Was bedeutet Meridiankonvergenz auf einer Karte?
Ich verstehe den begriff "Meridiankonvergenz" nicht. Kann mir jemand anhand einer Luftfahrtskarte erklären was damit gemeint ist? In der vorliegenden Lambert'schen Schnittkegelprojektion sind Meridiane gerade Linien und Breitenkreise gekrümmt. Aber was ist hier ein Beispiel für eine Meridiankonvergenz? Was bedutet das in der Praxis?
Ergänzung
Ich glaube, du hast mich nicht verstanden: Hier nochmal ein Bild, wo ich am Meridian E011° (den ich rot hervorgehoben habe) einen blauen Punkt eingezeichnet habe.
Wenn ich mich geografisch an genau diesem Punkt befinde und entlang der roten Linie weiterfliege, fliege ich doch genau nach geografisch Nord - oder? So hätte ich es in der Ausbildung gelernt und zig-mal angewandt... Außerdem gibt ja die Projektion eines Meridians auf die Karte (hier die rote Gerade) die genaue N-S Richtung vor, denn ein Meridian zeigt immer nach geografisch Nord, egal, welche Projektion man wählt.
Wenn mir also jemand sagt "fliege vom blauen Punkt in (geografisch) N-Richtung", werde ich wohl in Richtung der roten Linie fliegen - Du hingegen sagst unten, das wäre ein anderes Nord, nämlich das "Gitternord". Wo wäre denn dann geographisch Nord im Punkt?
In welche Richtung muss ich Deiner Ansicht gemäß fliegen, um im Punkt in Richtung (geographisch) Nord zu fliegen, also um einen rechtweisenden Kurs über Grund von 360° einzunehmen?
Genau so: Wenn jemand sagt "fliege am blauen Punkt Kurs 315°" werde ich an der roten Linie ein Lineal anlegen, 45° nach Westen abtragen und bekomme den blauen Pfeil, der mir die 315° Richtung angibt (die Projektion ist ja winkeltreu).
Wo mache ich hier einen Fehler, den ich noch um die "Meridiankonvergenz" korrigieren müsste?
Ich bin völlig verwirrt...
3 Antworten
Schau Dir mal einen Globus an. die Meridiane (Längengrade) nähern sich Richtung Pol immer mehr aneinander an (konvergieren).
Je nach Projektion entsteht eben eine Abweichug zwischen Gitternord und geographischem Nord.
Ja, Längen und Breiten geben ein Gitter.
Im Falle des Kegel laufen die Gitterlinien ja Richtung Norden zusammen und doch weichen sie von der realen Nordrichtung ab. Überlege Dir mal, wie es aussehen müßte, wenn Du den realen Ausschnit der Kugel plattwalzen würdest.
Dein Kegel wäre an den Rändern nicht gerade, sondern nach außen gewölbt.eigentlich müssten auch die Längen einer Krümmung folgen.
Stattdessen nutzt man eine Projektion. die Folge sind unausweichlich Abweichungen zwischen der Nordrichtung, die sich für einen beliebigen Punkt der Karte (anhand der KArte) ergibt und der realen Nordrichtung.
Schau Dir mal
https://de.wikipedia.org/wiki/Gau%C3%9F-Kr%C3%BCger-Koordinatensystem
Beachte die besondere Rolle des Mittelmeridians.
Und schau vielleicht mal hier drauf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kartennetzentw%C3%BCrfen
Wenn ich an einem Punkt entlang einer Meridianlinie fahre, die durch den Punkt geht, bewege ich mich doch nach Norden. Ist das etwa nicht die reale Nordrichtung? Ist das in dem Punkt dann Gitternord? Falls ja, wo ist dann aber geographisch Nord in dem Punkt?
Ja, das wäre Gitternord.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gitternord
(Hier wird auch nochmal gezeigt, wie die Meridiankonvergenz zu verstehen ist am Beispiel von Gauss-Krüger)
Ich bin nur gerade etwas am zögern, da die vorliegende Projektion winkeltreu ist, in wieweit also die Meridiankonvergenz zum Tragen kommt oder wie sie bei der Projektion genau zu verstehen ist.
Danke, aber ich glaube, Du hast nicht verstanden was ich meine. Ich habe die Frage oben ergänzt, da ich kein Bild in einem Kommentar posten kann. Dort habe ich beschrieben, was ich nicht verstehe.
Wenn ich mich geografisch an genau diesem Punkt befinde und entlang der roten Linie weiterfliege, fliege ich doch genau nach geografisch Nord - oder?
Ja, sofern die Meridianlinien nach Norden konvergieren (zusammenlaufen), was bei einer Kegelprojektion der Fall sein sollte.
Hier nochmal ein Zitat, das es vielleicht klarer macht:
Als Gitternord wird in der Geodäsie und Kartografie eine Bezugsrichtung definiert, die parallel zur Gitterlinie eines geodätischen Koordinatensystems verläuft. Am Bezugsmeridian des Gitters weist Gitternord in der Regel zum geografischen Nordpol der Erde, der geografischen Nordrichtung ( geografisch-Nord). An Orten abseits des Bezugsmeridians zeigen die Gitterlinien mit konstantem Rechts- bzw. Eastwert nicht nach geografisch-Nord. Diese Abweichung bezeichnet man als Meridiankonvergenz.
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Genau so: Wenn jemand sagt "fliege am blauen Punkt Kurs 315°" werde ich an der roten Linie ein Lineal anlegen, 45° nach Westen abtragen und bekomme den blauen Pfeil, der mir die 315° Richtung angibt (die Projektion ist ja winkeltreu).
Auch dem stimme ich soweit zu. Letztlich interessierst Du als Flieger Dich in dem Moment nur für den Kurs, nicht für die Distanz oder die Flächen.
Du hast hier ja einen sehr kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche vor Dir.
Ein Längengrad sind hier unter 80 km. Bei der Kegelprojektion laufen die Meridiane nach oben hin zusammen, sie konvergieren also auch in der Abbildung und tragen so der Meridiankonvergenz Rechnung
Gehe ich jetzt aber hin und würde einfach Parallel zum nächsten eingezeichneten Meridian eine Linie ziehen, dann weicht sie vom geographischen Nord ab. Ich muß also den abweichenden Winkel bestimmen, um das geographische Nord zu ermitteln.
Im konkreten Beispiel hast Du natürlich ein 10 Minuten Gitter, sodaß der Abstand zwischen diesen ~11km (Überschlagsrechnung) bei dieser Breite ist.
Bei einer Distanz von beispielsweise 100km und einem Wiklenfehler von 5 Minuten liegst Du bei einer Abweichung von ~145m. Generell stellt sich natürlich die Frage (auch für die Praxis) wie genau eigentlich die Anzeige des Kurses (Wikelabweichung) ist.
Wird ein größerer Abschnitt der Erdkugel abgebildet, so steigt natürlich auch prinzipiell der Winkelfehler, wenn ich einfach parallel zur Gitterlinie eine Hilfslinie ziehe.
Ganz hab ich es noch nicht verstanden, aber ich muss mich da wohl mal einlesen.
Was mir aufgefallen ist: auf üblichen Wanderkarten (Freytag&Berndt) ist ein rechteckiges "Gitter" zu sehen. Aber die Meridiane verlaufen nicht parallel zu diesem Gitter, sondern haben leichte Abweichungen. Diese Meridiane sind nicht eingezeichnet, man hat aber Beschriftungen mit Strichen oben und unten (z.B. 11°30') -. diese sind oben/unten horizontal nicht ganz genau auf der selben Position. Beim Wandern ist Norden für mich eigentlich immer "oben", denn einen Kompasskurs brauche ich da nie auf 3° genau. Streng genommen müsste ich die Karte aber anhand der Gradmarkierungen an meiner Position exakt einnorden - oder?
Definiert nun das, was ich auf der Wanderkarte als vertikales Raster sehe (rechtwinkelig, parallel, äquidistant) das Gitternord? Dann hätte ich es verstanden. Auf der Luftfahtskarte gibt es auch ein eingezeichnetes Gitter, nur ist dieses nicht rechtwinkelig/parallel. Somit nehme ich an, das das zwei verschiedene Arten von Gitter sind und die Luftfahrskarte hier irgendwie "anders" ist.
Im Falle paralleler Gitterlinien (snekrecht) folgen alle Gitterlinien dem Gitternord, richtig.
Im "Normalfall" wird in der Mitte der Karte dann das Gitternord mit dem geographischen Nord zusammenfallen (Referenzmeridian). Gehe ich nach Westen/Osten, dann entsteht eine Abweichung vom geographischen Norden, der eingeschlossene Winkel müßte dann eigentlich der Meridiankonvergenz entsprechen. (Es gibt natürlich auch Karten, da ist das geographische Nord generell ggü. dem Gitter etwas gedreht, das macht es nicht einfacher).
Ich vermute bei der Wanderkarte wird man eher auf Längentreue als Winkeltreue setzen.
Und ja, entsprechend ist dann je nach eigenem Standort innerhalb der Karte oben nicht mehr geographischer Norden.
Andererseits, nutze ich nen Kompass ist die Meßungenauigkeit sowie die Abweichung von geo. und mag. Nordpol ohnehin so groß, daß ich unterwegs immer mal wieder "nachmessen" muß.
Und meistens sind Wanderkarten ja auch eher auf ein sehr überschaubares Flächenareal beschränkt.
Das Thema Gitternetzwürfe ist ziemlich umfassend, ich habe mich damit nur am Rande mal beschäftigt, da es ein sehr 'spezielles' Thema ist, wenn Du mich fragst.
Wie es der Begriff namentlich schon selbst erklärt.
Die Meridiane (Meridianlinien) auf einer Karte konvergieren, nähern sich also einander an.
Nur die Linie des Bezugsmeridians zeigt genau nach Norden.
Die anderen Meridianlinien weichen davon geringfügig ab.
Denn diese verlaufen ja offensichtlich nicht parallel, weil sich ja alle im Nordpol schneiden.
Mit besten Grüßen
gregor443
"Das Thema Gitternetzwürfe ist ziemlich umfassend"
oder auch "Kartennetzentwürfe".
Winkeltreu heißt nicht zwingend keine Meridiankonvergenz, es kommt auf den Kartennetzentwurf an.
Ist die Karte Lamberts winkeltreuer Schnittkegelentwurf ? Dann kann man suchen.
Ich verstehe den Begriff "Gitternord" schon nicht. Die Meridiane auf meiner Karte laufen natürlich aufeinander zu - klar. Aber wo sehe ich hier Gitternord? Welches "Gitter" ist gemeint? Die Linien für Längen und Breiten? Diese annähernd vertikalen Linien zeigen punktuell ja nach Norden. Und wo lese ich die Meridianabweichung ab? Ich stehe völlig auf der Leitung...