Welche charakterlichen Eigenschaften zeichnen einen "reifen" Menschen aus, und...
...was glaubt ihr welches Wissen sollte ein "reifer" oder sogar weiser Mensch angehäuft haben, bzw. welche Wissensbereiche haltet ihr für besonders wichtig?
17 Antworten
Keine besonderen Eigenschaften, kein besonderes Verhalten und auch kein Wissen oder besondere Intelligenz zeichnen einen "reifen" Menschen aus. Es verwundert mich immer wieder, wenn man einen Menschen als besonders reif bezeichnet oder man ihm zugesteht, er sei reifer geworden. Ich erkenne meist eigentlich nur Entwicklungen und/oder Meinungsumschwünge und veränderte Sichtweisen. Weder das Positive noch das Negative kann ich da erkennen, nur dass sich etwas verändert hat. Es ist gut möglich, dass die einen von einem Menschen sagen, er sei reifer geworden, andere das aber nicht so bzw. anders sehen. Zudem hat "Reife" meiner Meinung nach was mit einer Wertsteigerung zu tun. Umso mehr andere jemanden als "reif" einschätzen, umso mehr wird er akzeptiert, toleriert, gelobt und rückt weiter in den Fokus. Während die kleinen Fische, die angeblich nicht reifer werden, einfach ignoriert werden.
Jemanden, der beispielsweise früher mal ein Betrüger war und heute vielleicht der Polizei hilft, seinesgleichen aufzudecken gesteht man mehr Reife zu als jemanden, der seinem Geschäft treu geblieben ist. Trotzdem hat der eine wie der andere eine Entwicklung durchgemacht. Nur erfüllt der eine die Vorstellungen der Gesellschaft und der andere tut es nicht (in diesem Beispiel würde er sich sogar gegen sie auflehnen...). Und ich weiß nicht so recht, ob es so gut ist, einem Menschen mehr Wert beizumessen als einem anderen, nur weil er sich auf einem anderen Entwicklungststand befindet (und zudem noch eine andere Persönlichkeit hat).
Trotzdem würde ich sagen, dass jemand reif ist, wenn er er selbst ist und er auch zu sich selbst stehen kann und zwar möglichst unabhängig von den Einflüssen um ihn herum. Das ist nichts, was andere erkennen oder ihm zugestehen müssen. Es ist nicht mal was, was er selbst wahrnehmen und feststellen muss. Der Mensch muss sich schlicht und einfach nur gut fühlen, egal welche Entwicklungen er hinter sich hat oder was für eine Persönlichkeit ihn auszeichnet. Es ist also nichts, was man bewusst wahrnimmt und was von anderen bewusst wahrgenommen werden kann oder etwas, das irgendwelchen (gesellschaftlichen) Vorstellungen entspricht. Es ist eher etwas unterbewusst gefühltes. Nicht, was man anerkennen muss, sondern etwas, was einfach zu einem selbst gehört.
Wir sind aber sehr beeinflussbar durch unsere Umwelt und die meisten von uns stehen nicht zu sich selbst. Von daher ist fraglich, wieviele Menschen wirklich "reif" sind.
Tolle Antwort:)
Ich sehe das zwar etwas anders, aber deine Sichtweise kann ich auch nachvollziehen... erscheint mir auf jeden Fall auch sehr logisch.
Ein weiser Mensch hat meine ich nicht nur seinen (dynamischen) Weg gefunden, sondern ist auf dem Weg auch weit gekommen und hat tiefere Einsichten gewonnen.
(und dazu gehört denke ich weit mehr als im Alter ein bisschen über das Leben zu philosophieren - ich sehe darin ein sehr hohes Ziel)
Im Grunde genommen sollst du nicht die "beste" Antwort bestimmen. Stattdessen kannst du die Antwort hervorheben, die für dich persönlich am hilfreichsten gewesen ist. Und damit würdest du auch dem Beantworter deiner Frage eine Freude machen. Aber von einem MUSS ist nicht die Rede. Wenn sich beispielsweise für mich keine hilfreichste Antwort heraus kristalilisiert und sie alle ähnlich hilfreich für mich waren, vergebe ich keinen goldenen Wimpel (ehemals Stern), sondern nur DH`s und bedanke mich gegebenfals noch.
