Warum war das Christentum so attraktiv früher?

15 Antworten

Weil man im Urchristentum alles was man als Besitz hatte miteinander teilte. Wusste man von der Armut einer Person, so wurde das der Gemeinde eröffnet und die reicheren Mitglieder spendeten. 

Für viele Menschen ist das Christentum auch heute noch "attraktiv". Gerade gestern habe ich einen Film über Lagos gesehen. Viele Menschen (darunter vor allem Behinderte und arme Leute) sagten aus, dass ihnen der Glaube an Gott/Jesus Christus viel Kraft und Überlebenswillen gibt. Die Augen und Gesichtern  dieser Nigerianer strahlten eine Zufriedenheit aus, wie man es in Europa praktisch nicht mehr sieht. 

Gleichartige Berichte habe ich auch über China gelesen. Vor allem den Menschen auf dem Land und in ärmeren Gegenden ist der christliche Glaube wichtig. So wichtig, dass sie sich auch nicht durch Gewalt davon abbringen lassen. 

Falls du dich mit deiner Frage auf die Frühzeit des Christentums beziehst, so wirst du hier vermutlich sehr viele Antworten erhalten, die eher aus Halbwissen bestehen. Die Gründe dafür, dass wir heute noch einen vor fast 2000 Jahren verstorbenen, armen Wanderprediger aus dem Heiligen Land verehren sind, wie so oft in der Geschichte, politisch begründet. Das Christentum wurde von den Menschen nicht mit Begeisterung aufgenommen, sondern mit staatlicher Macht aufgedrängt.

Das Römische Reich befand sich um 300 n.Chr. in einer schwierigen Situation: es war längst zu einer Viel-Völker-Union geworden, die riesige Gebiete auf drei verschiedenen Kontinenten beherrschte. Zahllose unterschiedliche Sprachen wurden hier gesprochen, es gab verschiedene Kulturen und Weltanschauungen und damit auch, wie wir es noch heute erleben, Konflikte. Die römischen Kaiser suchten nach einer Möglichkeit, die Bürger dieses monströsen Staatsapparates irgendwie zu vereinigen, ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Hier kam die Religion ins Spiel.

Der vorherrschende Glaube im römischen Reich war der sogenannte Mithraskult. Mithras war eine Art Sonnengott, der damals in vielen Teilen des Reiches sehr beliebt war: man hat sogar hier oben in Deutschland unterirdische Mithras-Kultstätten gefunden.
Es gab allerdings mehrere Probleme, vor allem den, dass der Mithraskult nur Männer als Gläubige akzeptierte. Seine Botschaft lies sich nicht universell verbreiten, und es kam häufig zu "Symbiosen" mit anderen Glaubenssystemen. Auch existierte keine feste Hierarchie, wie z.B. eine Priesterschaft. Eine reichsweit einigende Wirkung konnte man von diesem Glauben also nicht erwarten.

Der Kaiser Konstantin entschloss sich deshalb, eine recht kleine und unbedeutende Religion zu fördern, die bislang ihre Anhänger eher im Nahen Osten und in Nordafrika hatte: das Christentum.
Mit seinem strengen Monotheismus und seiner straffen Organisationsform war das Christentum wie geschaffen für die Zwecke des Kaisers. Er ließ viele heidnische Tempelstätten zerstören und errichtete auf ihren Ruinen mit staatlichen Mitteln unzählige Kirchen und Basiliken. Es wurden Unsummen ausgegeben, um das Christentum insbesondere in Europa bekannt zu machen und möglichst viele Anhänger zu gewinnen. Im Gegenzug verlangte Konstantin von den Kirchenführern bedingungslose Treue zum Staat - ein Preis, den die Gottesleute natürlich nur allzu gern zahlten.

Als unter Konstantins Nachfolgern das Christentum per kaiserlichem Dekret zur alleinigen Staatsreligion erklärt wurde, war die Kirche endlich auch politisch am Ziel angekommen. Jetzt hatten der Papst und seine Gefolgsleute die Macht, "Ketzer" und "Ungläubige" auch mit der Todesstrafe zu bedrohen. Von da an stieg der Anteil der Christen in Europa rasend schnell an, und bald waren auch die letzten polytheistischen Tempel und Heiligtümer im Reichsgebiet dem Erdboden gleichgemacht.

Das ist, wohlbemerkt in Kurzform, die wahre Geschichte vom Siegeszug des Christentums. Beim Sonntagsgottesdienst wirst du davon aber nichts zu hören bekommen ;-)

Midomasrr 
Fragesteller
 01.04.2017, 17:26

Dankeeee, was sehr hilfreich! :)

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sara88923  01.06.2021, 07:45

hi könnte sie es mir erklären

Warum war das Christentum frühe
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"Attraktiv" ist, wo es sog. frührere Zeiten betrifft, zumeist ein total verklärender Begriff.

