Was haltet ihr vom Reiten mit Stangengebiß?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

kommt drauf an.

bei einem sensiblen pferd kann eine gebogene stange mit kleiner oder ohne zungenfreiheit ein wahrer segen sein.

solange es sich dabei um eine TRENSE handelt, halte ich das, so es dem pferd gut ins maul passt, für sehr pferdefreundlich.

allerdings rächt sich sofort, wenn der reiter eine "schlechte" oder harte hand hat oder versucht zu riegeln. da hängt nämlich die stange gerne mal einseitig neben der schnute. handfehler lassen sich nicht kaschieren.

die stange wirkt direkter und eindeutiger auf lade und lippen. wenn auf einer seite eingewirkt wird, wird auf der andern seite entlastet

ob die stange gerade oder wie weit sie gebogen ist, hängt von der anatomie des pferdemauls ab.

je grösser die zungenfreiheit ist, desto schärfer ist das gebiss.

wenn ich die wahl hätte zwischen stange und ergonomischer hippusgelenktrense, würde ich immer letzteres nehmen.

wenn man noch nie mit stange geritten ist, sollte man sich an die verwendung langsam herantasten und vielleicht anfangs auch einen sperrriemen verwenden.

verschnallt wird eine stange so, dass das pferdemaul gerade eben hochgezogen wird, ohne dass sich eine falte bildet. das ist sehr wichtig, weil die stange bei einseitiger belastung extrem schnell an den backenzähnen landet und es nicht mal ein halbes jahr dauert, den zahn mit dem gebiss soweit zurückzuschleifen, dass beim oberen zahn ein spitzer haken entsteht.

wie gesagt - ich mag stangentrensen, weil sie pferdefreundlich sind, wenn die hand, die den zügel führt, stimmt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
pony  22.03.2024, 13:06

ps - ich reite immer mit der ausrüstung, die zum jeweiligen pferd gehört. wir haben im stall keins, das mit stange geritten wird.

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Es kommt natürlich immer auf das Pferd an, ob man mit einer Stange oder einem gebrochenen Gebiss reitet. Aber grundsätzlich egal bei welchem Gebiss, sollte man sich über die Wirkungsweisen bewusst sein.
Ein Stangengebiss sollte eigentlich nur einhändig verwendet werden, da es beim Zügel annehmen auf beide Unterkieferäste und die Zunge gleichzeitig wirkt. Generell liegt ein Stangengebiss ruhiger, weil es durch die Stange natürlich weniger Eigenbewegung im Maul gibt.

Von der Einwirkung her ist das einfach gebrochene Gebiss, dass (theoretisch) einfachste und angenehmste für das Pferd. Schließlich wirkt es durch die beiden Gebissteile unabhängiger voneinander beim annehmenden Zügel. Der hochdiskutierte Nussknacker- Effekt ist schon lange wissenschaftlich widerlegt, dafür müsste man entweder auf das Gebiss nach unten einwirken oder die beiden Gebissteile zusammenschieben.

Ein doppelt gebrochenes Gebiss wirkt auch auf die Zunge und kann bei dauerhaftem Zügelzug zu einer blauen Zunge führen, was dann natürlich zu Schmerzen beim Pferd führt.

Wer dazu noch mehr Lesen (oder Hören) möchte, dem kann ich den Podcast von Ilka Stehn (PferdeverStehn) oder ihre Instagram Seite oder Webseite empfehlen :)



Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – gebt den Pferden eine Stimme

Das kommt auf Reiter und Pferd an.

Meiner hasst zB die klassiche, doppelt Gebrochene, damit kommt der Null klar. Die in meinen Augen "schlechteren" Gebisse dagegen liebt er und nimmt er viel besser an.

Jedes Gebiss ist so scharf wie die Hände die es führen.

Vor allem muss es PASSEN! Und der Reiter sollte auch darauf achten, welches Feedback er vom Pferd bekommt. Pferde haben da nämlich auch ihre Vorlieben.

Für die einen kann es gar nicht genug Einzelglieder geben, die andren haben lieber eine durchgängige Stange. Dicker, Dünner, Metall, Gummi, Kunststoff... Es bleibt einem nix übrig außer ausprobieren! Und Vorlieben und Anforderungen bleiben auch nicht ein Pferdeleben lang gleich.

Urlewas 
Fragesteller
 22.03.2024, 08:37

Das ist sehr allgemein, aber danke.

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Hallo!

Für mich kommt das auf Alter, Ausbildungsstand und Zweck, aber auch auf das Individuum Pferd drauf an.

Die "üblichen" gebrochenen Gebisse bevorzuge ich, weil ich das gefühl habe, dass diese die Kautätigkeit weniger stören. Dabei ist es aber auch so, dass bei unerfahreneren Reitern ein Stangengebiss mega schlechte Sachen hervorrufen kann, durch die komplett andere Übertragung der Zügelhilfen auf die andere Hand. Das ist für mich ein NoGo, Anfänger mit Stangengebiss. Ich bevorzuge insgesamt die gebrochenen Gebisse, ob einfach, doppelt oder diese moderne Art, kommt bei mir aufs Pferd und seine Reaktion+ die Anordnung von Physio und Osteo an. Dabei ist bei einem Pferd im Training eine Schenkeltrense in Benutzung, er läuft damit sicherer, bei einem anderen eine ganz normale Wassertrense, doppelt gebrochen.

