Was war in eurem Leben der größte Umdenkprozess/Meinungsänderung?

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Es fing alles durch einen langjährigen Freund an, als dieser anfing in Neuseeland, Australien sowie in den USA zu reisen, zu leben und zu arbeiten. Wir kennen uns seid nun mehr 20 Jahren, sind gemeinsam aufgewachsen und verstehen uns blind. Sein Alleingang hat mich schwer beeindruckt und mich für ihn sehr gefreut habe. Irgendwann kam dann auch der Moment, an dem ich mir selber die Frage gestellt habe, ob und wie weit ich mir das zutrauen würde, völlig auf mich allein gestellt in ein fremdes Land zu reisen. Irgendwann später in einer Nacht und Nebenaktion ein Flugticket gebucht und dann ging die erste Reise alleine durch Europa los.

Als ich zurückkam, war ich nicht mehr der alte, konnte oder wollte es aber noch nicht so richtig wahrhaben. Ich wahr dann wieder in meinem Alltag drin und wieder war es wichtiger, diese Stelle, diesen Posten oder dieses Entgelt zu verdienen. Beruflich lief es gerade nicht so gut, Arbeitgeber gewechselt und halt so dahingelebt. Es kam die Pandemie, mein Job war plötzlich weg, ein Teil meiner Kunden in Zahlungsschwierigkeiten oder Pleite und mit finanziellen Rücklagen haben sich beinah über Nacht pulverisiert. Danach wieder in eine Anstellung gewechselt, mich aufgerappelt und mir immer wieder gesagt: Das kann so nicht bleiben.

In der Zwischenzeit war mein Freund wieder in Deutschland und wir unterhielten uns öfters bis in die frühen Morgenstunden darüber, wo man Urlaub machen könnte, wo es sich gut leben ließe und man einfach mal etwas Abstand gewinnen kann. Halt so gemeinsame Fantasien und Träumereien im Freundeskreis. Ab dem Zeitpunkt ist vieles hängengeblieben und es mich nicht mehr losgelassen hat. Ich las und schaute viel über Kuba, Costa Rica, über Brasilien und landete schlussendlich in Kolumbien. Je mehr ich aus dem Land sah, laß oder hörte, umso mehr stellte sich ein Gefühl „Das ist es, genau das ist, da willst du hin” bei mir ein.

Es vergingen weitere Wochen und Monate, das Gefühl wurde immer stärker und stärker und plötzlich passierten so viele schöne Dinge, mit denen ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen gerechnet habe. Ich hatte zwar mal so Gedanken, was ist wenn du dort eine Partnerin findest und plötzlich dein Leben dort weiter gestaltest. Ich hielt es für Spinnerei, für schöne Gedanken - und zack, nochmal etwas, finde ich mich in einer verdammt schönen Beziehung wieder, für die ich Berge versetzen würde. Aktuell neben meiner aktuellen Weiterbildung spanisch lerne und über Weihnachten und Silvester wohl meine „Schwiegereltern” in Spee kennenlerne. 

Das Leben kann echt verrückt sein und Wendungen nehmen, vor allem in Momenten, in denen man am allerwenigstens damit gerechnet hätte. Vor allem ausgerechnet ich, der es eher - ich sage es mal nett, etwas lockerer in punkto Frauen angegangen ist. Es gab in meinem bisherigen Leben einige Höhen und noch mehr Tiefen mit einigen Schicksalsschlägen - und aktuell so verdammt dankbar und glücklich bin, wie zu keiner Zeit davor. Selbst wenn das Leben vor Ort eine andere Wendung nimmt, weiß ich schon jetzt, das es sich alleine der Erfahrung wegen auszahlen wird. Und jetzt halt alles soweit am regeln, um bald im Flieger zu sitzen.

Aktuell fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen. Durch meine Weiterbildung ist eine weitere Freundschaft entstanden und dessen Frau zufällig aus Peru stammt. Irgendwie komisch und verrückt, dass plötzlich einfach so viele Dinge in ein und die selbe Richtung zeigen. Wir stehen im engen Austausch und mein Herz wie verrückt am pochen ist, das ich einfach mache, wonach mir der Kopf steht. Diese ganze Prozess von „Ich muss raus aus dem Job”, „Ich hab die Schnauze voll”, „Raus aus Deutschland” und „Lateinamerika, ich komme” war für mich mehr als spannend zu erleben. Ich weiß nicht, ob und wann mich jemals zu gut wie aktuell gefühlt habe. Schwer in Worte zu fassen, wenn einem die ganze Alltagslast abhanden kommt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Plato: Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele.