Warum zahlen leute freiwillig viel geld für 3D programme wie "Maya", wenn es doch das kostenlose "Blender" gibt?

3 Antworten

Es gibt dafür vor allen 2 Gründe:

Erstmal die Ausbildung. Zu Schulungszwecken ist die Software von Autodesk saubillig, zudem gibt es auch kaum Dozenten, die irgendwas Anderes beherrschen. Daher werden die meisten eben nur mit Max und Maya ausgebildet. Dementsprechend ist es dann auch das, was sie später verwenden wollen.

Punkt 2 ist der Support. Autodesk ist hier mit Abstand führend und bieten für jedes Problem professionelle Lösungen. Die Blender Foundation tut das für ihre Sponsoren zwar auch, aber weil sie nur wenige Mitarbeiter hat, ist das nicht immer möglich.

Ansonsten können die kommerziellen 3D-Siuten tatsächlich nichts, was Blender nicht mindestens genauso gut könnte.

migebuff  27.03.2023, 12:02

Ich vermute mal, dass du Erfahrung mit Blender hast. Kurze Frage dazu. Ich verwende eine alte Version von Rhino3d, hauptsächlich für private Basteleien aus Blech, Stahlprofilen usw, Hauptproblem dabei ist, dass keine brauchbare mechanische Simulation machbar ist. Kann man mit Blender beispielsweise ein paar Zahnräder, einen Hebel und ähnliches simulieren oder geht da nur eine einfache, manuelle Animation?

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OnkelOzzy  27.03.2023, 12:40
@migebuff

Blender beherrscht alle gängigen Simulationen, unter anderem auch Rigid Body Physics. Es braucht allerdings etwas Übung, vor allem, bis man das richtige Verhältnis aus Präzision und Geschwindigkeit der Simulation raus hat.

Der große Unterschied zu Rhino ist, das Blender praktisch rein polygonbasiert ist. Rhino ist NURBS-Basiert, was CAD-Software näher ist und sich für physikalisch plausible mechanische Modelle besser eignet.

Allerdings sind NURBS-Modelle nur schlecht für Physiksimulationen geeignet, weil die reine Berechnung der Oberfläche viel zu lange dauert. Es ist aber möglich, ein Modell aus Rhino in ein Mesh zu konvertieren und das dann nach Blender zu exportieren. Wichtig ist, dabei die Auflösung recht hoch einzustellen, damit es nicht zu eckig wird, aber nicht zu hoch, damit die Kalkulation nicht ewig dauert.

Eine echte Alternative zum NURBS-Modelling sind Blenders neue 'Geometry Nodes', eine Methode, komplexe Geometrie prozedural und nicht destruktiv zu generieren. Das ist optimal für deine Zwecke, aber die Lernkurve ist verdammt steil. Schau dir am Besten auf YouTube ein paar Videos dazu an.

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migebuff  27.03.2023, 13:14
@OnkelOzzy

Danke, mit der Aussage kann ich schonmal was anfangen. Wenn es keine Nurbs-Kurven unterstützt, wäre das wahrscheinlich kein großer Verlust. Meine Teile lasse ich laserschneiden, da macht es keinen Unterschied, ob ein Kreis aus unendlich vielen Punkten oder oder ein paar hundert Segmenten besteht, die Software der Anlage rechnet das ohnehin runter, wie ich das verstanden habe.

Ich brauche keine Präzision auf den tausendstel Millimeter, mir gehts nur darum, beispielsweise eine Mechanik zur Höhenverstellung von einem Grillrost zu entwerfen und zu simulieren, beispielsweise sowas: https://abload.de/img/bwfcka.jpg
In Rhino hab ich hier alles immer wieder manuell gedreht und verschoben, um zu schauen, wie sich die Mechanik verhält. Wenn ich mit Blender simulieren kann, wie solche Teile zusammenarbeiten, dann werd ich mal versuchen, mich da langfristig einzuarbeiten.

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OnkelOzzy  27.03.2023, 14:01
@migebuff

Blender beherrscht schon NURBS Kurven, aber leider nicht sonderlich gut. Diese Funktionen werden, obwohl oft gefordert, leider seit langem sehr stiefmütterlich behandelt. Wahrscheinlich wird sich das in absehbarer Zukunft ändern, weil prozedureles Modelling gerade aktuell ist, aber im Moment ist es so.

Wenn du derartige Präzision brauchst und zusätzlich noch Simulationen möchtest, kommst du wahrscheinlich bis auf Weiteres an CAD-Software nicht vorbei. Schau mal hier:

http://www.ar-cad.com/freecad/

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Von Experte OnkelOzzy bestätigt

In vielen Branchen oder Firmenumgebungen sind bestimmte Softwarepakete der Standard. Wenn man davon abweicht, macht das große Probleme bei gemeinsamen Projekten oder bei der Übergabe der Daten.

Die Qualität der Software spielt da zwar auch eine Rolle, aber die Verbreitung am Markt ist der wesentliche Punkt.

Als Grafikfirma kannst du auch nicht mit dem kostenlosen Gimp oder mit Microsoft Paint arbeiten, wenn Photoshop der Branchen-Standard ist und jeder, der mit dir arbeitet, annimmt, dass deine Daten mit diesem Standard kompatibel sind.

MarcelHD40 
Fragesteller
 27.03.2023, 10:45

Und wie viele firmen denken sich momentan:

"Wie müssen geld einsparen an jedee möglichen stelle!"

Wäre dann ein umstieg von photoshop auf gimp und von maya auf blender, für die firma nicht der langfristig günstigere weg?

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frostfeuer85  27.03.2023, 10:51
@MarcelHD40

Es wäre zwar günstiger, aber als Unternehmer stellt man sich noch andere Fragen, z.B. "Was mache ich, wenn Kunden die Übergabe offener Daten im Photoshop-Format fordern, ich aber nur Gimp habe?"
"Wieviel Einarbeitungszeit brauchen neue Mitarbeiter, die an der Schule nur Photoshop gelernt haben, um Gimp wie Profis zu beherrschen?"
"Wie korrespondiert Gimp mit anderen Programmen anderer Hersteller? Ist es möglich, von Gimp Daten nach Adobe XD, Adobe Illustrator, Adobe InDesign zu kopieren, wie das bei Photoshop der Fall ist?"
"Läuft Gimp auf PC und Mac-Rechnern identisch?"
"Unterstützt Gimp dieses eine spezielle Farbprofil, das ich von der großen Druckerei zugeschickt bekommen habe?"
usw.

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Nach Einarbeitung in die Grundlagen von Blender und einigen wenigen Erfahrungen mit anderen 3D Programmen würde ich sagen, dass Blender alles kann, aber etwas schwerer zu erlernen ist. Blender ist aber unter den kostenlosen Programmen etwas Besonderes, und war früher ein kostenpflichtiges Profiprogramm. Die Software ist in meinen Augen sehr gut und schlank programmiert und kann sehr viel - die Community ist top und sehr hilfreich.

Für einen Profi zählt jedoch stets ein guter, schneller Support, da Arbeitszeit Geld kostet. Je besser der workflow, desto schneller kann man Projekte abarbeiten. Auch aus diesem Grunde ist Photoshop die aktuelle Nr. 1, da das Programm mit den weiteren Programmen der Suite bestens verzahnt ist. Dazu kommt, dass Adobe, wie sicher auch die Programmierer von Maya, schnell auf Bugs reagieren und regelmäßig Updates herauskommen.

LG

Jo