Warum trägt man hohe Reitstiefel?

13 Antworten

Ein Stiefel hat mehrere Funktionen:

Zum einen ist er, wenn es ein wertiger Stiefel ist, im Übergang zwischen Schuh und Schaft so gefertigt, dass einem Federn leicht fällt ohne dass man das mit viel Muskelkraft machen muss. Das führt dazu, dass das Bein immer entspannt für die Hilfengebung zur Verfügung steht. Jetzt ist es schon so, dass man mit steigender Routine auch Muskeln entwickelt, die das auch entspannt ganz gut ohne diese Hilfe können. Aber oft reitet man dann auch mehr, sodass es wieder auf's selbe raus kommt. Die Ausformung ist schon ideal daran angepasst, wie man am besten sitzt und somit ist er einem immer eine Hilfe. Generell reitet aber der erfahrene Reiter aufgrund seiner sowieso trainierten Muskulatur ohne den Stiefel besser als der nicht so erfahrene Reiter. Gummistiefel leisten das nicht, weshalb man für diese Funktion dann besser noch auf Stiefeletten und Stiefelschäfte zurückgreift (und dann gleichzeitig auch noch das bessere Fußklima dazu bekommt). Dass der Stiefel für die ideale Beinlage im Sattel ausgeformt ist, verhindert meist, dass man bequem darin läuft, weshalb er kein Schuh für Reiter ist, die ihrem Pferd mehr Sicherheit geben können, wenn sie mal ein Stück daneben her laufen oder so, denn laufen kann man nicht wirklich gut drin.

Dann hält das Leder Schweiß, Talg und Staub vom Bein weg. Durch's Hosenbein könnte grade auch der Schweiß durch. Beim Leder reicht einmal mit feuchtem Lappen drüber wischen und das Zeug ist wieder weg. Man muss die Reithose viel weniger waschen, was der auch gut tut.

Auch vor Einflüssen von außen schützt der Reitstiefel: Sträucher, durch die man streift, wenn ein Weg recht zu gewachsen ist, Regen, Schnee, Wind, aber auch Sonne greifen nicht so an.

Dazu kommt noch, dass der Schuh den Übergang zum Sattelblatt verdeckt. Je nach Ausfertigung des Sattelblatts, Größenverhältnis von Pferd und Reiter etc. kann es schon passieren, dass es an einer ungünstigen Stelle des Reiterbeins endet und den Reiter drückt. Wenn man sich einen ganz neuen Sattel durch seinen Sattler vom Hersteller bestellen lässt, kann man im Rahmen von plus minus drei cm die Sattelblattlänge wählen und der Sattler schaut, dass das Blatt eine für das Pferd-Reiter-Paar passende Länge hat. Aber wenn man ein fremdes Pferd reitet oder einen gebrauchten Sattel anpassen lässt oder so, hat man die Wahl nicht. Wenn diese 3 cm Spielraum nicht reichen, ansonsten aber genau dieses Modell alle Träume erfüllt und Pferd und Reiter ideal passt, wird man auch lieber einen Stiefel tragen als wegen der Blattlänge auf den Sattel zu verzichten.

Bei nicht ganz ausbalancierten Reitern, beispielsweise noch etwas ungeübteren oder nach einer längeren Pause passiert es auch mal, dass man eben doch keinen ganz so gleichmäßigen Bügeldruck her bringt. Das führt dazu, dass sich bei Entlasten der Steigbügelriemen ein bisschen "öffnet" und bei wieder Belasten "schließt" - da haben sich schon mehr Reiter das Bein gezwickt. Da Übung bekanntlich den Meister macht, bringt es jeder mit mehr oder weniger Übung (eben auch nach persönlichem Talent, wie die Bewegungen und die Anatomie von Pferd und Reiter zusammenpassen und wie einem persönlich der Sattel passt, braucht man mehr oder weniger Übung) hin, dass der Druck gleichmäßig erhalten bleibt. Andererseits muss auch klar sein, dass eine Schenkelhilfe weniger ein "Treten nach dem Pferd" ist, sondern dieses länger oder kürzer Anlegen der begleitenden Wade sehr viel über den Bügeldruck gemacht wird - und eben nicht jede Druckvariation eine Art Reiterfehler ist, sondern vielfach auch Hilfengebung. Wenn da der Steigbügel zwickt ohne Stiefel, bei dem ist es mit Stiefel sofort weg.

