Was ist, wenn ein Pilot plötzlich nicht mehr fliegen darf? (zB weil er auf einmal zu viel Dioptrin )

9 Antworten

Hallo,

ganz so dramatisch ist es meistens nicht. Du musst folgendes überlegen:

Die Luftfahrtbehörden und Flugmediziner haben den "idealen" Piloten kreiert. Da man aber weiß, dass kaum jemand diese Vorgaben zu 100 % erfüllt, wurden "Normabweichungen" festgelegt, bei denen ein sicherer Flugbetrieb möglich ist oder das Risiko eines Ausfalls in einem vertretbaren Rahmen bleibt.

Durch die regelmäßigen Untersuchungen, die jedes Jahr einen anderen Punkt schwerpunktmäßig begutachten (und nach etwa fünf Jahren ein vollständiges Medical ergeben), haben Fliegerarzt, Behörde und Airline einen guten Überblick.

Natürlich kann immer eine Krankheit auftreten (auch plötzlich), die zu einer Fluguntauglichkeit führt. Dann hängt es vom Arbeitgeber und eventuellen Betriebsvereinbarungen ab, wie weiter verfahren wird. Bei kleineren Unternehmen, wo Jobs am Boden dünn gesät sind, könnte die "Loss-of-Licence"-Insurance eintreten, bei Großunternehmen kann ein Pilot noch z. B. als SFI (Synthetic Flight Instructor), also als Lehrer für Theorie und Simulatorschulung, tätig sein.

Das Luftfahrt-Bundesamt stellt auf Antrag eine entsprechende Lehrberechtigung aus, die auch ohne weitere fliegerische Tätigkeit ausgeübt werden kann. Das ist im Airlinebetrieb nichts Ungewöhnliches.

Ich weiß es nicht sicher, aber ich kann mir vorstellen, dass er dann entweder ausgezahlt wird, oder er mit gleichem Gehalt an anderen Stellen weiterarbeiten darf, meinetwegen als Fluglotse oder Flugbegleiter

Violetta1  12.12.2014, 11:20

Fluglotse hinkt grad bei dem Beispiel mit Sehwerten. Ab ner (nicht besonders hohen) Dioptrienzahl kann man schon allein deswegen kein Fluglotse sein.

0
4ssec67  12.12.2014, 11:22
@Violetta1

Muss der Fluglotse denn nicht nur kurz gut gucken können?

0

Hohe Dioptrienwerte allein sind kein k.o. Kriterium, solange räumliches Sehen, Farbsehen und 100% Sehfähigkeit mit Sehhilfe gegeben ist.

Allerdings gibts für die Erstuntersuchung Grenzwerte, ab denen die Tauglichkeit nicht mehr erteilt wird. Ich habe vor 40 Jahren (als Segelflugpilot) keine Probleme gehabt, heute würde aber der Restvisus noch zählen, also die Sehfähigkeit ohne Brille. Da ist dann bei ca 4 Dioptrien Schluss.

Bei einer Verschlechterung und bestehender Lizenz kann aber die Tauglichkeit trotzdem erteilt werden.

Grund für den zwingenden Verlust sind andere Krankheiten: wie Zucker (Diabetes), Herzkrankheiten.

Der Verlust der Lizenz ist schon hart für die Piloten, selbst wenn das Grundgehalt durch eine Versicherung aufgefangen wird, einen grossen Teil des Einkommens machen Zuschläge, Überstunden, Reiskosten aus, das fällt natürlich bei einem Bürojob alles weg. Ganz übel sieht es bei den Billigfliegern aus, die Ihre Piloten in eine (Schein..) Selbständigkeit zwingen, die sind meistens gar nicht abgesichert und stehen vor dem Nichts .. die haben schon bei Krankheit hohe Einkommensverluste und schleppen sich wahrscheinlich auch mit Fieber und Kopfschmerzen ins Cockpit. Darum würde ich nie mir Ryanair fliegen.

Als Berufspilot muß man ein gültiges Klasse 1 medical besitzen. Dieses wird in regelmäßigen Abständen (je nach Alter und Einsatz jährlich oder halbjährlich) durch eine medizinische Untersuchung verlängert. Falls man das medical aus irgend welchen Gründen nicht mehr erhält - Augen, Herz Kreislauf etc... - ist man auch nicht mehr Flugtauglich.

Es gibt dann sogennante "loss of licence Versicherungen", die in einem solchen Fall ähnlich einer Berufunfähigkeitsversicherung wirksam werden. Sind allerdings wegen des hohen Risikos sehr teuer. In größeren Firmen hat man außerdem oftmals die Möglichkeit auf anderen Posten in der gleichen Firma weiter zu arbeiten (z.B. Simulator training).

Den Job als Pilot kann man aber in jedem Fall nicht mehr ausüben.

Nicht bei jedem Pilotenjob werden diese strengen Richtlinien angewendet. Auch wäre eine OP denkbar, um die Werte der Augen zu verbessern (Lasiks).

Luftkutscher  12.12.2014, 14:07

Was für "Pilotenjobs" sollen das sein? Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass ein seriöses Unternehmen einen Berufs- oder Verkehrsoiloten ohne gültiges Medical 1 fliegen lässt.

0