Weiß wie eine Wand - Interpretation?
Hallo Leute,
ich hab da so ein Gedicht: Eifersucht verfasst von Geord Heym. In der ersten Strophe wird gesagt: "Die Häuser werden weiß wie eine Wand." Eine Wand ist jedoch nicht immer weiß, und eine weiße Wand, dazu würde mir nur einfallen, dass sie leer und blass ist. Deshalb verstehe ich den Vergleich mit einer weißen Wand nicht. Warum Wand und vor allem: Warum weiße Wand? Was soll dieser Vergleich zwischen Haus un einer weißen Wand aussagen? Ich würde mich freuen, wenn ihr mich aufklärt.
Hier das Gedicht, vielleicht hilft es:
Die Straße wird zu einem breiten Strich. Die Häuser werden weiß wie eine Wand. Die Sonne wird ein Mond. Und unbekannt, Gleichgültig, fremd, ein jedes Angesicht.
Sie sehen aus wie Blätter von Papier, Weiß, unbeschrieben. Aber hinten winkt Ein schlankes blaues Kleid, das fern versinkt Und wieder auftaucht, und sich fern verliert.
Auf seinem Nacken sitzt die Eifersucht. Ein altes Weib, gestiefelt. Einen Dorn Bohrt in das Hirn sie ihm, und haut den Sporn In ihres Reittiers weicher Flanken Bucht.
Würde mich über hilfreiche Antworten freuen Mit freundlichen Grüßen, Lighterion, und ich wünsche dem Leser einen schönen Tag
5 Antworten
Ich mag Heym. Er hat tolle Sachen geschrieben.
In der zweiten Strophe gibt er doch die Antwort: "...Weiß, unbeschrieben." Das passt zum allgemeinen Verblassen der Umgebung. (Mond, unbekanntes, gleichgültiges Angesicht)
Es hat etwas von Tunnelblick aus dem das blaue Kleid fast schmerzhaft hervorsticht. Eine bunte, oder graue/schwarze Wand (wie beim Tunnelblick üblich) würde nicht diesen Effekt hervorrufen, sondern eher eine düstere Stimmung schaffen. Was hier jedoch nicht gewollt ist.
Verstehe, die weiße Farbe des Wandes, die Verdunkelung der Sonne ... passt zusammen. Danke füre die Antwort :)
Ich liebe Georg Heym, aber dieser Vergleich ist schwach, weil er etwas mit einem Teil von sich selbst vergleicht.
Weiß soll hier für Sinnentleertheit stehen, die die Häuser im Mondschein vermitteln.
Ergänzung: Hier ist auch von Eifersucht die Rede. Vielleicht vermutet er hinter den weißen Wänden eine Frau, die ihn gerade jetzt betrügt.
Vielleicht hat sich Heym aber auch verführen lassen, einfach mal ein paar expressionistische Bilder in relativer Beliebigkeit aneinanderzureihen. Wenn man das mit seinem "Deine Wimpern, die langen..." oder "Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten...-" vergleicht, spürt man schon einen deutlichen Qualitätsabfall.
Dieses Gedicht ist definitiv nicht Heym at his best!
nun zur damaligen Zeit war es üblich dass Wände nur mit Sumpfkalk Farbe gestrichen wurden. Kalk in reiner Form ist seehr weiß, fast so wie meine Weste. Früher war der Begriff für Zimmerwand streichen Zimmerwand weissen
Gut, so gehts auch. Ich hab mich mal wieder hinreißen lassen...*beschämtes Füßescharren*
Ich weiß nicht, warum, aber "weiß wie die Wans sein" ist ein gängiger Ausdruck:
http://www.phraseo.de/phrase/weiss-wie-eine-wand-sein/
Im vorliegenden Fall soll wohl die Monotonie der Landschaft betont werden, die nur durch das blaue Kleid (d. h. eine Frau, die ein blaues Kleid trägt) gebrochen wird.
du willst wirklich anfangen, die fantasie des dichters zu analysieren? dazu müsstest du seine gedanken lesen können, aber das ist schon lange vorbei.
solche metaphern über wände oder die farbe des mondes darf man doch nicht mit dem meßgerät oder dem angebot eines raumausstatters in beziehung setzen.
vllt. überlegst du mal, aus welcher zeit das gedicht stammt und welche materialen zu der zeit bei einfacher wandbemalung benutzt wurden, als es noch keine modernen dispersionsfarben gab. aus solchen "standards" haben sich schon viele sprüche und weißheiten entwickelt.