Weiß jemand etwas über die Nonnen aus Andernach in dem Film "Vision - aus dem Leben der Hildegard von Bingen"?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Benediktinerinnenkloster zu Andernach wurde zur damaligen Zeit von der Magistra Tenxwich (es gibt mehrere Schreibweisen des Namens, z. B. Tenxwind, Texwindis) geleitet. Tenxwich nahm Frauen jeglichen Standes in ihr Kloster auf. Sie selbst stammte aus einer Familie von Ministerialen, also damals noch nichtadligen Gefolgsleuten von Grafen, die in deren Auftrag Verwaltungsaufgaben übernahmen (z. B. als Vögte) und auch auf kleineren Burgen ("Motten") wohnten. (Allerdings begannen die Ministerialen damals über das Rittertum in den niederen Adel aufzusteigen.)

Hildegard von Bingen war von adligem Stand und nahm auch nur adlige Frauen in ihr Kloster auf. Ihre Lebensweise auf dem Rupertsberg war für mittelalterliche Verhältnisse vergleichsweise luxuriös. In Tenxwichs Kloster herrschte dagegen ein strenges asketisches Armutsideal, wie es in der von Bernhard von Clairvaux propagierten Klosterreformbewegung neu aufgekommen war.

Beides, die Exklusivität des Bingener Klosters wie auch der Lebensstil der Nonnen wurde Hildegard von Tenxwich in einem Brief als unangemessen und nicht den christlichen und monastischen Idealen (Armut, Bescheidenheit) entsprechend vorgehalten. Hildegard bürstete Tenxwich in ihrer Antwort ziemlich schroff und mit derber Polemik ab. Sie, also Hildegard, empfand Tenxwich als unter ihrem Stand, obwohl sie doch eigentlich Kolleginnen waren. Eine der Schattenseiten der sonst doch sehr warmherizigen Heiligen.

BlossomVeronica 
Fragesteller
 13.09.2023, 12:57

Wow vielen Dank für die Informationen! Ich finde es beim Hype um die Hildegard (die ich sehr schätze) auch wichtig, die Schattenseiten zu kennen. Ich selbst habe lange in Bingen gelebt und war auch auf dem Hildegardis-Gymnasium dort, wodurch ich viel über die Biografie der Hildegard weiß und mitgenommen habe. Ich habe einige kritische Stimmen gehört, die v.a. ansprachen, Hildegard habe v.a. auch in wirtschaftlichem Interesse gehandelt, indem sie z.B. nur Frauen in ihr Kloster aufnahm, die adeligen Standes waren, wie sie selbst oder ihre Mitschwester Richardis. Auch im Bezug auf Richardis gibt es verschiedene Deutungen über die persönliche Beziehung und nicht all zu viele Quellen, die Aufschluss darüber bieten, ob die Beziehung wirklich so war, wie z.B. im Visions-Film nahegelegt.

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Ignatius1  13.09.2023, 14:09
@BlossomVeronica
Auch im Bezug auf Richardis gibt es verschiedene Deutungen über die persönliche Beziehung und nicht all zu viele Quellen

Auf solche süffisante Behauptungen täte ich besser an deiner Stelle nicht viel geben.

Im übrigen wird die Heilige Hildegard gerne als Esoterikerin dargestellt die sie garantiert nicht gewesen ist .Sie war eine durch und durch katholische Frau .

Wer ihre Spirtuellen Werke gelesen hat, wie Scivias - Wisse die Wege:

Die Visionen der Hildegard von Bingen

Weiss ,dass sie sagt ,dass sie alles von Gott dem dreieinen Gott bekommen hatt.

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BlossomVeronica 
Fragesteller
 13.09.2023, 15:00
@Ignatius1

Sie ist definitiv eine spirituelle Lehrerin (so sehe ich sie) und greift viele Themen auf, die sich auch in der spirituellen Szene finden. Ich finde den Begriff der Mystikerin auch sehr passend, leider ist der Begriff Esoterik sehr negativ konnotiert und manche Praktiken und Inhalte stehen mehr oder weniger zu Recht in der gesellschaftlichen Kritik/ werden wissenschaftlich nicht anerkannt. Ich versuche gerne beide Seiten zu verstehen und herauszufinden, was mich im Leben weiterbringt. Ich gebe zu, ich gehe einfach sehr von dem aus, was ich selbst im Alltag sehe, verstehe und erlebe.

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Ignatius1  13.09.2023, 15:05
@BlossomVeronica

Nunichwarviele Jahre selbst inder esoterischen Szene ,da machteigentlich daswenigste Sinn.

Esoterikist ja nur ein Sammelbegrif vieler Populärer Ideen die letztlich schon in der Antiken Gnostiker Szene kursiert sind .Gespikt mit einigen Rosinen als Christlichem Touch.

Das Problen daran ist ,dass man mit solch einem Sinkretismus das Himmelreich nicht erreichen kann,(sofernich das Evangelium ernst nehmen will.)

.,weil das Ziel nie klar definiert und und so auch der Weg dorthin nie eingeschlagen wird .

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Aleqasina  14.09.2023, 17:17
@Ignatius1

"Wer ihre Spirtuellen Werke gelesen hat, weiss, dass sie sagt, dass sie alles von Gott dem dreieinen Gott bekommen hatt."

Nun, sie war auch eine Meisterin in der Darstellung ihrer eigenen Biographie... ;-)

Was nicht heißt dass ich Hildegard nicht sehr schätzen würde. Besonders, dass sie das Böse und die Versuchung nicht leugnet, aber immer Hoffnung und Erlösungsgewissheit ausstrahlt. Auch in ihren dramtischen Visionen stellt sich eine Stabilität und ein harmonisches Gleichgewicht der kosmischen Kräfte ein. Das war für ihre Zeit keineswegs selbstverständlich.

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Da gibt es doch sehr gute Film-Dokumentationen:

https://www.youtube.com/watch?v=IsLFiVxvyIk

Woher ich das weiß:Hobby – Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört.
BlossomVeronica 
Fragesteller
 13.09.2023, 14:54

Die habe ich glaube ich vor ein paar Jahren schonmal gesehen! Vielen Dank! Ich schaue sie gerne nochmal! :)

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Aleqasina  14.09.2023, 17:02

Der in Briefen ausgetragene Konflikt mit Tenxwich wird in dieser Doku (Min. 29) in in einen Dialog mit einer Bäuerin gekleidet. Hildegards derbe Wortwahl ist hier tatsächlich die ihres Briefes an Tenxwich.

Eine entsprechende Stelle gibt es auch in dem in deiner Frage angesprochenen Spielfilm.

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