Was ist eigentlich die Ursache für den Hunger in Afrika?

13 Antworten

Ersteinmal beruht die Frage auf einer Fehleinschätzung, denn Dürre und Hungerkatastrophen gibt es in Afrika nur alle paar Jahre...

Afrikas Böden südlich der Sahara bestehen zu einem Grossteil aus sehr nährstoffreichen Böden, zudem regnet es ausgiebig und oft, was es selbst semiariden (halbstrockenen) Regionen erlaubt, gebügend Wasservorräte anzulegen. Der Grossteil der Afrikaner lebt auf dem Land, denn die Urbanisierungsrate in Afrika ist eine der niefrigsten der ganzen Welt. Die Leute in den Dörfern haben genug zum Essen, nur fehlt es am Bargeld und das ist ein Problem wenn man ärztliche Hilfe braucht, oder seine Kinder zur Schule schicken will...

Es gibt diverse Projekte wie das der Milleniumsdörfer, wo man den Bewohnern zusätzliche Mittel vor allem für Dünger und Saatgut zur Verfügung stellt, ich war hier in Kenia in einem dieser Dörfer Sauri in Nyanza und es ist erstaunlich wie sehr dieses Projekt das Leben der Menschen verändert hat:

http://www.welthungerhilfe.de/acht-millenniumsziele.html

Hätte man statt des Giesskannenprinzips bereits vor Jahrzehnten mit solchen gezielten Massnahmen in Afrika operiert, würde man heute bereits einen gewaltigen Effekt bemerken. Der direkte Transfer von Sach- und Geldleistungen an die Landbevölkerung ist äusserst effektiv, denn die Afrikaner sind sehr engagiert wenn es um den eigenen Fortschritt geht, sobald sie erkennen, dass sie Ihre Kinder auf Schulen (oder bessere Schulen) schicken können, sich einen Arzt leisten und mehr Geld zur Verfügung haben, legen sie die Lethargie, die eine Folge falscher Entwicklungspolitik und des politsichen Zentralismus ist, schnell ab...

Die Kolonialverwaltungen haben vor der Unabhängigkeit eine Exportwirtschaft geschaffen. Waren wie Kaffee, Tee, Baumwolle oder Kakao wurden gezielt und in grossen Mengen angebaut, weil sie sich gut verkaufen liessen. Was auf der einen Seite zu Cashcows (Einnahmequellen) für viele afrikanische Staaten geführt hat, war am Anfang der neuen afrikanischen Staaten ein Porblem und viele Hungerkatastrophen in den 60er sind diesem Umstand geschuldet. Heutzutage machen Länder wie Kenia, Ghana oder Ivory Coast sehr gute Umsätze mit diesen Rohstoffen, nur wäre der Effekt weitaus besser, wenn man auch das Endprodukt (gerösteter Kaffe) ohne Strafzölle z.B. nach Deutschland exportieren dürfte. Deutschland ist einer der grössten Kaffeproduzenten dieser Erde, nur wird der Kaffee lediglich sortiert, gemischt, geröstet und verpackt, dabei entsteht eine enorme Wertschöpfung, die in Afrika Millionen von Jobs und Milliarden an Geldern erwirtschaften könnte...

Ein weiteres Problem sind der Export von Überschüssen aus unserer subventionierten Landwirtschaft. Die westliche Welt subventioniert Ihre Agrarwirtschaft mit rund 400 Mrd. Dollar pro Jahr, gibt aber weniger als 30 Mrd. für die Förderung der Landwirtschaft in der 3. Welt. Hähnchenteile (Brust wird verwertet), Tomatenmark, Orangenkonzentrat oder Milchpulver werden in grossen Mengen zu Schleuderpreisen in die 3. Welt verschifft, die einzelnen Länder können auf Grund Ihrer unfairen Handelsverträge nichts dagegen unternehmen und so zerstört diese Praxis die lokale Wirtschaft vieler Länder...

