Warum war Deutschland im Mittelalter ein "Flickenteppich"?

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Das ist schon in der Frage nicht richtig formuliert und auch in den meisten Antworten falsch dargelegt worden.

Das (erste) Deutsche Reich = Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) ist ein ZUSAMMENHÄNGENDES REICHSGEBIET gewesen.

Es war ein föderal gegliedertes Reich und kein ZENTRALISTISCHER Staat wie Frankeich z.B.

Aber es war ein zusammenhängendes Reich und eine Nation !!

Ein deutscher König bzw. deutscher Kaiser war durchgehend ernannt bzw. gewählt. Und zwar für etwa 900 Jahre.

Die Machtfülle des Kaisers / König (häufig in Personalunion beider Titel) war nicht gering. Nur er konnte Lehnsgüter/Lehnsschaften verleihen und somit die Ländereien verteilen, war Oberbefehlshaber der deutschen Heere und konnte das Gesamtheer einberufen / aufstellen . Er konnte Adelstitel verleihen/entziehen und sogar kirchliche Fürsten bestimmen . Er konnte den Reichsbann aussprechen und so weiter.... Eine wirklich erhebliche Machtfülle. Wenn er nicht gerade im Streit mit dem jew. Papst war, galt der deutsche Herrscher als alleiniger weltlicher Bewahrer der Kirche (zumind. lange Zeit).

Beispiel: Wenn ein französischer König heiraten wollte, benötigte er die Genehmigung des deutschen Kaisers.

Etwas ist schon typisch für diese (sehr deutsche) Reichsstruktur:

Das ist eine sehr klare föderale Aufteilung mit sehr vielen Rechten bei den vielen König-/Fürstentümer, Grafschaften etc.. Das galt besonders in Friedenszeiten. Und stark für die pekunären und wirtschaftlichen Bereiche.

In Kriegszeiten ging die fast totale Macht aber wieder auf den Herrscher und seine Generalität über.

Noch kurz zu zwei Daten: Als eigentlicher Beginn dieses ersten Deutschen Reichs gilt das Jahr 962 , die Krönung Otto I zum Kaiser des Reiches , und als Ende 1806 , die Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II.

Dies alles kann hier nur kurz und oberflächlich gesagt werden, deshalb lies bitte unbedingt den hervorragenden Artikel in Wikipedia zum Thema Heiliges Römisches Reich.

Deutschland war im Mittelalter ein "Personenverbandsstaat", also kein Staat im heutigen Sinne. Zwar stand das gesamte Reich unter der Herrschaft des einen Königs, der seit der Wahl Ottos I. (962) meist auch die Kaiserwürde erreichte, aber die Herrschaften waren nicht territorial aufgebaut, sondern personenbezogen. So reichten etwa die Lorscher Rechte bis an die Nordseeküste, ohne dass der Lorscher Abt auf dem Weg dorthin auch nur jede Nacht auf eigenem Besitz hätte schlafen können, und ein Dorf konnte gleichzeitig mehreren Herren gehören. Eine Territorialherrschaft stand erst am Ende einer langen Entwicklung. (vgl. Heinrich Mitteis: Der Staat des hohen Mittelalters. Grundlinien einer vergleichenden Verfassungsgeschichte des Lehnzeitalters, 1974 und http://de.wikipedia.org/wiki/Landesherrschaft#DieGoldeneBullealsMeilensteinderTerritorialisierung).

weil jeder fürst oder auch die bistentümer ihre eigenständigkeit nicht aufgeben wollten, sie konnten selbständig regieren und zb steuern fest setzen und die menschen lenken und tyranisieren wie sie wollten. es war eben noch keine einheit, es gab auch zuviel völkerstämme, kein nationalbewustsein,

Die Frage ist nicht ganz richtig formuliert. Heute haben wir zwar ein Deutschland. Die Bundes-Länder sind uns allerdings erhalten geblieben.


tomgun  21.11.2010, 12:31

Das stimmt nicht ganz. Zur Zeit Bismarks gab es nur den Norddeutschen Bund der sich von den BeNeLux Ländern bis nach Polen ausbreitete(incl. aller sächsischen Länder), Bayern, Baden, Würtenberg, Elsas Lothringen. Der Norddeutsche Bund war ein Zusammenschluß der Fürsten zu einem Bund.

Bayern wurde von König Ludwig II regiert, der durch Bismark überredet wurde dem Bund beizutreten. Aus allen Zusammen wurde durch Bismark das Deutsche Reich gegründet. Zu diesem Zeitpunkt gab es also eigendlich nur das Deutsche Reich, welches durch den Deutschen Kaiser repräsentiert wurde. Allerdings noch immer durch die Macht der Fürsten im Hintergrund gelenkt. Übriggeblieben sind natürlich noch die Namen der ehemaligen Fürstentümer. Das alles passierte aber nicht im Mittelalter.

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Zu der Zeit, als die französischen und englischen Monarchen jeweils ihren Zentralstaat zusammenschmiedeten, waren die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mit ganz anderen Problemen befasst, nämlich mit dem Investiturstreit. Um sich hier gegen Rom durchsetzen zu können, mußten sie an die Eigenständigkeiten der Fürsten Zugeständnisse machen. Damit zerfiel die Zentralgewalt.