Ich reite schon sehr gerne im Stiefel, jedoch auch gerne in einem anderen Schuh. Kommt auch drauf an, was ich machen möchte, was ich von meinem Pferd zu verlangen vor habe. Möchte ich an der dressurmäßigen Gymnastizierung arbeiten, merke ich doch, dass meine Hilfengebung mit Stiefel deutlich präziser ist als ohne. Möchten wir nur im Gelände genussvoll dahin schreiten oder auch einfach zur Konditionsbildung galoppieren, reite ich grundsätzlich nicht mit Stiefeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

https://de.wikipedia.org/wiki/Reitstiefel

Die gemeinsamen Eigenschaften aller Reitstiefel und -schuhe ist ihre durchgehende Sohle, ein Absatz und ein über den Knöchel ragender Schaft. Während viele normale  Schuhe eine mehrteilige Lauf sohle aufweisen, ist dies bei Reitstiefeln nicht erwünscht, um jedes mögliche Verhaken der Stiefel im  Steigbügel insbesondere bei Stürzen zu verhindern, was im Extremfall durch Nachschleifen des Reiters zu schweren Verletzungen führen kann.

Zum Schutz des Beines.

Erst letztens bin ich beim Ausreiten durch eine botanische Engstelle geritten und war echt froh, dass meine Bein durch die Stiefel geschützt waren. Ich persönlich empfinde den Reitstiefel als Schutz und auch als gewissen Stabilisator und er gehört für mich als Dressurreiter einfach auch zur Reiterausstattung dazu.

Folgendes schreibt die FN zur Reiterausrüstung: "Ganz wichtig für die Sicherheit ist, dass alle Reitschuhe/ Reitstiefel einen Absatz haben und bis über den Knöchel reichen. Beim Reiten in Halb- oder Turnschuhen können die Steigbügel schnell an die empfindlichen Fußknöchel schlagen. Schuhe ohne Absätze rutschen leicht zu weit in den Steigbügel, so dass man mit dem Fuß hängen bleiben kann. Bei einem Sturz kann das zu gefährlichen Situationen führen."

CDNRW  28.01.2024, 16:36

Eine botanische Engstelle!!!!! OMG!!! 🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️

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"Man" macht das aus unterschiedlichen Gründen. Die Stiefel haben ihren Ursprung in der Militärreiterei, sind also keine Modeerfindung, sondern da steckt durchaus Sinn dahinter. Sie haben sich bis heute bewährt, als Schutz und Stütze des Reiterbeins. Viele Reiter finden außerdem Gefallen daran, sich möglichst schick auszustaffieren u. empfinden die Stiefel auch als modisches Accessoires. Und auf Turnier, zumindest nach FN-Richtlinien, gehören die Stiefel zur Pflichtbekleidung.

Und dann muss ja auch differenziert werden... Dressurstiefel sind zB höher als Springstiefel, da eine gewisse Steifigkeit des Reiterbeines durchaus gewünscht ist. Für's Springen dagegen wären Form u. Höhe eines Dressurstiefel kontraproduktiv, hier braucht der Reiter Stiefel, die dem Bein mehr Bewegungsfreiheit lassen, es aber trotzdem gut umschließen. Und dann gibt es noch Stiefeletten, die gehen nur bis über den Knöchel, die sind natürlich entsprechend flexibel u. werden meist zu bzw. unter sog. Jodhpurhosen getragen. Oft von Freizeitreiten oder auch in der Isi-Szene weit verbreitet. In der Westernreiterei gibt es entsprechende Stiefel u. Boots, welche dann wieder ganz anders aussehen.

In anderen Ländern sieht es manchmal ganz anders aus, als bei uns, die Anforderungen u. die Ausrüstung sind anders, ergo auch die Bekleidung.

Daher kann "man" das also nicht pauschalisieren, warum "man" hohe Stiefel beim Reiten trägt...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Das Bein liegt ruhiger am Pferd. Man sagt daher, dass Jodpurs für Anfänger nicht gut geeignet sind, weil sie eh erst lernen müssen, das Bein korrekt am Pferd zu gebrauchen.

Ich trage allerdings seit Ewigkeiten nur kurze Stiefeletten, die über den Knöchel gehen, da ich Reitstiefel unbequem finde. Aber vor kurzem hatte ich vergessen, die Stiefeletten anzuziehen und merkte erst im Stall, dass ich noch Turnschuhe anhatte. Ich wollte aber unbedingt kurz reiten und bin also mit Turnschuhen ausgeritten.

Ich fand es scheußlich und hatte den Eindruck, überhaupt keinen anständigen Sitz zu haben. Obwohl ich Bügel habe, in denen man kaum hängen bleiben kann, war ich froh, wieder im Stall zu sein und schwor mir, es nie wieder zu machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung