Was wäre wenn das das römische Reich nicht zerfallen wäre?

7 Antworten


Wie meine Vorredner bereits begründet haben, ist jede Prognose darüber, wie es heute aussehen würde, äußerst spekulativ. Zufall hat damit allerdings wenig zu tun.

Vielmehr kann es eine Reihe ganz unterschiedlicher Szenarien geben, welche Ereignisse im einzelnen dazu hätten führen sollen, dass das Römische Reich nicht untergeht.

Auch wenn man sich relativ klar darüber ist, welche Konsequenzen der Untergang des Römischen Reiches insgesamt für das mittelalterliche Europa hatte, kann man nicht einfach von einem Ausbleiben der Konsequenzen bei gleichbleibender Entwicklung ausgehen.
Vielmehr muss geprüft werden, durch welche Ereignisse genau der Untergang hätte vermieden werden können und welche Konsequenzen dies gehabt hätte.


  1. Welche Ursachen sind für den Untergang des Weströmischen Reiches verantwortlich?
  2. Welche Folgen hatte jede einzelne dieser Ursachen?
  3. Durch welche Umstände hätte jede einzelne dieser Ursachen vermieden werden können?
  4. Welche Folgen hätte eine Vermeidung jeder einzelnen dieser Ursachen nach sich gezogen?


Wenn man nun chronologisch jede einzelne Ursache untersucht und diese Fragen beantwortet, kann man eine Prognose aufstellen, wobei diese sehr stark von der Art und Weise abhängig ist, welche spezifischen Lösungen man zur Vermeidung heranzieht. Man erhält so einen Baum an Lösungen bei dem jede Entscheidung eine Verzweigung darstellt.

Bereits bei den Ursachen des Untergangs gibt es in der Literatur sehr unterschiedliche Meinungen, die stark vom soziopolitischen Hintergrund der Autoren geprägt sind.

Wie weit soll man zurück gehen?

Meine persönliche Meinung ist, dass Kriege eine der Hauptursachen des Niedergangs waren.

Erster Fehler: die Punischen Kriege

Hätten sich Rom und Karthago friedlich zusammengeschlossen, hätte dies einen ungeheuren Zuwachs an Stabilität im Mittelmeerraum gebracht.

Zweiter Fehler: Die Vernichtung der Kelten
Wären die Kelten als Machtblock im Norden Europas nicht ausgelöscht worden, hätten sie eine Barriere gegen die Wanderungsbewegungen dargestellt und diese verlangsamt.

Dritter Fehler: Imperialer Absolutismus und Zentralismus der Römischen Kaiser, Mord und Totschlag

Meine persönliche Meinung ist, dass wenn das Römische Reich es geschafft hätte die politische Einigkeit zu wahren und besonders die inneren sozialen Probleme zu lösen, die Dekadenz und Korruption zu bekämpfen, eine funktionierende Regierung und ein gesundes Staatswesen zu bilden, dann hätte es auch den äußeren Agriffen durch Hunnen, Vandalen und Osmanen besser Widerstand leisten können.

Es wäre nicht zu einem Absinken der Kultur, des Lebensstandards und der Bevölkerungsdichte im Mittelalter gekommen.

Es hätte nie eine Blütezeit des Islam gegeben, die Mathematik wäre nicht so weit entwickelt worden.

Europa wäre heute ein Großreich ähnlich dem Chinesischen Reich und es gäbe keine Technologie, keine Industrie nur eine Staatskirche und eine Menge Überbevölkerung.

Skandinavien, Britannien und Teile Amerikas wären dänisch, da es niemals Angelsachsen gegeben hätte, nie Portugiesen, Spanier oder Franzosen das Zeitalter der Entdecker begonnen hätten.

Ein paar kleinere Reiche wie Polen-Litauen, dass sich bis ans schwarze Meer erstreckt sowie einige Skytische, Hunnische und Turkvölker bestehen in Nordasien.
Die Ostgrenzen des Römischen Reiches verlaufen im heutigen Iran, Indien war nie britisch besetzt und ist ein riesiges Reich.

Die Zulu kontrollieren den gesamten Süden Afrikas.














Ich denke wenn das Römische Imperium in ähnlichem Maße weiter angestiegen wäre, wie vor dem Niedergang hätte es nicht lange gedauert (maximal einige Jahrhunderte) bis es sich über die ganze Welt erstreckt hätte. Damit wäre Rom die absolute und unangefochtene Weltmacht, ganz anders als die USA heute, Man würde überall auf der Welt Latein sprechen und alle Menschen wären mehr oder weniger in einem Reich vereint. Allerdings wäre dieses Imperium von äußerst zweifelhafter Stabilität, besonders wenn es keinen ernsthaften Feind mehr gäbe auf den man sich konzentrieren könnte, würde der innere Zerfall beginnen und das Reich würde sich rasch durch Korruption, innere Machtkämpfe und ethnische Konflikte selbst zerstören.

Abgesehen davon, dass diese Spekulationen "was wäre wenn" zur Menschheitsgeschichte eben immer Spekulationen bleiben, können diese auch äußerst vielfältig sein. Niemand kann sagen, was gekommen wäre, vieles hängt auch vom Zufall ab. Unterstellen wir aber einmal, das Weströmische Reich hätte die Völkerwanderung und den drohenden Zerfall zur Mitte des 5. Jahrhunderts n.Chr. überstanden (das Oströmische existierte ja noch bis Mitte des 15. Jh.) und dies wäre mit einer zurückgewonnenen Stabilität im inneren politischen System, als auch an den äußeren Grenzen des Reiches einhergegangen...Dann kann man davon ausgehen, dass die Aufteilung in Westrom und Ostrom auf administrativer Ebene beibehalten worden wäre. Diese Teilung war schon mehrfach, auch noch zu besseren Zeiten, in Planung gewesen und diente ganz einfach der besseren Kontrolle des Reiches, welches aufgrund seiner Größe kaum zentral und nur von einem Kaiser aus regiert werden konnte. In diesem Zusammenhang ist auch das kurzzeitig angewandte Prinzip der Tetrarchie (vier Kaiser) zu sehen. Vermutlich wäre das Reich weiter untergliedert worden, entweder in wetere autonome Teilreiche (z.B. Britannien/Gallien, Italien/Germanien, Spanien/Afrika und Vorderasien) oder in noch kleinere teilautonome Provinzen, ähnlich heutigen Bundesstaaten oder -ländern. Eine weitere Ausdehnung des Gesamtreiches halte ich in diesem Zusammenhang für unwahrscheinlich. Die letzte Ausdehnung beanspruchte die Stabilität schon sehr, weitere Eroberungen im wilden und schwer zu kontrollierenden Germanien oder noch weiter östlich in Asien wären da absolut kurzsichtig gewesen. Innenpolitisch wäre eine Reform des Regierungssystem dringend notwendig geworden, da das Kaisertum offensichtlich zum Niedergang beigetragen hatte. Kaiser und Gegenkaiser, Unterkaiser etc. wurden immer wieder ausgerufen und das beeifnlusste massiv die innere Stabilität des Reiches. Womit wir beim nächsten Punkt wären. Die Armee diente gegen Ende des Reiches als Legitimation der Kaiser (Soldatenkaiser). Insofern hätte bei Bestand des Reiches eine Trennung der Armee von den Kaisern bzw. bei deren Abschaffung eine weitgehende Entmachtung und Zurückstufung auf alleinige militärische Aufgaben erfolgen müssen. Wäre all dies eingetreten (und wohl noch vieles mehr im gesellschaftlichen Bereich u.a.) dann wäre es evtl. möglich gewesen das Reich zu erhalten. Denkbar wäre, dass sich das Reich irgendwann auch selbst verkleinert hätte, um besser kontrollierbar zu bleiben, so etwa mit einer Aufgabe Britanniens. Nun sind wir also im 7./8. Jahrhundert angelangt. Das Weströmische Reich hat zusammen mit dem Oströmischen Reich die Völkerwanderung, inneren sowie äußeren Zerfall überlebt. Das Gesamtreich, insbesondere aber der Westteil hätte es irgendwann mit der Islamischen Expansion zu tun gehabt, welche wie wir wissen, sich ja auch über Nordafrika und ganz Spanien, also römische Provinzen erstreckte. Gesellschaftlich wäre es sicherlich zu keiner unmittelbaren Transformation zu mittelalterlichen Gesellschaften gekommen. Sicherlich wären die EInflüsse germanischer Stämme etc. welche das Reich massiv bedrohten, spürbar gewesen, aber auf römischen, d.h. auch west- bzw. mitteleuropäischem Gebiet wäre es zu keiner Verdrängung des lateinisch-römischen Zivilisationsfortschritts gekommen. Auch die Nachbarländer, germanischer und slawische Natur, hätten sich wohl weiterentwickelt. Aufgrund des technischen, zivilisatorisch, sowie rechtlichen Fortschritts des Reiches ist es durchaus denkbar, dass Erfindungen, die in der realen Menschheitsgeschichte erst mit Beginn der Rennaissance gemacht wurden, also 1000 Jahre nach dem Ende des Römischen Reiches, wesentlich früher in gleicher oder ähnlicher Art und Weise gemacht worden wären. Die großen Krankheiten des Mittelalters, allen voran die Pest, wären evtl. auch unwahrscheinlicher gewesen, da die Hygiene in römisch kontrollierten Städten doch spürbar besser war, als in den realen mittelalterlichen Städten Europas. Nehmen wir mal an, dass Römische Reich hätte dann tatsächlich, in ähnlicher oder gleicher Ausdehnung viele Jahrhunderte weiterexistiert, so ist auch denkbar, dass es das Reich mit Nationalbewegungen zu tun bekommen hätte. Denn de facto war das Römische Reich ein Vielvölkerstaat. Denkbar also, dass sich innerhalbt des Reiches nationale Identitäten entwickelt hätten, die zum Problem für die EInheit des Reiches hätten werden können. Ziel wäre es dann gewesen, diese zu integrieren.

