was ist der unterschied zwichen rechtsradikal und linksradikal?

12 Antworten

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Man spricht heute von links- bzw rechtsextremistisch. Der Zusatz -radikal entstammt der frühen Aufklärung. Es leitet sich ab aus dem lateinischen radix, die Wurzel, und mit "Radikale" bezeichnen sich diejenigen selbst, die meinen, man müsste das Übel mit der Wurzel herausreißen. Wenn Du Dich also selbst nicht als Links- oder Rechtsextremisten verstehst solltest Du vielleicht von dieser Vokabel Abstand nehmen. Die Zuteilung von links und rechts sind politikwissenschaftlich keine Kategorien, doch haben sie natürlich einen historischen Ursprung. Dieser ist zu finden in der der Assemblée Nationale, der Französischen Nationalversammlung. Dort saßen vom Parlamentspräsidenten aus betrachtet die Adeligen und die Monarchisten, also die Konservativen auf der rechten Seite in der Mitte fanden sich die Bürgerlichen und auf der linken Seite die Revolutionäre, die einen völligen Umsturz zugunsten des verarmten Dritten Standes wollten (der dritte Stand waren aber nicht die ganz Armen, diese gehörten nicht einmal einem Stand an).


Gemeinhin dient auch heute noch diese grobe Zuschreibung einer Kategorisierung. Als links -oder rechtsextremistisch werden Parteien, Bewegungen oder Personen eingestuft, wenn sich ihr Reden und Handeln gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, also das Grundgesetz richtet. (Ich beschränke mich mit den Ausführungen mal auf Deutschland.) Jeder, der also die Verfassung über den Haufen werfen will, wird als extremistisch eingestuft.


Zu den typischen Charakteristika der Rechten gehört ein "Wir-Die-Dogma". Dabei ist egal, wer "wir" und "die" sind, aber "wir" sind die Guten, und "die" sind die Bösen und nehmen "uns" alles weg und sind gemein und böse. Und deswegen müssen "wir uns" endlich gegen "die" wehren. (Verzeih', ich kann nicht anders als das zu persiflieren...) Des Weiteren gehört ein Führerkult dazu, die strenge, hierarchische Ordnung, das Gehorsamkeits-Prinzip, Ablehnung der Meinungsfreiheit und -vielfalt, der Demokratie, eigentlich aller Grundrechte. Getarnt wird das ganze mit einem Anstrich des angeblich Sozialen, bisweilen Sozialistischen. Das ist eine reine Lüge. So wie es auch im Nationalsozialismus z.B. niemals Vollbeschäftigung gab und die Wohltaten des "Sozialstaates" mit dem Preis des Weltkrieges bezahlt wurden. Also, wer die schönen sozialen Errungenschaften dieser Zeit wiederhaben möchte, kann sich schonmal an die Front begeben. Sonst wäre das alles nicht bezahlbar gewesen. Der Nazi-Staat ist nämlich immer nur knapp an der Staatspleite vorbeigeschlittert.


Auf der "linken" Seite des Spektrums finden sich vor allem Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten wieder. Also auch solche, deren politische Überzeugung nicht in Einklang mit dem Grundgesetz steht. Die Partei "Die Linke" hat erst kürzlich dem Staatsstreich abgeschworen. Auch die SPD musste das tun, so hat sie 1890 verkündet, sie sei eine revolutionäre, aber keine Revolutionen machenden Partei. Die Ziele der Anarchisten, also eine Abschaffung jeglicher Herrschaft wurden bisher noch nirgendwo in die Tat umgesetzt, sie sind aber von ihrer Struktur her natürlich gegen jede staatliche Ordnung und fallen somit unter den Extremismusvorwurf. Die Kommunisten haben einige Chancen erhalten ihre hehren Zielen umzusetzen. Sie möchten die kapitalistische Ordnung aus den Angeln heben um den Staat und die Produktionsmittel in die Hände der arbeitenden Bevölkerung zu geben, damit diese, und nicht die Kapitalisten, von ihrer Hände Arbeit profitieren kann. Nur jetzt ergibt sich ein Problem: irgendjemand muss für diese Bevölkerung als Verwalter auftreten. Und dieser Verwalter, meist eine sozialistische oder kommunistische Partei hat sich in allen Fällen als schlechter Treuhänder erwiesen. Die angestrebten Ziele von Menschenrechten, Recht auf Arbeit und Freiheit von Ausbeutung sind in keinem einzigen kommunistischen oder sozialistischen Experiment jemals auch nur annähernd verwirklicht worden.

