Was habt ihr für ein Gefühl, wenn ihr auf der Bühne steht? (Musiker/Theater/Künstler)

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Das kommt auf die jeweilige Situation an und die kann sehr,sehr unterschiedlich sein. Dann kommt es natürlich in erster Linie darauf an, was Du selbst und in welcher Art und Weise Dein Auftritt geschieht. . Solo, Redner, Musiker, innerhalb eines Ensemble usw. Ich kann nur sagen, dass da jeder Mensch unterschiedlich "gestrickt" ist und sich von "obercool" bis zur völligen fahrigen, nervösen"Socke " gebärden kann. Ich komme nochmal auf das Thema zurück - muss erst mal an die "Fleischtöpfe". Bis danning. !

Es kommt sehr drauf an. Bei Vorträgen oder Anmoderation bin ich anfangs immer wahnsinnig nervös und will eigentlich nicht, wenns dann allerdings gut läuft, gefällt es mir und gibt mir so nen richtigen Kick und ich hab einfach Spaß. Beim Theaterspielen ist es anders... Bevor ich auf die Bühne gehe, bin ich zwar auch nervös, aber während des Spielens gehe ich meistens so in meiner Rolle auf, dass ich eigentlich nicht mehr wirklich ans Publikum denke und es einfach genieße. Und beim Applaus am Schluss bin ich eigentlich meistens ganz glücklich, also sofern ich selbst mit meiner Leistung zufrieden war.

Ich spiele jetzt Klavier und Harfe und habe regelmäßig kleinere Konzerte. Anfangs ist es für mich ziemlich hart auf die Bühne zu gehen. Naja, wenn ich anfange, dann versuche ich immer, zu vergessen, dass Leute mir zuhören. Das funktioniert meißtens ganz gut, wenn ich einen Fehler mache, spiele ich munter weiter.

Das Gefühl, wenn die Menge applaudiert, ist toll. Ich fühle mich immer super, wenn ich weiß, dass es den Leuten gefällt.

Ich leide ganz gräßlich unter Lampenfieber. Vorträge, Präsentationen etc. sind eine Qual für mich - im Vorfeld. Sobald ich die Leute "habe", also eine gute Beziehung zum Publikum erkennbar ist und mir die Leute folgen bei dem, was ich mache, geht es mir ganz gut. Die Nervosität verläßt mich aber nie ganz, ich bin nicht auf natürliche Weise entspannt, wie wenn ich z. B. im Freundeskreis etwas erkläre oder den Kollegen am Arbeitsplatz. Gruß, q.

