Was ist der Zusammenhang zwischen Glück und Moral?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

selbsterkenntnis,-erfahrung und die umsetzung davon in die äußere realität

daraus ergibt sich die eigene moral.

doch muss auch noch auf gesellschaftliche moralvorstellung rücksicht genommen werden.

die freiräume bestimmst du anhand des ersten satzes (siehe oben!)

coeleste  20.05.2011, 21:44

dank fürs sternchen

0

Dazu gibt es verschiedene Ansichten, die viel Raum und Inspiration für eigenes Nachdenken bieten. Z. B.:

- Glück besteht im / entspringt direkt aus dem moralischen Handeln (m. W. die Position der Stoa, aber in dem Feld bin ich kein Experte).

- Glück besteht nicht in moralischem Handeln, aber wer moralisch handelt, ist auf lange Sicht glücklicher (wird z. B. in der christlichen Lehre von Himmel und Hölle vertreten).

- Moralisches Handeln und Glück sind voneinander unabhängig.

- Unmoralisches Handeln macht glücklich.

- Handeln ist in dem Maße moralisch, in dem es Glück fördert (Utilitarismus)

- Handeln ist unabhängig von seinen Auswirkungen auf das Glück anderer Menschen oder der eigenen Person moralisch oder unmoralisch (Deontologie).

Ist das dann schon der Utilitarismus?

 

Was ist Glück? Ich definiere den Begriff einmal mit „Gelingen eines Lebensentwurfs“. Hier wird ein Pessimist (Schopenhauer) keinen Zusammenhang zwischen Glück und moralischer Einstellung herstellen. Die Zufälle des Lebens nehmen keine Rücksicht auf eine individuelle Haltung. Eher gilt schon der Satz: „Der Tüchtige hat Glück“, egal, ob er moralisch oder unmoralisch handelt. Wer allerdings an eine moralische Weltordnung glaubt, wird auch an eine Beziehung zwischen Moral und individuellem Schicksal (Glück oder Unglück) glauben. Er wird selbst im politischen Bereich diese Beziehung bejahen. Ein Beispiel aus „Paul Schmidt, Statist auf diplomatischer Bühne“, S. 597 ff: „Ich gewann während dieser Zeit (des politischen Geschehens, das er als Dolmetscher begleitete) die Überzeugung, dass im Leben der Völker gewisse Gesetze walten, die über den Willen der Mächtigen hinweg das Geschehen bestimmen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die moralischen Gesetze, wie sie wohl jedem einzelnen meiner Generation von Eltern und Lehrern überliefert worden sind: Die Achtung vor dem Einzelmenschen, seinem Leben, Denken und Eigentum und die sich daraus ableitende Respektierung der natürlichen Rechte der Völker auf Selbstbestimmung, auf einen Lebensstandard, der zu dem der Nachbarn und zu ihren eigenen Leistungen in angemessenem Verhältnis steht, und auf soziale und politische Gerechtigkeit. Ich habe bei meiner Tätigkeit erlebt, dass ein Abweichen von diesen Grundsätzen Staatsmänner und Völker schließlich zur Katastrophe geführt hat, wie täuschend auch manchmal gewisse Anfangserfolge über kürzere oder längere Zeiträume gewesen sein mögen.......“

Diese Auffassung Schmidts (über das Walten eines moralischen Gesetzes) kann eigentlich nicht stimmen, denn Stalin hätte dann ja das gleiche Schicksal erfahren müssen wie ein gewisser A.H.. Die angeblich waltende „moralische Instanz“ hat aber nur den Großkriminellen H... und mit ihm sein Reich in den Abgrund gestürzt, den „Mega - Verbrecher“ Stalin hingegen ließ sie nicht nur als Sieger des 2. Weltkrieges triumphieren, sondern hatte sogar nichts dagegen, dass Stalin sein Reich zur Supermacht ausbaute.

Nimmt man dagegen an, dass der „Weltgeist“ (im Hegelschen Sinne) nicht in erster Linie als moralische Instanz waltet, sondern als „Weltvernunft“ und dass er vor allem Verstöße gegen die Hauptprinzipien der Vernunft ahndet, dann wird das unterschiedliche Schicksal der beiden Gewaltherrscher klarer: Stalin handelte zwar auch extrem unmoralisch, aber nicht „unvernünftig“ (jedenfalls in den entscheidenden Phasen des Krieges), und gerade das scheint ihm die „Weltvernunft“ zugute gehalten zu haben (immer vorausgesetzt, dass man in der Geschichte nicht das Walten der Chaosmächte erblickt!). Dabei scheint es sie zunächst nicht zu interessieren, ob ein Gewaltherrscher unmoralisch oder sogar verbrecherisch handelt. Schließlich wissen wir seit Machiavelli, dass sich ein Herrscher, dessen Land von Staaten umgeben ist, in denen gerissene und unmoralisch handelnde Staatslenker „Politik machen“, mit moralischen Mitteln nicht behaupten kann (auch im privaten Bereich kann ein Mensch sich mit der  reinen Moral, mit Güte nicht behaupten; hinzukommen muss die Vernunft, die ihn zur Durchsetzung seiner Interessen zwingt, oft auf Kosten anderer, Schwächerer!). Allerdings strebt die „Weltvernunft“ letzten Endes auch nach einer ethischen Weltordnung („Das Gute, die Vernunft in ihrer konkretesten Vorstellung ist Gott“, sagt Hegel (’Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte’, S. 25/53). Als Befürworter der sog. „Institutionenethik“ genügt es Hegel, wenn der Mensch freiheitliche und moralische Institutionen schafft und sich diesen unterwirft. Er ist insoweit moralisch gut und auch frei. Ob er in seinem Herzen ein guter Mensch ist, ist für ihn zweitrangig.

Man kann, wenn man sich den weiteren Verlauf der Geschichte nach 1945 ansieht, beobachten, dass schon früh der Keim für den Untergang der Sowjetmacht gelegt wurde. Das stalinistische Imperium ist schließlich -  allerdings mit 45-jähriger Verspätung  -  an innerer Entkräftung zugrunde ging. Russland wurde dann  -  jedenfalls vorübergehend  -  demokratisiert (Putin scheint aber diese demokratischen Errungenschaften allmählich wieder rückgängig zu machen).
Haldor  03.04.2011, 18:40

mussnatüröichmuss

0
Haldor  03.04.2011, 18:42

muss in der drittletzten Zeile natürlich heißen: "zugrunde gegangen"!

0
Haldor  03.04.2011, 18:45

muss in der drittletzten Zeile natürlich heißen: "

0