LiloB  03.08.2010, 17:24

Wunderbar sachliche Antwort! Danke dafür und einen dicken Daumen - möge er zum Stern werden!!

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tonikal  09.08.2010, 20:03

Die historische erklärung ist so nicht richtig. Im parlament der Französischen Revolution gab es die einteilung rechts/links noch nicht. Die radikalen saßen dort oben, auf den rängen (deshalb montagnards = bergpartei genannt), die gemäßigten und konservativen saßen unten (deshalb plaine = ebene genannt). Die sitzordnung mit rechts und links kam erst 1830 auf.

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Nietzsche81  10.08.2010, 17:18
@tonikal

Soweit ich mich erinnere saß oben der so genannte "vierte Stand", also die wirklich radikalen. Der Dritte Stand saß links, natürlich waren die im Vergleich zu den Montagnards gemäßigt. Aber es ist durchaus möglich, dass diese Bezeichnung erst später geläufig wurde, als Parlamente geläufiger wurden. Aber ich bin mir nicht zu 100% sicher. Es ist auch denkbar, dass das erst in 1830 aufkam, es bezieht sich aber ohne Zweifel auf die Französische Nationalversammlung und die dort herrschende Sitzordnung.

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Rechte glauben ihre persönliche Situation zu verbessern wenn sie mit niemanden Teilen müssen außer mit dem deutschen Volk, in dem sie sich aufgehoben und auch abhängig fühlen.

Linke glauben ihre persönliche Situation zu verbessern, wenn alle abgeben, vorzugsweise an sie selber. Dabei ist es ihnen egal wer abgeben muss, ob Deutsche oder Ausländer. Es geht immer gegen denjenigen der mehr hat und kann. Sie sind zufrieden wenn alle gleich sind.

Mein Versuch das auf individuelle Ebene zurückzuführen.

Mal abgesehn davon, dass ich diese Unterscheidung "links" - "rechts" genrell für dämlich/nutzlos erachte, ist sie auch schwer zu definieren.

Da sich die politischen Positionen im Laufe der letzten 150 Jahre teils total verkehrt haben, fällt eine rein politische Definition aus. Die Unterscheidung "links" - "rechts" ist, so hat es Sebastian Haffner einmal versucht, am ehesten populär-philosophisch zu unterscheiden:

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"Der linke Glaubensartikel lautet: Der Mensch ist gut. Rechts ist, wer statt dessen an die Erbsünde glaubt - oder sagen wir: an die Menschliche Unvollkommenheit. Links ist von Veränderung eher Verbesserung zu erwarten , rechts: eher Verschlechterung. Links ist der Fortschritt, von rechts tönt es: Das alte ist das Wahre, halt es fest!"

[Sebastian Haffner; Historische Variationen, S.245 Z.3-8 ISBN 3-421-05503-3]

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Dem kann man im allgemeinen Zustimmen nur hat heutzutage das Problem das mit den Grünen (Zivilisationspessimismus, Fortschrittsangst, "Zurück zur Natur" etc.) in Einklang zu bringen.

Der Zusatz "-radikal" soll hingegen nur unterstreichen, dass die propagierten Positionen besonders energisch, unter Umständen auch mit Gewalt, durchgesetzt werden sollen.

hndrk  02.08.2010, 14:18

"Links ist der Fortschritt" Das halte ich für ein Gerücht...

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FR1848  02.08.2010, 14:33
@hndrk

Wie du (oder auch ich) das jetzt persönlich politisch bewertest ist irrelevant. Wobei dein Einwand natürlich die Position Haffner´s, die auch ich teile, dahingehend bestärkt, dass es am Ende immer auf eine Einzelbewertung hinausläuft und dass das ganze verallgemeinernde Gerede von "links" und "rechts" völlig nutzlos ist.