Bei dir möchte ich mich auf jeden Fall für die Auszeichnung bedanken :-) Sie ist für mich schon irgendwie etwas besonderes, weil du ja (teilweise) anderer Meinung bist als ich. Genauso gut hättest du auch jemanden die hilfreichste Antwort geben können, mit dem du fast gänzlich übereinstimmst. Das hast du aber nicht getan und ich denke, dass ist nichts Übliches. Es ist jedenfalls schön, wenn ich dich ein bisschen zum Nachdenken anregen konnte :-)
Wissensbereiche? Für mich ein falscher Ausdruck, oder auch was falsch gemeintes...
Ein reifer Mensch zeichnet sich nie, aber auch wirklich nie durch das Wissen aus. Vielleicht verwechselst du hier Bildung mit Intelligenz. Wobei ich hier mit Intelligenz nicht sowas meine wie die Fähigkeit komplizierte Aufgaben zu rechnen oder Texte gut analysieren zu können, sondern Intelligenz in Bezug auf die Vernunft; der Verstand eines Menschen und die darausfolgenden Handlungen machen einen reifen Menschen aus.
Man kann allgemein schwer sagen, welche "Kriterien" es hier gibt, aber ich halte folgendes für wichtig:
Die Person sollte zuersteinmal sich selbst kennen, sollte die Fähigkeit haben, etwas zu reflektieren und von verschiedenen Sichtweisen aus zu sehen, an Empathie sollte es auch nicht zu sehr fehlen. Ebenfalls ist es wohl eine Voraussetzung, sich "reif" zu nennen, allein z.B. die Fähigkeit, vernünftig und sachlich mit jemandem zu reden, was, auch wenn es manchmal komisch klingt, nicht jeder kann.
Es ist im Prinzip einfach im geistigen Sinne gemeint und auf den Verstand bezogen. Das Wissen ist hier nicht das Wissen, was man z.B. in der Schule beigebracht bekommt, sondern eher das Bewusstsein; wenn man sich etwas bewusst ist. Wenn man weiß, dass man selbst Fehler hat, wenn man weiß, wie man friedlich mit anderen umgeht, wenn man weiß, dass nie alles perfekt laufen kann. Und wenn man dann damit umgehen kann.
Ich würde mal behaupten, dass man sich dieses Wissen nicht irgendwo "ablesen" kann; wenn jemand reif werden will, dann muss er hauptsächlich eins tun: Denken. Man kann nicht von einer auf die Minute so werden. Dazu benötigt es Zeit, Erfahrungen und Reflektionsfähigkeit.
Ansonsten siehe auch die Antwort von Tabby09, die ist ebenfalls sehr gut:)
Dankeschön. :-)
Wie war das mit den sich-hoch-pushenden Freunden? Aber deine Antwort ist, wie immer, auch toll^^
Ich habe eben gedacht, mit dem Wort "Reife" sind Eigenschaften gemeint, die auch wirklich "reifen" können - also zB auch Wissen/Erkenntnisse/Erfahrungen.
Charakterliche Eigenschaften können natürlich genauso "reifen", auch wenn Eigenschaften wie Empathie wahrscheinlich nur sehr schwer zu erlernen sind.
Vielleicht liegt gerade deswegen hier der Knackpunkt, weil diese inneren Einstellungen wahrscheinlich für die meisten schwerer zu meistern sind als das oben genannte.
mmh ein reifer mensch....
für mich ein großes stück gelassenheit
abwägen und alle aspekte eines themas berücksichtigen
in sich ruhen und weit weg sein
von profilneurosen oder machtspielen
scheint mir eine vernünftige Antwort zu sein, danke dafür.
ich glaube, ein reifer mensch eher fähigkeiten als wissen angehäuft: die fähigkeit, sich selbst nciht so ernst zu nehmen, die dinge nicht so persönlich zu nehmen, unterscheiden zu können, was wichtig ist und was nicht, fühlen zu können, was ihm und andern gut tut, das leben als geschenk zu nehmen und dankbar dafür zu sein, sich nicht ständig einzuschränken und sich nicht selber das leben zu erschweren...sich selber erst mal so zu akzeptieren wie man ist.
am besten drückts eigentlich das sufi-gedicht aus:
gib mir die gelassenheit, zu akzeptieren, was ich nciht ändern kann
den mut, zu ändern, was ich ändern kann
und die weisheit, beides voneinander zu unterscheiden....
