Stangengebiss in der Dressur?
Hey pferdefreunde,
Ich würde hiermit gern ne kleine Diskussion verursachen zum Thema gebisse. Natürlich hab ich mich mit dem Thema mehrfach beschäftigt und bin bei meinen Pferden wir nach zufrieden was sie momentan haben. Jetzt bin ich aber letztens auf ein schon etwas älteres Video von einer youtuberin namens blindlyfollowhorses gestoßen in dem eine reiterin der hofreitschule bückeburg meint das das mit dem das doppelt gebrochene ist am sanftedten und so gar nicht stimmt und das eine feste Stange ohne zungenfreiheit für das Pferd am angenehmsten ist und das dies auch sehr geeignet für die dressur ist und Thema stellung und biegung damit auch kein Problem sind was ich persönlich immer dachte. Jetzt würde ich gerne hören was ihr dazu sagt, da ich keine vergleichbare meinung weder im internet nocv aus dem persönlichen Umfeld kenne. Natürlich kommts immer voll aufs Pferd an aber trotzdem kann man denke ich allgemein sagen was die vor und Nachteile von den verschiedenen Arten sind.
Lg
3 Antworten
Beides hat seine Wirkung und beides nimmt man für jeweils das, woran man arbeitet, egal, ob das Pferd oder der Reiter oder beide gleichzeitig sich hier weiter entwickeln sollen.
Gebrochene Gebisse führt man beidhändig, denn die wenn man gleichzeitig annimmt, bekommt das Pferd viel Druck auf die Lade und das Gebiss stellt sich im Maul auf. Will man einhändig reiten, beispielsweise bei einem Standartenträger oder für die Aufgaben der Working Equitation hat ein gebrochenes Gebiss nichts im Pferdemaul zu suchen. Wer sagt, doppelt gebrochen sei sanft? Sanft kann nur die führende Reiterhand sein, indem sie das tut, was sie soll und nichts unverständliches und wenn das Pferd reagiert auch wieder nachgibt, auch, damit das Pferd weiß, aha, das war jetzt richtig, was ich gemacht habe, wenn ich auf diese Einwirkung hin wieder dies mache, dann ist das gut. Aber Fakt ist, dass doppelt gebrochene Gebisse deutlich knackiger einwirken, der Reiter also noch besser dosieren können muss. Kraftmessungen im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit haben das längst belegt. Dadurch, dass man bei den gebrochenen Gebissen also an einem Zügel einwirkt und den anderen nur stehen lässt, um das Gebiss nicht seitlich im Maul zu verschieben und - vor allem, wird ja gerne auch vergessen -, um dem Pferd eine Begrenzung der Schulter anzubieten, kann man hier auf die Biegung in der Längsachse des Pferdes und die Stellung im Genick einwirken. Damit ist nicht gemeint, dass ich den stellenden Zügel irgendwie zu mir nehmen und nicht mehr los lasse, sondern das ist die sogenannte Ringfingerparade, bei der von der neutral weich geschlossenen Zügelfaust aus der Ringfinger einmal knetet. Vielleicht auch ein zweites Mal, wenn die Hilfe nicht durch kam. Aber ich muss eben hier nicht an der "Außenhand" "mitkneten", sondern kann diese neutral stehen lassen. Wie will man das mit einer Stange machen?
Stangen verkanten sich im Maul, wenn man nicht mit beiden Zügeln immer parallel einwirkt. Wenn man denkt, man produziert damit Stellung, dann ist es ein Ausweichen des Pferdes, ein sich zurück holen wollen, dass die Stange endlich wieder gerade liegt. Das ist aber nicht die Stellung mit der Dehnung der Außenseite, die wir haben wollen, sondern eher so ein "nachschnappen". Schade, wenn Reiter das verwechseln, aber unfehlbar sind wir ja alle nicht. Deshalb führt man Stangen am besten in einer Hand. Beim Reiten auf Kandare deshalb auch die 3:1 Zügelführung, bei der man in der einen Hand beide Kandarenzügel und den einen Trensenzügel hat und in der anderen den zweiten Trensenzügel. Einwirken kann man hier sehr fein dosiert, was die Aufrichtung angeht. Die Stange nimmt es einem aber nicht ab, die Hilfen in ihrem Zusammenspiel aus Gewicht, Schenkel und Sitz so zu dosieren, dass man keine falsche relative Aufrichtung erzeugt, wo nur der Hals relativ zum Pferderumpf höher kommt, sondern die korrekte Aufrichtung, die dadurch hervorgerufen wird, dass die Hankenbeugung verstärkt wird und somit die Kruppe tiefer kommt und die Nase sich etwas hebt aus der gedehnten Oberlinie heraus, die immer die Voraussetzung ist für gesundes Tragen. Deshalb hat man auch erst die "Kandarenreife", wenn man diese gedehnte Oberlinie immer zu erhalten fähig ist, denn sonst ist man zu schnell dabei, mit einem Hauch von Zügelhilfe, den Pferderücken zu kurz zu machen.