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Der linksradikalismus und der rechtradikalismus unterscheiden sich nur in sehr wenigen Punkten obwohl ausübet dieser Ideen dies nicht gerne hören beide Gruppen werden meistens von einerr intilligenten Gruppe gefürt die den dümmeren großteil der Bewegung diktieren und leiten . Beide politische Richtungen verfolgen undemokatische und extreme politische Ziele die meistens in einer Diktatur enden ob wohl der linksextremismus meist seine Herrschaft als Volksherrschaft darstellt und diese nach außen hin so zeigt nach innen hin aber eine diktatorische extreme Regierung ist !!! Der rechtradikalismus wird meist von sehr intilligenten Menschen geführt die wissen wie sie ein Volk in schwierigen Situationen ( Bsp. : Finanzkriese) ausnutzen und auf ihre Seite bringen können. Der Linksradikalismus wird meist am Anfang gar nicht als diktatur gewollt sondern endet nur darin !!!

Links- und Rechtsradikale sind 2 Extreme, die ihre politischen Ziele am liebsten mit anderen Mitteln durchsetzen wollen, weil ihnen die geistigen Mittel fehlen! Aus solchem Material werden zumeist Diktatoren geboren! Beide Kategorien unterscheiden sich nur in der Ausrichtung ihrer politischen Ziele. Die Linken streben eine Diktatur des Proletariats an, wobei die Führungskaste ausschließlich das Proletariat manipuliert bzw. diktiert, die Rechten streben einen Nationalismus an, in dem das Volk ebenso von einer Führungsklique manipuliert bzw. diktiert wird! Anmerkung: Auch in unserer Demokrtie wird die Masse des Volkes von deren gewählten Vertretern manipuliert und da ca. 90% der Volksmasse kein poltisches Bewußtsein hat, besteht früher oder später auch hier die Gefahr einer Hinwendung zur Diktatur! Viele Beispiele liefert die Geschichte!

LiloB  03.08.2010, 17:23

woher nimmst Du diese Zahl 90% unserer Bevölkerung..... ? Zwar stimme ich Dir zu, daß in jedem Land die Gefahr besteht, daß Populisten den Menschen Sand in die Augen streuen.Und das mit Erfolg. Das könnte/würde dann die Gefahr einer Diktatur wahrscheinlich machen. Mit den 90 Prozent bin ich aber absolut nicht einverstanden.!!

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Gabi40  03.08.2010, 20:15
@LiloB

Vielen Dank für Deine Rückfrage liebe LiloB! Die 90% sind als Richtwert zu verstehen, der allerdings je nach Qualität der allgemeinen Bewußtseinsbildung unserer Gesellschaft, gewisse Schwankungen im +/- Bereich aufweist! Mir persönlich wäre es zwar auch lieber, wenn der Richtwert eher gegenn 80% liegen würde, aber bei unserem uneinheitlichen, chaotischen Bildungssystem mit Länderhoheit, sieht es eher noch düsterer aus! Ob absolut einverstanden oder nicht, dieser statistische Wert scheint einer Gesetzmäßigkeit zu entsprechen, der mir im Leben sehr oft begegnete und der zuletzt vor allem der Politik, dem Banken- und Versicherungswesen sowie unserer Volkswirtschaft im weitesten Sinne, die Masse unserer Bevölkerung berechenbarer macht!

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tonikal  09.08.2010, 20:22

Wenn es so leicht wäre, uns alle zu manipulieren, dann hätten die Grünen es niemals geschafft, die themen umweltschutz und alternative energien ins parlament reinzukriegen, und die Linken hätten es niemals geschafft, den widerstand gegen sozialabbau ins parlament reinzukriegen. Es ist schon ein gewaltiger unterschied, ob solche strömungen sich frei bewegen können und ihre vertreter ins parlament gewählt werden, oder ob sie gewaltsam unterdrückt werden und ihre vertreter im gefängnis landen, ermordet oder aus dem land gejagt werden.

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Gabi40  09.08.2010, 22:38
@tonikal

Alles richtig was Du sagst tonikal, aber es ändert sich dennoch nichts an der rauhen Wirklichkeit, daß die Volksmasse manipuliert wird! Heute manipulieren auch die etablierten Grünen mit und die Linken haben sich auf dieses Handwerk in der damaligen SED ohnehin meisterlich verstanden!

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