Was bringt es Boxen schalltot zu machen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo masterminese,

Zuerst bringe ich mal ein Beispiel, das du sicherlich nachvollziehen kannst.

Kennst du den akustischen Unterschied zwischen einem vollkommen leeren Zimmer und dem selben Zimmer, aber mit Mobiliar, Teppich, Vorhängen,
Polstermöbeln?

Das leere Zimmer hallt unangenehm, es dröhnt und wenn du in diesem Raum Musik hören würdest, würdest du den Klang der verschiedenen Instrumente, Stimmen usw. nicht mehr richtig auseinanderhalten können, die Sprachverständlichkeit wäre sehr vermindert und du würdest nur einen unangenehmen "Schallbrei" hören.
Wenn du in die Hände klatscht, hörst du nicht nur ein kurzes, trockenes
Klatschgeräusch, sondern ein sogenanntes Flatterecho, also das Klatschen
gefolgt von mehreren schnell aufeinander folgenden leiser werdenden
Wiederholungen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Flatterecho

Ursachen sind die Reflexionen des Schalls an den Raumwänden, zum eigentlichen Schall der gerade entsteht, addieren sich die Reflexionen, die mehrmals zwischen den Wänden hin und her wandern und ihre Schallenergie erst langsam verlieren.

Wenn der Raum aber nicht mehr leer ist, verschwindet plötzlich dieser unangenehme Nachhall, Reflexionen sind nur noch sehr schwach und vor allem kurz vorhanden und laufen nicht mehr mehrfach zwischen den Wänden hin und her. Wenn der Schall jetzt auf Polster, Teppiche usw. trifft, wird nur noch ein sehr kleiner Teil in den Raum zurück-reflektiert. Der überwiegende Schallanteil dringt in diese Materialien ein und die schwingenden Luftmoleküle verlieren ihre kinetische Energie durch Reibung in diesen absorbierenden Materialien.
Es wird also Schallenergie durch Reibung in Wärme transformiert und das
Ergebnis ist eine saubere, trockene Wiedergabe, in der noch die feinsten
klanglichen Abstufungen gehört werden können.

Wenn du nun dieses Beispiel auf eine Lautsprecherbox überträgst, verstehst du, was die Dämmung des Gehäuseinnenraums mit verschiedenen Materialien wie Polyester-Watte, Steinwolle, Schafwolle, spezielle offenporige
Schaumstoffe usw. bewirkt.

Ohne Dämmmaterial entstehen Reflexionen und bei bestimmten Frequenzen stehende Wellen, die sich zu dem Schall, den der Tief-Mitteltöner abstrahlt, zeitverzögert hinzu addieren. Diese unerwünschten Schallanteile verfärben den Klang, der Lautsprecher klingt unpräzise, dröhnt bei bestimmten Tönen, der Bass ist nicht trocken, sondern schwammig.

Dämmmaterial vernichtet diese Reflexionen und die dadurch entstehenden Resonanzen und stehenden Wellen.

Durch das Dämmmaterial entsteht noch ein anderer physikalischer Effekt. Die
Schallgeschwindigkeit in normaler Luft bei 20 Grad Celsius und Luftdruck
in Meereshöhe beträgt ca. 343m/Sekunde. Im Lautsprechergehäuse hat sich
nun durch das Dämmmaterial die Schallgeschwindigkeit verringert, sie
liegt jetzt nur noch bei einem Wert unterhalb 300m/Sekunde. Das
bedeutet, das die tiefsten Frequenzen, die der Lautsprecher abstrahlen
kann und die von der Gehäusegröße abhängen, plötzlich ein größeres Gehäuse vorfinden, da ja mehr Zeit vergeht, um einen bestimmten Weg im Gehäuse zurückzulegen.

Man spricht von einer virtuellen Vergrößerung des Gehäusevolumens durch die Verringerung der Schallgeschwindigkeit durch das Dämmmaterial und die untere Grenzfrequenz des Lautsprechers verschiebt sich etwas nach unten. Das bedeutet, das mehr Tiefbass abgestrahlt wird, der außerdem noch präziser klingt.

Dämmmaterial verbessert also den gesamten Übertragungsbereich, den der
Tief-Mitteltöner abstrahlt.... er gewinnt an Tiefbass, der außerdem weniger dröhnt, der Mitteltonbereich klingt unverfärbt und nicht mehr "hohl", ist detailreich...alles klingt besser.

Bei zu viel Dämmmaterial verliert der Lautsprecher seine Lebendigkeit, er klingt irgendwie "tot" und man muss genau das richtige Maß finden, wobei
verschiedene Dämmmaterialien nicht bei allen Frequenzen vergleichbare
Eigenschaften haben und deshalb auch einen unterschiedlichen Klang
produzieren können...also wieder austesten durch Probe-hören, bis alles
stimmt und die richtige Menge, Platzierung und das optimale Dämmmaterial
oder sogar mehrere verschiedene für unterschiedliche Zonen im Gehäuse
gefunden wurden.

Ich hoffe, dass du mit meinen Erklärungen etwas anfangen kannst, bei Fragen kannst du dich gerne melden.

Grüße, Dalko

Für verbesserten Tieftonbereich:

Bei mobilen Boxen stellt man den Lautsprechern oft nicht sehr viel Volumen zur verfügung, aus Platzmangel etc.. Man gewinnt ein, umgangssprachlich, virtuelles Volumen zusätzlich wenn man die Box von innen Schalldämmt.

Für besseren Mitteltonbereich:

Im Innenbereich der Box ensteht eine Reflexwirkung durch den Unterdruck den die Lautsprecher beim auswärtsschwingen verursachen. Dieser Effekt kommt schwerfälligen Lautsprechern zu gute, um im Mittel- und höheren Tieftonbereich zu arbeiten.

(größeres Volumen = kleinere Reflexwirkung)

Ich habe schonmal gehört, daß es nix bringt einfach drauf los zu bauen ;-)