Was fällt euch zu dem Gedicht ein?
Hallo Leute,
habe in einem Theater-Buch folgendes Gedicht gefunden. Habt ihr da interpretationsansätze oder ähnliches? Nehme alles. Mir fällt leider garnichts ein. Ist doch schon ganz anders als die typischen Schulgedichte, die man so kennt. Vielen Dank an alle, die sich Gedanken machen!
Kurt Meiers: Mensch und Raum
Der Mensch steht nicht als Schrank im Raum
und auf der Wiese nicht als Baum.
Auch als Teppich, straff gespannt,
hängt er nirgends an der Wand,
und in keiner Lebensphase
steht er auf dem Tisch als Vase.
Er befindet nirgendwo
sich im Raume einfach so.
Nein, der Mensch bewegt sich fort
zu diesem und zu jenem Ort,
wandert durch der Räume Weite
in die Länge, in die Breite.
Nirgendwo sieht man ihn stehn,
immerzu sieht man ihn gehn,
nach rechts, nach links, nach da, nach hier,
im Alter oft nur bis zur Tür.
Ab einem ganz bestimmten Alter
wird der Mensch zum Raumgestalter.
Er hängt Bilder an die Wand,
spannt von da nach dort ein Band,
stellt die Möbel öfter um,
Sessel um den Tisch herum,
und von Zeit zu Zeit drapiert
er die Fenster, tapeziert
alle Decken, alle Wände,
dass die Farbe Wärme spende.
Als bewegliche Person
gestaltet sie von jeher schon
jeden Raum in ihrem Haus
ideenreich und wohnlich aus.
4 Antworten
hört sich nach Wilhelm Busch an.
Also lautet ein Beschluß:
Daß der Mensch was lernen muß. -
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh';
Nicht allein in Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören.
Zu dem Gedicht fällt mir ein, dass es stilistisch in die Ecke Wilhelm Busch, Heinz Erhard, Fred Endrikat, Eugen Roth, Morgenstern gehört. Für Ringelnatz ist es zu brav.
Außerdem fällt mir ein, dass hier der Mensch als agierendes Subjekt gegen Dinge gestellt wird, die statisch sind, und als nächstes fällt mir ein, was ich über Heraklid bei Precht gelesen habe und dass eigentlich alles in Bewegung ist und sich (in diesem Fall seinen Standort) verändert. "Alles fließt".
Dann fällt mir ein, dass der Mensch eigentlich nur Unruhe in die Welt bringt, die der liebe Gott sinnvollerweise von Anfang an als Friedhof hätte planen können.
Und als letztes fällt mir ein, dass Dein Posting halb so viel Platz eingenommen hätte, wenn Du bei den Zeilenumbrüchen die Umschalttaste gedrückt hättest.
Interpretatorisch dürfte dieses launige Gedicht keine Schwierigkeiten bereiten, da es ja aus leicht verständlichen Aussagen besteht. Leider läuft es so einfach am Ende aus, es hätte ruhig einen "Knalleffekt" am Ende verdient.
Vielleicht so oder ähnlich:
Doch leider prallt, was läuft und geht,
oft gegen das, was ruhig steht.
Drum hat, wer blind durch’s Zimmer tapert,
da es an Orientierung hapert,
Sich oft das Schienbein angeschlagen
und lag dann flach an ein paar Tagen.
Das waren jetzt nur so ein paar Assoziationen.
Ich VERMUTE( weiß es nicht) Heinz Erhardt oder LORIOT als Autor.
Etwas mehr Pfeffer am Ende, z.B.
...das geht so lange bis ein Bild
dann jemand auf die Birne fällt,
dass aus den Ohren Hirn ihm quillt,
das er dann in den Händen hält.