Fortsetzung von collagen2: Meine persönlichen" Bühnenerfahrungen" begannen in der Schule, etwa 7./8.Klasse mit der Aufführung eines Weihnachtsmärchens "Die falschen Weihnachtszwerge". Unsere damalige lehrerin, eine theaterbegeisterte nette dame hatte die einzelnen Akteure selbst ausgesucht. Meine recht "vorlaute" und hemmungslose Art, war Anlass , mir die Rolle des" giftigeren" der beiden Zwerge zu zuerkennen. Im Mai/Juni 1950 war ich dann einer von 12 Sängerknaben, die das Lied " Berliner Jungs, die sind richtig" gemeinsam mit der Komponistin und Sängerin, Erika Brünning, aus der Taufe hoben. Irrtümlich wird die Uraufführung immer den "Schöneberger Sängerknaben" zugeschrieben. Die wahre Uraufführung geschah aber im damaligen Ostberlin, Zirkus Barlay, in der Friedrichstraße ( Festbau auch im Winter voll nutzbar). Der Zirkus wurde damals vom DDR-Staat unter Treuhandverwaltung gestellt, worauf der gerade enteignete ehm. Besitzer sich in einer Nacht-und Nebelaktion einen großen Teil seiner Tiere dort raus - und über die nahe Sektorengrenze nach Westberlin holte! Die DEFA hat dieses Geschehen entsprechend "eingefärbt" verfilmt und unter dem Titel "Alarm im Zirkus" in die Kinos gebracht. Ja, das waren noch lustige Zeiten damals! Um den Zirkusbetrieb aufrecht erhalten zu können, hat man nunmehr mangels ausreichender Tiervorführungsmöglichkeiten, eine Hälfte der Vorstellung lang ein Reveu-Programm a la Varitee geboten und regelrecht auf die "Schnelle" aus dem Boden gestampft. Die Mitwirkenden überwiegend aus dem Westen! Willi Rose, Trude Lehmann, der legendäre Willi Sommerfeld (weltberühmt als "Stummfilmpianist" geworden) und andere mehr. In der Ostberliner "Berliner Zeitung" stand eine annonce "Suchen Jungs mit Stimme", auf welche mich meine Tante Marie aufmerksam machte. Ich wurde jedenfalls dort vorstellig ( heute sagt man wohl "Casting") dazu - (igittigitt wie wir doch unsere schöne Sprache wegwerfen) und es standen dort etwa 300 Bewerber auf dem Hof. Man diskutierte, was man wohl mit der tollen Gage alles anfangen würde. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass das Programm zwei Monate laufen würde und dafür jeweils 300 Ostmark Brutto Honarar zu erwarten waren. Wir wurden einzeln in den Gang des Zirkusbaus gerufen und sollten a kapella auf Anhieb irgend ein Lied vortragen. Vielen versagte vor Aufregung, Hemmung und was auch immer die Stimme und so ging es wie das sprichwörtliche "Brezelbacken" vonstatten.. Schnell lichtete sich die hoffnungsvoll wartende Menge und ich war etwa der achte Kandidat, der "angenommen" wurde. Wir wurden damals mit einer großkarierten, bunten Bluse und kurzer, schwarzer Hose eingekleidet, wobei wir diese "Kluft" am Ende auch behalten durften! In der damals sehr,sehr mageren Zeit war das schon viel Wert! Ich möchte das damit unterstreichen, dass ich meiner am 15,Mai 1950 erfolgten christlichen Einsegnung nur deshalb zugestimmt hatte, weil sonst die traditionelle Buttercreme-Torte seitens meiner Tante M. ausgeblieben wäre!!! Das größte Einsegnungsgeschenk war ein Paar bereits getragener, aber flacher Mädchenschuhe! Das kann sich heute bestimmt keine "S...." mehr vorstellen!!!. Doch zurück zum "Sängerdebut". Dank meiner Bedenkenlosigkeit, mich wo auch immer zu präsentieren, hatte ich das Glück, relativ früh - wenn auch nur zweieinhalb Monate lang- eine Welt näher kennen zu lernen, die mir sonst sicher verschlossen gewesen wäre. In den Jahren danach, insbesondere nach der "Wende" , hatte ich eine ganze Reihe von Auftritten als "Pianist". Obwohl ich keiner bin! Nun ja, ich spiele schon so um die 60 Lenze lang nach Gehör, so wie ich es wahrnehme und wie es mir persönlich gefällt. Irgend wann klingelte es an unserer Tür und man engagierte mich als "Background-Musiker" , was sich dann fortsetzte. Meinen absoluten "Höhenflug" empfand ich 1992 in einer Hotel-Bar in Toronto/Kanada. Mein erster Ausflug " über den großen Teich" und als Gast meines dort ansässigen Bruders mit einem ihm befreundeten Ehepaar der "Upperclass", in der Bar sitzend, fordete man mich auf, mal was zu spielen Die dort sonst agierende Band hatte wohl ihren freien Tag. Hemmungslos wie ich sein kann, setzte ich mich ( nach ausdrücklicher Zustimmung seitens des Hotel-Managers) an den Flügel und wurde mir plötzlich bewusst, dass ein gut vierzigjähriger Traum (DDR,Mauer!!) gerade in Erfüllung geht. Mein Adrenalinspiegel schoß über jede Messlatte und ich fühlte mich plötzlich wie auf Wolke 27! Entgegen der dort üblichen "Country" oder Rock/Pop-Musike" erlebte man plötzlich eine Art "Renaissance" des legendären "RicksCafe" in Casablanca. Mein Lieblingsgenre," As time goes bye"," Smoke gets in your eyes", " I am in mood to love" usw. kamen derart gut an, dass das Publikum langsam verstummte und mir seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Der richtige Zeitpunkt am richtigen Ort. Irgend wie war ich so etwas wie ein Exot in diesem Moment, etwas bereits "Ausgestorbenes" war plötzlich wieder präsent.