Ein Pferd, was A Dressur geht und auf L vorbeireitet wird, trägt dann aber häufig Stangengebiss, da ich die neuen Anforderungen durch die bessere Begrenzung nach außen zur inneren Hand gerne nutze, um die entsprechenden neuen Lektionen zu üben.

Insgesamt bevorzuge ich aber die gebrochenen Gebisse!

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterfahrung seit 10 Jahren & Pflegeponys
Urlewas 
Fragesteller
 22.03.2024, 20:04

Sehr interessant - kannst du bitte den vorletzten Megasatz noch mal näher erläutern? Hört ich irgendwie schlau an, aber ich krieg so viel Info aus dem verschachtelten Satz nicht so recht zweifelsfrei sortiert. Nicht böse gemeint, es interessiert mich wirklich, kapiere aber ein der Kürze nicht ganz, was du da schreibst . 🤓

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Hanniball49  22.03.2024, 21:25
@Urlewas

Alles gut, war so ein bisschen doof geschrieben.

Also ich meinte einfach, dass wenn ich ein Pferd reite, das (als Beispiel) auf L Lektionen vorbeireitet werden soll, so dass es bald L gehen kann, bevorzuge ich Stangengebisse. Also einfach wenn (deutlich) schwierigere Lektionen erarbeitet werden. Damit bezwecke ich, dass die Zügelführung von der linken Hand deutlich stärker auf der rechten Hand (Bei Bedarf) ankommen kann und dort auch als erklärende Unterstützung dienen kann. Zum Beispiel bei einem Schulterherein kann das Geraderichten wirken, da viele Pferde in stärker Biegung und Stellung da rein gehen, was am Anfang sicher nicht schlimm ist, am Ende aber auf das Minimum reduziert werden sollte. So auch beim zB Außengalopp

Ist es verstänlicher? Es geht einfach um die Zügelsignale, die dann übergreifend von links nach rechts und andersrum über die Stange wirken müssen. (Natürlich darf man nicht ziehen oder so starke Hilfen geben, dass das Gebiss drückt, zieht, gegen Zähne schlägt usw, aber ich denke du weißt das schon länger als ich lebe😂)

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Urlewas 
Fragesteller
 22.03.2024, 22:22
@Hanniball49

Du meinst also, das Ding dient der „Selbstüberlistung“, weil man verstärkt darauf achten muß, keine einseitige Zügelhilfe zu geben, sondern wie gewünscht lediglich „VERMEHRT“ einseitig. Man kann es sich schlicht nicht erlauben, den Gegenzügel zu vernachlässigen. Und in Maßen gleicht das Ding sogar kleineres Ungleichgewicht in der Zügelfühung aus - meinst du das so ?

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Hanniball49  22.03.2024, 22:51
@Urlewas

Nein, eher ihbin mir gerade nicht sicher wie ich es erkläre, vllt mit außen Galopp:

Man fängt ja mit deutlicher Außenstellung an. Und diese möchte man, der Einfachheit halber ja auch anfangs beibehalten und das Pferd schon gar nicht stören. Also hat man beide Zügel gleichmäßig dran, mit Außenstellung. Dann gibt es aber Pferde, die zu weit in Außenstellung rumlatschen. Also hat man mit dem Stangen Gebiss auf beiden Seiten die Möglichkeit, dem Pferd zu erklären wo es hin darf und soll. Dadurch entsteht nicht das dann einseitigere (wenn das ja natürlich fast unmerklich ist, aber es kein eben in den ersten Sprüngen trotzdem unglaublich viel anrichten) Annehmen und Nachgeben. Natürlich sind beide Zügel da, aber zur möglichst wenigen Störung kann man durch kleinste Bewegungen an beiden Zügel auch auf der anderen Seite fast schon kleinste Begrenzungen darzustellen, wenn man in dieser Sekunde keine stärkeren Hilfen geben mag, da man erst in den Anfängen ist.

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Urlewas 
Fragesteller
 22.03.2024, 22:53
@Hanniball49

Kurz und gut: man hat einfach mehr Stabilität.

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Hanniball49  22.03.2024, 23:00
@Urlewas

So kann man das auch sagen😉 ich wollte es nur so erklären, dass es keine Missverständnisse mehr gibt, gut das wir das haben!

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Urlewas 
Fragesteller
 22.03.2024, 23:09
@Hanniball49

Wenn das mit der Kommunikativen immer einfach wäre, gäbe es viel weniger Streit auf der Welt - oft zanken sich ja sogar zwei, weil sie garnicht merken, dass sie eigentlich einer Meinung sind, sich aber ziemlich unterschiedlich auszudrücken pflegen… (jetzt so allgemein..)

Und unterm Strich gehört solch ein Gebiß jedenfalls nicht in die Hände von Leuten, die dem Pferd keine gefühlvolle Anlehnung bieten können.

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Hanniball49  22.03.2024, 23:21
@Urlewas

Das stimmt. Kein Gebiss gehört in solche Hände, zumindest nicht ohne fachgerechter Anleitung.

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