Gelassenheit, ein gesundes Selbstbewusstsein, ohne deshalb ständig mit seinen Leistungen prahlen zu müssen. Von vornherein Respekt vor anderen Menschen zu haben, und sie sich diesen nicht erst erarbeiten zu lassen.
Die Bereitschaft, über vieles nachzudenken, Interesse an vielen Themen. Die Gabe, nicht zu allem seinen Senf hizugeben zu müssen, von dem man keine Ahnung hat, sondern sich erst zu informieren.
Man muss nicht unbedingt ein riesiges Allgemeinwissen haben, aber vielleicht Willens sein, immer und überall neues Wissen zu vielen Bereichen aufzunehmen.
Die Eigenschaft, zu seiner Meinung zu stehen und sich nicht verbiegen zu lassen. Also nicht immer mit, nicht immer gegen den Strom zu schwimmen, sondern einfach unabhängig vom Strom zu agieren.
Muss hier noch mal aus den Sprüchen der Väter zitieren:
"Wer ist weise? Der von allen Menschen lernt, denn es steht geschrieben: Durch alle meine Lehrer bin ich verständig geworden."
Sprüche der Väter 4,1
Das spielt nicht nur auf konkretes Wissen an, sondern auch auf Menschenkenntnis und vor allem Weltoffenheit, jedenfalls nach meiner Interpretation.
Sehr gut beschrieben, DH für Deinen Hauptbeitrag, nicht für den Zusatz.
Danke, was man eben so Donnerstagnacht zusammenschreibt, wenn man für einen Mathetest lernen muss.
Und jetzt geht´s an´s Umsetzen dieser Weisheit, was sich noch ein wenig schwieriger gestaltet als die bloße Definition^^
Mein Gott, wie alt bist du denn schon? Man braucht doch 500 Jahre, um so weit zu kommen.
Davon ist auszugehen, dass es ein Kompliment war - ich finde der Beitrag ist sehr gut gelungen - ich kann mich jedenfalls nicht so gut ausdrücken und inhaltlich war es auch einwandfrei.
Das einzige was man vielleicht ergänzen könnte, wäre wie JackySmith meint, dass ein reifer Mensch wohl genau so auch "negative" Eigenschaften haben kann wie positive, und man es eher an einer bestimmten inneren Einstellung festmachen könnte - die ganzen äußeren Merkmale, die einen Menschen dann für andere reif erscheinen lassen, wären dann nur noch die Folge daraus.
Möchte mich noch für meine umständlichen Formulierungen auf eure interessanten Antworten entschuldigen - vielleicht hätte ich meine Kommentare weglassen sollen.
Der 2. Absatz dieser Antwort gefällt mir besonders gut.
Hilfreich wäre diese Tatsache besonders hier bei GF und da bezogen auf viele User.
DH x100
Ich bin auch teilweise anderer Meinung, aber im Kern stimmen wir überein (wenn ich es richtig verstanden habe).
Ein reifer Mensch zeichnet sich meiner Meinung nach vor allem dadurch aus, dass er seinen Weg gefunden hat.
Dazu ist meine ich ein tiefes Gefühl der Selbstakzeptanz wichtig. Allerdings ist man kein reifer Mensch, wenn man sich nur ständig verbiegt, um sich nach außen hin gut zu verkaufen. Ich denke also auch, dass Reife zuerst "von innen" kommt, quasi mit diesem "Gefühl" wie du es beschreibst beginnt.
Mit nicht verbiegen meine ich aber nicht Sturheit, sondern eine dynamische Art - nur dass man sich nicht selbst verleugnet um zu gefallen.
Ich meine auch, dass man nicht unbedingt die Vorstellungen der Gesellschaft erfüllen muss, um Reife oder sogar Weisheit zu bekommen.
Ich denke aber, dass bestimmtes Wissen/Einsichten/Erfahrungen eine gute Basis darstellen, um leichter zu der oben beschriebenen inneren Einstellung zu gelangen (siehe dazu Kommentar zur Antwort von blondie1705)