Was habt ihr früher und heute immernoch nicht verstanden?

10 Antworten

Hey EinMensch88,

Ich hatte durch meine wirklich tollen Reitlehrer und unser gutes Verhältnis zueinander immer schon die Möglichkeit, Unklarheiten direkt erklärt zu kriegen.

Als wirklicher Anfänger hatte ich diese typischen Probleme, die sich aber einfach mit etwas mehr Routine im Laufe der Zeit legen: Dem Pferd eine weiche Anlehnung zu bieten, korrekte Stellung und Biegung erarbeiten, einen stabilen Sitz zu bekommen.

Trotzdem habe ich - wie wohl jeder Reiter - auch klare Schwächen und wiederholte Fehler, die leider schon zur Gewohnheit geworden sind und die ich jetzt mühsam abtrainieren muss. So sitze ich seit klein auf rechts runter und knicke die linke Hüfte ein, wegen meines leichten Beckenschiefstands. Weil mir das eben aus anatomischen Gründen immer wieder passiert, fällt es mir besonders schwer, diesen Fehler dauerhaft zu korrigieren. Auch ist meine eine Hand immer ein kleines bisschen unruhiger als die andere, mittlerweile habe ich das aber gut im Griff. Das zeigt eben, dass nicht nur die Pferde eine natürliche Schiefe haben, sondern auch wir Reiter.

Ein weiteres, aber eher mentales Problem meinerseits, ist es, dass ist gerade beim Parcour Springen sehr perfektionistisch bin und dann extra Galoppsprünge reinbringe und augenscheinlich gute Linien reite, obwohl eine wirklich "gerittene", schwungvollere Runde besser gewesen wäre. Dagegen gehe ich aber nicht wirklich vor, da ich diesen dahintersteckenden Grundgedanken im Sinne des Pferdes harmonisch, leicht und ohne (negativen) Druck reiten zu wollen, positiv finde.

Liebe Grüße calvari

Woher ich das weiß:Hobby – Über 10 Jahre Reiterfahrung

ich hab einen mund, mit dem ich sachen fragen kann. und man wechselt den stall, wenn man keine schlüssigen antworten bekommt.

den rest bekommt man heraus, indem man den richtigen leuten zum richtigen zeitpunkt einfach zuhört (zuhören können die meisten nicht gut), recherchiert, beobachtet (das können auch die meisten nicht gut) und ausserdem seinen gesunden menschenverstand benutzt (ich bin hier immer wieder erstaunt, wie viele leute noch nicht entdeckt haben, dass sowas überhaupt existiert).

den reitkindern vermittelt man alles häppchenweise, immer dann, wenn man was entdeckt, was man ändern sollte - zum beispiel, das ein falsch verschnalltes zaumzeug schmerzhaft fürs pferd ist. warum man den sattelgurt, sobald er etwas unter spannung steht, immer nur lochweise und abwechselnd von rechts und links gurtet. wie man die richtige steigbügellänge ermittelt. wie man die richtige länge des stricks beim anbinden ermittelt und warum die richtige länge des stricks so wichtig ist. wie man hufe richtig aufhebt und was das mit schlüsselbeinen und kugelgelenken zu tun hat. wie der kinnriemen am reithelm korrekt eingestellt wird. warum man, wenn man dinge trägt, keine abkürzungen läuft. warum man neben dem pferd nicht kniet und warum man in sandalen mindestens 5 meter abstand zum nächsten pferd einhalten muss. was passiert, wenn die reiterhand unruhig ist. warum es wichtig ist, den mund aufzumachen und nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. warum es so wichtig ist, jemanden um hilfe zu bitten, wenn man etwas (noch) nicht kann und nicht einfach macht, wie man denkt.

die beispiele sind nur absolute basics.

zu wissen, warum man etwas macht, wie man es macht, hilft nett zum pferd zu sein. und das hilft dem pferd, nett zu den menschen zu sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Urlewas  06.07.2025, 07:53

…zudem gibt es jede Menge Fachliteratur, um das zu vertiefen, was der Reitlehrer an Theorie nicht alles nebenbei leisten kann.

ich habe am Anfang nicht verstanden wie ich Gewichtshilfen richtig gebe. Mein erster Reitleher konnte es nicht so erklären, dass ich es verstanden habe. Ich habe Gewicht verlagert statt Muskeln anzuspannen. Erst die Reitlehre von Wilhelm Müseler, dessen Buch ich nach wenigen Monaten Reitunterricht geschenkt bekommen habe, hat es so beschrieben, dass ich es verstanden habe und auch mit Unterlegen von Händen und dem "anstoßen" eines Barhockers auch üben konnte.