Manchmal sind solche Aussagen, wie Du mitbekommen hast, auch einfach aus dem Zusammenhang gerissen. Wer weiß, ob nicht in aller Ausführlichkeit auch mal dargelegt wurde, dass ein gut gymnastiziertes Pferd eben Stellung und Biegung unter dem Reiter so intus hat, dass Schenkel und Gewicht dafür reichen, grade wenn der Reiter eben genauso fit ist in der Beziehung. Dann kann ich auf die stellende und biegende Zügelhilfe verzichten und tatsächlich auf blanke Kandare reiten. Manche meinen auch, sie könnten das immer. Meist sieht man dann am verdrehten Rumpf, dass sie es eben doch nicht können.
Die Stange ist wirklich weicher, aber ich finde mit einer Trense kann man bessere Hilfen geben.
Kommt auch auf die Lektionen an die man reitet, also eine Piaffe kann man auch auf ner Wasser Trense reiten, aber man muss es vorher auf Kandare gut können.
Eine Stange ohne Zungenfreiheit und ohne Anzüge ist in der Tat ein sehr mildes Gebiss. Aber meines Erachtens für die Dressur nicht gut geeignet. Man kann mit einer gebrochenen Trense - wenn man es kann - sehr viel präzisere HIlfen geben als mit einer Stange, da man die rechte und linke Hand unabhängig wirken lassen kann. Für mich ist die ungebrochene Stange eher ein Ausreitgebiss.
Allerdings stimmt es wohl, dass doppelt gebrochene Gebisse gar nicht so mild sind, wie man es ihnen nachgesagt hatte. Einfach gebrochene Gebisse sollen sogar milder sein.
Hofreitschule Bückeburg... na ja. Ich halte von denen nichts, da die Reiter dort Gegner der Dehnungshaltung sind, da sie die Pferde angeblich auf die Vorhand bringe. Die Pferde werden dort sofort in (absoluter) Aufrichtung geritten.
Ich habe vor zwei Jahren bei einem Fest mal einen Reitlehrer (!) dieser Hofreitschule gesehen, der sein Pferd vorführte. Ich fand es gruselig und ich dachte, mich tritt ein Pferd. Das Tier ging Null über den Rücken, hatte Null Takt, Null Losgelassenheit und die Piaffe war nur ein wildes, spanniges Gezackel. Also von Biomechanik hatte der jedenfalls Null Ahnung. Aber er fand sich sichtlich toll.
Ich dachte eben auch immer das es für die dressur eher ungeeignet ist, weshalb ich es bei meinen auch noch nicht probiert hab. Aber wenn du sagst das die da eh bisschen alternativ sind und Dinge wie vorwärts abwärts schlecht reden dann weiß ich auch nicht wad für die dann ordentliche stellung und biegung bbedeutet...
oh, sag das nicht den Bückeburgern oder den Leuten rund um Frau Sonntag und Manoel Jorge de Oliveira (nicht verwandt mit dem Großen Nuno de Oliveira). Die halten sich nämlich für die Bewahrer der wahren Klassik. N aja...
so ist es. Mir sagte mal ein kritischer RL: "Die Trense ist das beste GEbiss, das es gibt. Aber nur die wenigstens Reiter können sie überhaupt bedienen. Auch die oft nicht, die das von sich behaupten."
Im Grunde gehört die Trense nicht in Anfängerhände. (die Kandare natürlich erst recht nicht, falls das jemand jetzt missverstehen sollte.)