Welche kaufmännische Ausbildung hat mehr Zukunft?

2 Antworten

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Ich bin Prüferin für Kaufleute für Büromanagement und Industriekaufleute. Letzteres hab ich selbst gelernt und 'ne Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin draufgesattelt.

Kaufleute für Büromanagement ist meiner Ansicht nach eine ziemliche Schmalspurausbildung (sorry an alle, die das lernen oder gelernt haben!). Anspruch, Tiefe und Breite sind da ziemlich low level.

Industriekaufleute müssen da wesentlich mehr leisten und draufhaben. Allerdings hatte ich damals nach der Ausbildung trotzdem das Gefühl, dass das alles recht oberflächlich war - was ein Grund dafür war, dass ich die Weiterbildung gemacht hab, die dann auch vom Anspruch her eine ganze Ecke heftiger war!

Bei Kaufleuten im E-Commerce sollte man sich bewusst machen, dass das kein Beruf ist, bei dem man tolle Social Media Kampagnen bastelt und den ganzen Tag auf Insta unterwegs ist und dafür bezahlt wird ;). Es geht bei diesem Beruf eher darum, am Fließband Produkte in Onlineshops einzustellen. Und dafür macht man in den meisten Fällen nicht mal die Fotos oder Texte selbst, sondern bekommt die vorgesetzt...

Aktuell sieht's aber selbst im kaufmännischen Bereich beruflich wieder ganz okay aus, wenn man einigermaßen was auf dem Kasten hat - Fachkräftemangel überall sei Dank! Dennoch bleibt allerdings auch die direkte Konkurrenz zu den BWL-Bachelor-Absolventen von den Unis, wenn es um die etwas besser bezahlten, etwas spannenderen Jobs geht direkt nach der Ausbildung...

Mein Tipp wäre auf jeden Fall, eine solche Ausbildung nur zu machen, wenn man sich wirklich für das Ordnen, Sortieren und Aufbereiten von Infos und Zahlen in Excel und anderen Programmen interessiert! Wenn man gerne Papier ordentlich und übersichtlich sortieren möchte. Wenn man gerne im Netz Angebote einholt und vergleicht. Und wenn man gerne und ohne Vorbehalte telefoniert (ein Punkt, der für jüngere Generationen tatsächlich zunehmend ein Problem zu sein scheint, deshalb erwähne ich das!).

Will man hingegen diese Berufe lernen, um "Manager" zu werden, im Anzug mit dem dicken Dienstwagen morgens vorzufahren und Menschen Ansagen zu machen, ist man eher falsch in diesem Bereich. Ebenso sollte man sich für diese Berufe nicht nur wegen der Rahmenbedingungen entscheiden - so ein Büro ist vielleicht trocken, windgeschützt und warm, aber kann ganz schön langweilig werden, wenn man oben genannte Dinge nicht gern tut ;). Und da hilft dann auch kein noch so hohes Gehalt mehr (was man im Übrigen auch mit recht hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht erreichen wird, wenn man nicht mit Weiterbildungen, spezieller Berufserfahrung und einer ordentlichen Portion Glück den Aufstieg gegen die Konkurrenz der BWLer packt...).

Büromanagement ist nur eine einfache Bürokraft.

Ein Freund von mir hat Industriekaufmann gelernt und zu letzt bei Thyssen als Führungskraft und Prokurist über 120.000€ im Jahr plus Bonus verdient.

Bedenke aber dass das ein sehr langer und mühsamer Weg war.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
HappyMe1984  13.03.2023, 17:52

Bitte schreib doch nicht immer wieder von diesem Freund, der inzwischen in Rente ist! Das ist eine Geschichte aus der guten alten Zeit, die rein gar nichts mehr mit der heutigen Situation auf dem Arbeitsmarkt zu tun hat, wie wir doch schon mal ausführlich diskutiert haben, und mit der du bei jungen Menschen am Beginn ihres Berufslebens völlig falsche Erwartungen weckst oder bestärkst!

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HappyMe1984  13.03.2023, 17:56
@albatroz1102

Dein Beispiel ist veraltet und heutzutage schlichtweg ein so realistischer Weg "nach Rom" wie dass mir heute Flügel wachsen und ich nach Rom fliege!

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albatroz1102  13.03.2023, 20:42
@HappyMe1984

Nein, bin aber der Meinung un überzeugt, dass fähige Mitarbeiter weiterhin gefördert werden.

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HappyMe1984  13.03.2023, 20:45
@albatroz1102

Du würdest also die Person mit nur Ausbildung bis zum Prokuristen fördern und nicht stattdessen bereits bei der Einstellung lieber den Absolventen von der Uni nehmen?

Noch mal: Damals, als dein Freund angefangen hat, haben vielleicht so 15% eines Jahrgangs überhaupt Abitur gemacht und dann studiert. Heute machen 50% der Schüler*innen Abi, wovon wiederum sehr viele studieren! Und davon wiederum ein erheblich großer Anteil BWL, weil das ein Massenstudiengang ist. Und DAS sind die Bewerber um Stellen, auf denen früher sicherlich dein Freund angefangen hat und wo er heute mit nur Ausbildung gar nicht mehr in Erwägung gezogen, geschweige denn gefördert, werden würde!

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albatroz1102  13.03.2023, 20:48
@HappyMe1984

Man kann sich auch nach der Ausbildung weiter bilden und gefördert werden. Solche Mitarbeiter haben nach vielen Berufsjahren mehr Erfahrung als ein Uniabsolvent!

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