetont, mal betont an, mal eine Senkung, mal zwei Senkungen zwischen den Hebungen. Fällt für mich unter Madrigalverse, wo solche Freiheiten möglich sind.
Jambus, abwechselnd 4- und 3-hebig und alternierend männliche, weibliche Kadenz
Die Betonung ist Meiner Meinung nach so: Ge-spens-ter, Nä-geln und schnell
Ginge der Text noch weiter, könnte auch das "und" statt dem "schnell" betont werden; das hinge davon ab, wie es weitergeht.
Such mal nach "poesie pure" oder absolute Poesie, das kommt nämlich aus Frankreich.
Hans Braam: Die berühmtesten deutsche Gedichte und Dirk Ippen: Des Sommers letzte Rose. Die 100 beliebtesten Gedichte, die jeweils zig Anthologien ausgewertet haben, führen jeweils nur die "Sachliche Romanze" von Kästner auf. Das dürfte also mit Abstand das berühmteste Gedicht Kästners sein.
Würde ich mal nach Distichon oder Elegie suchen, da gehören diese Versmaße zum Standard.
Im Kunstunterricht war es früher so, das man lange Zeit nur gemalt und gewerkelt hat und später in der Oberstufe musste man Bilder interpretieren. Ich nehme an, das ist heute nicht anders, und das würde ich beim Deutsch-Unterricht mit Gedichten auch so machen: Erst mal lernen zu schreiben und verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, spöter die Analyse bzw. Interpretation. Dann ist das möglicherweise viel interessanter, weil man als Praktiker sieht, wie andere Ihre Gedichte gebaut haben und man tatsächlich was für die eigene Kreativität lernt.
Weil ich dich liebe: Versmaß unregelmäßig, kann man nur mit viel Erfahrung austüfteln
Der Rest ist in Jamben, das müsstest du aber hinkriegen
Das eine ist, was auch schon gesagt wurde, du weißt nicht, in welche Richtung du dich weiterentwickeln wirst. Vielleicht werden Gedichte und Literatur im Allgemeinen in deinem Leben keine Rolle spielen, vielleicht wirst du beruflich damit zu tun haben. Ich hätte z.B. nie gedacht, dass ich mal mit Gedichten Geld verdiene.
Aber davon ab, eigentlich ist nicht wichtig, was du genau gerade lernen sollst, sondern wichtig ist, dass du lernst, wie du am besten lernst, denn dazulernen musst du immer. Da ist natürlich ein Thema, auf das du keinen Bock hast, kein schöner Prüfstein, aber auch das wird selbst bei Themengebieten vorkommen, die dich eigentlich interessieren, dass du Dinge lernen musst, die dir nicht liegen, die langweilig oder zu theoretisch sind. Dann ist es gut, wenn man weiß, wie man da lerntechnisch am besten durchkommt, d.h. ein bestimmtes Niveau erreicht, dass du brauchst, ohne dir dafür die Nächte um die Ohren schlagen zu müssen..
Also sieh das eher als sportliche Herausforderung an. Wenn du das mit dem Metrum und dem andern Zeug hinkriegst, was soll dich dann noch schrecken?-)
Wann ist sie gestorben? Addiere 70 Jahre und im Folgejahr wird ihr Werk gemeinfrei. Dann erst kannst du legale Seiten mit ihrem Gesamtwerk finden. Ansonsten helfen nur Bibliotheken.
Wenn Schwarzer Humor kein Problem ist, dann wäre vielleicht dieses kurze Gedicht geeignet: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-6-39.php#906
Prinzipiell sind die Verse jambisch. Ausnahmen: "längst ist das aus!" Akzentverschiebung =>XxxX, ebenso "duften die Veilchen" =>XxxXx; "Barfüßle im Schnee" ist eine leichte Tonbeugung, eigentlich müste "bar" betont werden, aber "füß" geht auch. Alle Angaben ohne Gewähr;-)