Ganz egal, ob es um den ehem. Boom der Hippie-Zunft geht, oder noch früher um Gammler, oder ganz allgemein um die Wermut- Bruderschaft, oder eben auch um irgendwelche aufkommenden Sekten, oder ebenso um die ersten Christen, sie alle hatten etwas Gemeinsames:

Sie waren Randgruppen, in denen sich jeder an jeden zu klammern versuchte, und in ruhigeren Stunden redeten sie davon, wie verroht die Menschen geworden sind und wieviel besser frührer einmal der Zusammenhalt gewesen wäre (ohne daß er es jemals war, weil zu allen Zeiten die meisten allen anderen nicht einmal das Schwarze unter dem Fingernagel gönnten).

Doch es zeigt sich eine gewisse Attraktivität in ganz anderer Form, von der ich annehmen möchte, daß es menschentypisch ist, und was sich auch sehr gut an Erscheinungsformen der Gegenwart ablesen läßt:

Es gilt immer für einige als besonders schick, daß Verdrehte und/oder Ungewöhnliche stark aufgepeppt und weit von wirklichen Ursprung entfernt an sich selbst zur Schau zu stellen. Und wiederum einige dieser Menschen neigen dazu, auch noch einen Ismus daraus zu machen, der manchmal sogar bis zur Selbstaufopferung geht.

Beispiele sind u. a. die hippiehaften Auftretensweisen diverser Fernseh-Minilichter, Gesangsgrößen aus eigenen Gnaden u. a., ebenso wie manche Zeitgenossen, die sich seinerzeit ganz dem antiautoritären Wohnkommunenleben verschrieben hatten, und auch solche, die nunmehr auf etwas andere Weise als Kampf-Veganer, Kampf-Emanzen, Kampf-Tierschützer usw. usw. auftreten. Auch diverse Bizarr-Sektierer darf man dazu zählen.

Aus solchen Erscheinungsbildern läßt sich schon halbwegs zu recht herleiten, daß es vor 2000 Jahren ebenfalls diverse Menschen gab, die es einfach nur schick fanden, anders als andere zu sein (weil man dadurch so schön auffällt).

Ebenso ist sicher davon auszugehen, daß es bzgl. der ersten Christen viele Menschen gab, die ohnehin schon mit dem Rücken an der Wand standen, so daß es ihnen relativ leicht fiel, sich ganz ihrer "neuen" ethischen Überzeugung hinzugeben und sich zu bemühen, ihre Anhängerschaft zu vergrößern.

Ein ebenfalls menschentypischer Hang zum Mystischen und zur Wunder- und Märchengläubigkeit hat wohl zusätzlich verstärkend gewirkt.

Doch die Mehrzahl der ersten Christen dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit lediglich das verdrehte Nebenprodukt der neuen religiösen Bewegung gewesen sein, quasi das Sammelbecken für solche Geister, die das Extreme und das total daneben geratene krampfhaft in ein Klischee vermeintlich guten Christseins zwängen wollten.

Ähnlichkeiten zu dem für einige Zeit aufgekommenen Flagellantentum innerhalb der Christenzeit im 13. und 14. Jahrhundert halte ich da ebenfalls für psychologisch artverwandt.

Es ist naheliegend, daß irgendwann das unkritisch in einen Topf geworfene der christlichen Bewegung sowohl bei machtbessessenen Anführertyßen als auch in Herrscherkreisen eine zunehmende Attraktivität dahingehend fand, daß man Menschen umso besser zu fast willenlosen Werkzeugen der eigenen Begehrlichkeiten machen kann, je naiver bishin zu je bekloppter sie sind. Auch die christlich-religiös-bizarren Erscheinungsbilder des Mittelalters sprechen da zeitübergreifend für sich selbst.

Doch ebenso, wie ehmaliger TV-Pseudo-Hippie-Trend schon bald von einem dann moderner gewordenen Blödel-Trend abgelöst wurde, so befindet sich auch das Christentum im Zustand des allmählichen Abgelöstwerdens, ungeachtet der weltweiten Anzahl der Anhänger.

Total schräg an solchen Trends ist allerdings, daß das ehmals Trendige mit seinem recht hohen Gehalt an Unsinnigkeit fast immer nur von etwas abgelöst wird, das einen deutlich höheren Anteil an Unsinnigkeit hat.

sara88923  01.06.2021, 07:38

hi können sie es mir erklären

Warum war das Christentum frühe
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Ich verstehe deine Frage nicht ganz, denn das Christentum ist nach meiner Wahrnehmung heute noch genau so attraktiv wie "früher". Was sollte sich an der frohen Botschaft von Jesus Christus und seiner Attraktivität geändert haben?

Das Problem war und ist immer noch, sich entweder auf das Evangelium von Jesus einzulassen oder sich zu verweigern. In anderen Worten, entweder man glaubt an seine Wahrheit und gehört damit stets zu einer Minderheit im Volk oder man glaubt nicht daran, weil man sich als Angehöriger einer Gesellschaft für unabhängig und erhaben gegenüber einem göttlichen Wesen hält. 

Wie sagt dazu schon die Bibel selbst? - Entweder man geht den schmalen Weg, welcher ins Paradies führt, oder den breiten Weg (den der Mehrheit) welcher ins Verderben führt. 

Ersten wurde das Christentum zum grossen Teil mit Gewalt verbreitet... d.h. es war erst mal egal, ob es attraktiv war oder nicht, es bestand einfach Zwang...