Um es zum Schluss noch einmal extrem unrealistisch und unwahrscheinlich werden zu lassen, würde sich das Römische Reich heute wohl ähnlich der Europäischen Union darstellen, nur eben weniger als lose Union, denn als Staat. Denkbar ist, dass sich Nachbarstaaten in Europa irgendwann freiwillig dem Reich angeschlossen hätten. Die Entdeckung Amerikas wäre dann vermutlich durch das Römische Reich erfolgt, was eine ähnliche historische Abfolge wie in der Realität zur Folge haben könnte. Amerika wird römische Kolonie...

Vorausgesetzt ist, dass beide Teile des Römischen Reiches (Ost und West) sich wiedervereinigen.

Die Welt wird romanisiert, Weltspreche ist Latein (allerdings abgewandelt, weil es sich mit den Sprachen der eroberten Länder vermischt), und die Römer führen ähnlich oft Krieg wie heute Amerika ;), um ihre Grenzen zu erweitern.

lg snowfox

Mixia  12.08.2011, 12:25

Der Osten und der Westen des Römischen Reiches waren kein unterschiedlichen Staaten. Das waren nur Zuständigkeitsbereiche der Regierungen. Das gesamte Reich war ein Staat, der seit der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts meistens durch mehrere kooperierende Kaiser regiert wurde. Eine "Wiedervereinigung" war nicht nötig. Das Wort "Reichsteilung" ist irreführend.

Eine Vermischung des Latein mit den Sprachen der eroberten Länder fand in der Antike kaum statt. Also hätte sich Latein auch später kaum mit lokalen Sprachen vermischt. Fraglich ist nur, ob es dennoch in romaische Sprachen zerfallen wäre. Das hinge davon ab, wie gut die reichsweite Kommunikation liefe und wie gut hoch der Bildungsstand und die Alphabetisierung bleiben würde.

0
snowfox  12.08.2011, 20:46
@Mixia

Beim ersten Absatz hast du vollkommen Recht. Da hab ich Schwachsinn erzählt ;). Aber der westliche Zuständigkeitsbereich hätte mMn trotzdem nicht untergehen dürfen, um den Fortbestand des RR zu sichern.

Kannst du deinen zweiten Absatz begründen? Nicht, dass ich dir nicht glauben würde, aber es interessiert mich. MMn ist es ein natürlicher Vorgang, dass sich zwei Sprachen, die eng nebeneinander existieren, vermischen.

0

Dann würden wir die Pizza auf Latein bestellen müssen