Was ist die Wiedererlangungs-Übersetzung des neuen Testaments?

3 Antworten

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Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze bei Bibelübersetzungen.

Die eine erachtet den ursprünglichen Wortlaut in den Originalsprachen als so wertvoll, dass der Übersetzer wenig daran verändern soll, sondern möglichst Wort für Wort in die jeweils andere Sprache überträgt und dabei auch die grammatikalische Konstruktion, den Satzbau usw. nachbildet. Solche Übersetzungen sind schwer flüssig zu lesen und stellen hohe Ansprüche an den Leser, der sich mit der Bedeutung der übersetzten Begriffe im ursprünglichen Kontext erst vertraut machen muss. Dabei muss beachtet werden, dass auch solch eine lexikalische Übertragung die jeweilige Interpretation des Übersetzers enthält, da sich die Bedeutungsinhalte der Begriffe und Wendungen in verschiedenen Sprachen nie völlig deckt.

Die Wiedererlangungsversion ist einen extreme Variante einer solchen Übersetzungsmethode. Eine in Deutschland bekanntere Übersetzung ist die Elberfelder Bibel. Lexikalische Übersetzungen sind besonders bei sehr bibelttreuen Gruppierungen beliebt.

Der andere Übersetzungsansatz versucht, den Bedeutungsinhalt des Originatextes in einer zeitgemäß sinnentsprechenden und leichter eingängigen Weise wiederzugeben. Dabei fließen Spachstil und Interpretation des Übersetzers wesentlich deutlicher ein als bei der lexikalischen Übersetzungsform, so dass sich diese Übersetzungen leicht der Kritik der Verfälschung oder Verflachung ausgesetzt sehen.

Beispiele für freiere Übersetzungen sind die Gute-Nachricht-Bibel und - noch freier, fast schon eine Nacherzählung - die Version "Hoffnung für Alle". Auch die im Jugendslang gehaltene "Volxbibel" gehört in diese Kategorie. Die Intention der Herausgeber ist, das Wort Gottes bei einer möglichst großen Bevölkerungsschicht bekannt zu machen, ohne zu große sprachliche Hürden aufzubauen.

Die Lutherbibel, die Züricher Bibel und die Einheitsübersetzung gehen einen Mittelweg. Bei den Neuausgaben der Einheitsübersetzung und der Lutherbibel hat man sich wieder mehr dem Urtext angenähert. Alle drei halte ich für zuverlässige Ausgaben, die ich einem normalen Bibelleser empfehlen würde.



Archimedeshiwi 
Fragesteller
 15.10.2017, 10:05

Das ist interessant. Die Gruppe machte auf mich den Eindruck, den Glauben sehr streng zu nehmen. Darum gings mir auch mit der Frage, durch die bevorzugte Übersetzung eine Tendenz erahnen zu können.

Danke für deine ausführliche Antwort.

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666Phoenix  15.10.2017, 10:31

Jede Übersetzung (aller fremdsprachiger Werke) wird auch durch das individuelle Wollen, die Bildung, die Lebenserfahrung usw. des Übersetzers geprägt.

Jede Bibelübersetzung ist also auch von den Intentionen des Übersetzers beeinflusst!

Eine objektive, komplett und 100%-ig den Ursinn eines Werkes erfassende Übersetzung in eine  andere Sprache gibt es nicht - bei keiner Übersetzung. Sie kommt dem Urtext immer nur auf die eine oder andere Weise mehr oder weniger nahe!

Bei der Bibel sollte es ja möglich sein, dass ihr Gott allen Verfassern und Übersetzern mal eine einheitliche Lesart eingeben könnte!

Hat er das getan?

Pustekuchen! 

Deswegen die ewigen, abartigen Streitereien zwischen den jeweiligen Deutern und Exegeten!

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Das ist die Übersetzung, die von Living Stream Ministry verbreitet wird.

In ihr wird versucht,ein griechisches Wort durch ein entsprechendes deutsches zu übersetzen. Diese Methode ist aber zum Scheitern verurteilt, da es in Sprachen immer Zweideutigkeiten in der Wortbedeutung gibt, die Kontextgemäß ander übersetzt werden können und auch müssen.

Aber sie halten sich teilweise gar nicht an den Urtext, wenn er ihrer Meinung widerspricht. Damit wird sie zu einer Sektenüberzetzung ähnlich wie die NWÜ der Zeugen Jehovas.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und 20 Jahre Gemeindeerfahrung