Wenn man die Handelsverträge fairer gestaltet, die Entwicklungshilfe auf direkte Förderung der Regionen beschränkt und Produktionsüberschüsse nicht exportieren würde, wäre Afrika in weniger als 20 Jahren aus dem gröbsten raus. Hungerkatastrophen wird es auch weiterhin geben, das sind aber regionale Phänomene, die mit einer stärkeren Wirtschaftskraft und einem funktionierenden Binnenmarkt einfach zu bekämpfen wären...

Ingwer  16.10.2010, 19:31

Danke für diese detaillierte Antwot. Ich habe auch jahrelang in Ostafrika gelebt und kann das alles unterstreichen. Ein Problem, das jedoch in ganz Afrika immer wieder zu Armut und Not führt, ist die politische Unsicherheit, die plötzlich aufflammen kann und dann sehr zerstörerische Auswirkungen hat. Ich wünschte mir, dass Afrikaner keine Waffen importieren würden. Das wäre ein sehr großer Beitrag zu mehr Sicherheit und weniger Not.

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riara  16.10.2010, 19:38
@Ingwer

Was mich optimistisch macht sind die steigende Zahl demokratisch gewählter Regierungen und das man nach dem Ende des Kalten Kreiges endlich auf Good Gervernance setzt, das grösste Problem sind im Moment die Chinesen, die Afrika hemmungslos Ausbeuten und dabei unsägliche Regimes wie das von Robert Mugabe oder Bashir im Sudan unterstützen...

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Ingwer  16.10.2010, 19:41
@riara

Interessant! Man hört wenig hier in D. davon.

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die unglaubliche korruption und gier der machthaber.

Die Ausbeutung durch die Industrieländer ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Aus dem "Living Planet Report" des WWF:

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Würde die Erde naturverträglich und gerecht aufgeteilt, bekäme jeder Mensch eine Nutzfläche von etwa 1,8 globalen Hektar (gha). Seit den siebziger Jahren aber überschreitet die Menschheit die jährliche Biokapazität der Erde deutlich und braucht durchschnittlich 2,7 gha pro Kopf. Der ökologische Fußabdruck ist damit 1,5-mal so groß, wie er bei einem naturgemäßen Verbrauch sein dürfte. (...)

Der Wohlstand in den Ländern mit hohem Einkommen werde mit dem biologischen Reichtum unter anderem der Tropen erkauft.

Auf besonders großem Fuß leben die Vereinigten Arabischen Emirate mit über 10 gha pro Kopf, gefolgt von Dänemark, Belgien und den USA. Deutschland liegt mit etwa 5 gha im Mittelfeld. Osttimor, Bangladesch und Afghanistan bilden mit rund 0,5 gha die Schlusslichter. Umgelegt auf den Planeten, konsumiert der Mensch bereits die Biokapazität von 1,5 Planeten jährlich. Setzt sich der Trend fort, bräuchte der Mensch im Jahr 2030 laut WWF zwei Planeten. Dabei leben die Industriestaaten auf Kosten der Entwicklungs- und Schwellenländer.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,722972,00.html

riara  16.10.2010, 14:06

Dazu passt das Bestreben arabischer Länder mehr und mehr landwirtschaftliche Flächen in Afrika aufzukaufen, oder auf 100 Jahre zu pachten...

Auch amerikanische Firmen wie Dominium bauen landwirtschaftliche Luxusprodukte für den Weltmarkt in Afrika an. Dabei benutzen sie extensive Methoden und beschäftigen kaum lokale Kräfte. Der Preis zudem sie das Land pachten, liegt oft weit unter dem, was ein einfacher afrikanischer Bauer in einem Jahr erwirtschaftet...unverständlich, oder?

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Das hat viele Gründe. Die Trockenheit in der Sahelzone etwa. Die Landflucht der Menschen, das Wachstum der Anzahl der Menschen. Kriege und schlechte Regierungen, Korruption und Vetternwirtschaft. Die Gründe bei der Ausbeutung durch die Europäer zu suchen ist Agitation und stimmt nicht. Das ist lange, lange passé

naja, es sind ja nicht die naturstämme in afrika, die hungern, es sind die leute in den slums in den vororten der großstädte, wie gesagt es ist einfach kein geld, der staat kümmert sich um nichts und so gibt es auch viele leute die andere ausrauben und es geht doch alles in die industrieländer.