Woher ich das weiß:Hobby

pony  05.07.2025, 21:53

du siehst bis in die internationale elite rückwärts kriechende pferde, schief sitzende reiter und reiter, die ihrem pferd den rücken so nach unten drücken, dass die pferde mit der hinterhand gar nicht arbeiten können.

und an den richtertischen sitzen leute, die das leider nicht schriftlich darlegen können und daher kaum punkte für diese tierquälerei abziehen.

was denkst du, wieviele reiter sind in der lage ein pferd so zu erreiten, dass es sich nicht trägt, weil es das soll, sondern sich trägt, weil es das will und unter dem reiter "gross" wird?

Kaninchenlieb12  05.07.2025, 20:24

Ich kenne es genauso. Ich habe es bis zu meiner jetzigen RL nie verstanden. Irgendwie hab ich das Gefühl dass die meisten RLs einfach unfähig sind das zu erklären

verstehdichgut  05.07.2025, 20:28
@Kaninchenlieb12

ich war kein schlechter Reiter (Springen bis Klasse M und Dressur bis Klasse S) aber ich kann es (ich spüre und weiß was ich mache) aber ich kann es nicht erklären, weil mir das theoretische Wissen fehlt. Können und Wissen ist im Gehirn an völlig anderen Stellen abgespeichert und hat streng genommen gar nichts miteinander zu tun. (Wenn du es nicht glaubst versuch mal mit Worten zu beschreiben wie du auf dem Fahrrad das Gleichgewicht hältst oder eine einfache Schleife bindest....). Viele Reitlehrern geht es auch so - sie können es aber sie können es nicht erklären.

Kaninchenlieb12  05.07.2025, 20:30
@verstehdichgut

Ja, ich kenne das auch, es gibt so einiges was man kann aber nicht erklären kann..

Aber genau deswegen bin ich keine RL

Ja, da gibt es einiges

  • Sperriemen. WOFÜR BRAUCH ICH DIESEN DRECK
  • Ausbinder auch hier wieder WOFÜR BRAUCH ICH DIESEN DRECK
  • Schlaufzügel WOFÜR
  • Kleine Kinder die mit Sporen, Kandare oä reiten WOFÜR

Das sind Dinge, die manche mir schon erklären wollten. Aber das macht einfach 0,0 sinn!


Animalgirl0808  05.07.2025, 21:35

Manche Kinder können mit Kandare und Sporen besser umgehen als viele Erwachsene, don't judge

Kaninchenlieb12  05.07.2025, 21:43
@Animalgirl0808

Ja, ich rede bei kleinen Kindern von Kindern unter 5 (und ja, ich habe sowas schon öfter gesehen) können das nicht. DAS braucht mir keiner erzählen

pony  05.07.2025, 21:41

auch hier:

was hat das mit deinem persönlichen reiten zu tun?

Nichts. Man entwickelt sich langsam aber sicher weiter. Die Fragen, die mich heute bewegen, hätten sich in der Anfangszeit nicht gestellt.

Zu Beginn fragte man sich, wie man in allen 3 Grundgangarten sicher sitzen kann - heute stellt sich mit die Frage nach dem genauen Zusammenspiel der Hilfen in den Seitengängen. Wobei das alles weniger am „Verstehen“ hapert, als am Erlangen des richtigen Gefühls. (Dauerpunkt in der Scala der Ausbildung des Reiters = Entwicklung des Gefühls)

https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/ausbildung-des-reiters/ausbildung-des-reiters